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Mitte des 17. Jahrhunderts begann in Europa eine neue Ära des Denkens, die einen veränderten Umgang mit Quellen erforderte - auch in der Kartographie. Karten wurden nun kritisch hinterfragt, ergänzt und kommentiert, wenn Informationen nicht grafisch darstellbar waren. Weiße Flecken galten nicht mehr als Unsicherheiten, sondern zeigten bewusst das Nicht-Wissen. Karten beeindruckten fortan nicht nur durch das Gezeigte, sondern auch durch das Ausgelassene.
Ein neuer Ansatz, der technische, empirische und quantifizierende Methoden vereinte, setzte sich durch. Sternwarten und geografische Gesellschaften begannen, relevante Daten systematisch zu sammeln, zu prüfen und verfügbar zu machen. Damit endete das verbreitete "Abkupfern" älterer Karten. Die neue Kartographie stellte Verlässlichkeit in den Mittelpunkt. Ein bedeutender Vertreter war Tobias Mayer (1723-1762), der über 40 Karten im neuen Stil schuf und sowohl technische als auch organisatorische Standards verbesserte. Für seine Methode zur exakten Bestimmung der geografischen Länge wurde er posthum vom britischen Parlament ausgezeichnet.
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Armin Hüttermann hat sich in den letzten Jahren zahlreichen Aspekten aus dem Leben und Werk des Naturwissenschaftlers Tobias Mayer gewidmet und in diesem Zusammenhang ein Museum gestaltet und geleitet. Daraus entstanden eine Reihe von Ausstellungen und Publikationen, die sich an seine Forschungen zur Kartographie und Kartendidaktik anschlossen.