Read more
About the author
Der russische Romancier Michail Bulgakow (1891-1940) sehnte sich nach Ruhe und führte ein atemloses Leben: Dreimal war er verheiratet; er studierte Medizin, schlug sich als Übersetzer und Theaterregisseur durch. Er war morphiumsüchtig; seine Werke wurden zensiert, er widersetzte sich Stalin, der ihm die Ausreise verwehrte. Als er mit 49 Jahren starb, hatte er die letzten zwölf Jahre an seinem Lebenswerk Meister und Margarita geschrieben.
Summary
"Die Kabale der Scheinheiligen", ein Drama über
Moliére, ist zugleich Bulgakows Vision seines eigenen weiteren
Schicksals. Moliére, dem Ludwig XIV. zunächst äußerst
zugetan war, wird vom Sonnenkönig fallengelassen, als es
das machtpolitische Kräfteverhältnis erfordert. Der
große Komödiant ist nunmehr schutzlos den Kabalen der
Höflinge ausgeliefert und beendet sein Leben schließlich
als verketzerter und verhöhnter Dichter.
Puschkin hat nie die Gunst seines Herrschers genossen. Er stellt
mit seiner geistigen Unabhängigkeit eine schwere Gefahr für
das absolutistische System dar, weshalb ihn Nikolaus I. auch mit
allen Mitteln vernichten will. Geschickt fädelt der Zar
Intrigen ein, die Puschkin schließlich keine andere Wahl
lassen, als seine Ritterlichkeit in einem Duell zu beweisen.
Puschkin stirbt, doch wissen selbst die Spitzel des Zaren, die
den Leichnam aus Angst vor einem Aufruhr heimlich aus der Stadt
schaffen, daß seine Dichtung ewig weiterleben wird.
Bulgakow, der Mitte der dreißiger Jahre, als er diese beiden
Stücke schrieb, bereits öffentlich geschmäht und
verfehmt war, gestaltet in ihnen zugleich seine eigene Zuversicht:
Wahre Kunst kann von keiner Macht dieser Welt getötet werden.
Bei aller historischen Detailtreue hat Bulgakow zeitlose Parabeln
geschaffen, die von der Zensur durchaus als solche verstanden
wurden. Bulgakow hat nie die Aufführung dieser Dramen erlebt.
Kurz vor der Premiere wurde auch sein letztes Stück "Batum"
verboten. Es sollte zu Stalins 60. Geburtstag im Moskauer Künstlertheater
aufgeführt werden. Bulgakow wurde lange Zeit vorgeworfen,
er habe sich mit seiner romantisch verklärten Darstellung
des jungen Revolutionärs Stalin dessen Gunst erkaufen wollen.
Der Diktator hatte aber offenbar sehr genau verstanden, in welch
bitterhöhnischem Kontrast zur politischen Wirklichkeit des
Jahres 1939 die Handlung dieses Stückes stand.