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Was meinen wir, wenn wir von einem Menschen sagen, er sei ganz er selbst? Wie kann es sein, dass eine Person nicht mit sich übereinstimmt? Was bedeutet es, wenn jemand sich verfehlt? Diese Fragen betreffen den Problemkreis der Authentizität oder des freien Selbstseins. Jeweils aus einer philosophisch-phänomenologischen und einer psychologisch-funktionsanalytischen Perspektive werden diese Themen unterschiedlich beleuchtet. Dabei stellt sich heraus, dass die Phänomene von Authentizität und Eigentlichkeit sowie Regression und Uneigentlichkeit auf die Möglichkeit sogenannter "existenzieller Entscheidungen" verweisen und eng mit dem Phänomen des Gewissens zusammenhängen. Die Frage authentischer Existenz wird von den Autoren unterschiedlich angegangen; beide Dialogpartner treffen sich aber in der Bestimmung von eigentlichem Selbstsein als einer Selbstaneignung - jenseits der gängigen Vorstellung von essentialistischer "Selbstfindung" und dezisionistischer "Selbsterfindung". Authentizität beruht vielmehr auf einer bewussten Authentifikation schon vorhandener Strebungen. Es gibt daher auch kein freies, eigentliches Selbstsein ohne die beständige Möglichkeit der Regression und der Selbstverfehlung.
About the author
Julius Kuhl, geboren 1947, Dr. phil., nach Forschungsaufenthalten in den USA und Mexico sowie 4 Jahren als leitender Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für psychologische Forschung Professor für Persönlichkeitspsychologie in Osnabrück; er entwickelte die Theorie der Persönlichkeits-System-Interaktionen (PSI-Theorie). 2012 Preis für sein wissenschaftliches Lebenswerk von der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.
Prof. Dr. phil. Andreas Luckner lehrt Philosophie an der Universität Stuttgart. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte betreffen Fragen der Philosophie der Praxis, der Technik, der Zeit und der Musik.