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Wie lässt sich Argumentationskompetenz im Unterricht wirksam fördern? Der Sammelband nimmt diese zentrale Frage auf und richtet den Blick auf das Toulmin-Schema als theoretisches und didaktisches Modell der Argumentationsanalyse. In vielen Fachdidaktiken etabliert, dient es dazu, argumentative Strukturen sichtbar zu machen und Lernprozesse gezielt zu unterstützen. Zugleich steht seine theoretische Tragfähigkeit zunehmend zur Diskussion. Die Beiträge aus der Philosophie-, Deutsch- und Geographiedidaktik beleuchten das Toulmin-Schema aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven, prüfen seine Anschlussfähigkeit und zeigen alternative Zugänge auf. Neben systematischen und empirischen Analysen werden Beispiele aus der Unterrichtspraxis vorgestellt, die den Umgang mit Argumentation in verschiedenen Fächern veranschaulichen. Der Band bietet damit eine kritische und theoriegeleitete Bestandsaufnahme, die neue Impulse für Forschung und Unterrichtsentwicklung gibt.
List of contents
Kathrin Kazmaier, Dominik Balg, David Lanius & David Löwenstein
Einleitung
Matthias Holweger & Friedrich Christoph Dörge
Die vermeintlichen Vorzüge des Toulmin-Schemas - Eine kritische Betrachtung
Tobias Martin
Was genau ist das Toulmin-Schema?
Philipp Dragic
Die Förderung argumentativer Fähigkeiten als indirekte Strategie gegen Schülerrelativismus - Ein Anwendungsvergleich zwischen Toulmin-Schema und auf formaler Logik basierender Argumentationstheorie
Karoline Kucharzyk
Das Toulmin-Schema zur Qualitätsprüfung von Argumentationen im Geographieunterricht - wirklich eine gute Idee? - Zu methodischen Problemen in Theorie und Praxis
Hans-Georg Müller
Redundante Schlussregelergänzung zur Analyse alltagsweltlicher argumentativer Texte im Deutschunterricht
Julia v. Dall'Armi
„Hat nicht auch der Prinz Mitleid verdient?" - Das Toulmin-Schema und seine Bedeutung für das literarische Lernen im Unterrichtsgespräch über Lessings Bürgerliches Trauerspiel „Emilia Galotti" (1772)
About the author
Kathrin Kazmaier arbeitet am Institut des Bundes für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen.
Dominik Balg ist Juniorprofessor an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.
David Lanius ist Assistenzprofessor für Praktische Philosophie und Philosophiedidaktik an der Paris-Lodron-Universität Salzburg und Leiter des Forums für Streitkultur.
David Löwenstein lehrt Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.
Summary
Dieser Sammelband bietet eine interdisziplinäre und kritisch fundierte Auseinandersetzung mit dem Toulmin-Schema als Modell der Argumentationsanalyse und -förderung in Schule und Hochschule.
Das Toulmin-Schema ist in vielen Fachdidaktiken etabliert und dient dort als Werkzeug, um Argumentationsstrukturen sichtbar zu machen und argumentative Kompetenzen gezielt zu fördern. Zugleich zeigt sich eine wachsende Kluft zwischen seiner prominenten Rolle in der Unterrichtspraxis und der kritischen Bewertung in der aktuellen argumentationstheoretischen Debatte. Vor diesem Hintergrund versammelt der Band Beiträge aus der Philosophie-, Deutsch- und Geographiedidaktik, die das Toulmin-Schema aus verschiedenen fachlichen Blickwinkeln beleuchten, seine Potenziale und Grenzen analysieren sowie Alternativen aufzeigen.
Die Beiträge gehen dabei unterschiedlichen Fragen nach: Welche Argumentationsmodelle sind für den Unterricht geeignet? Inwiefern lässt sich das Toulmin-Schema didaktisch anschlussfähig operationalisieren? Wie wird mit argumentativen Strukturen in unterrichtlichen Kontexten tatsächlich gearbeitet? Neben systematischen Analysen werden konkrete Beispiele aus der Unterrichtspraxis diskutiert, etwa zur Rekonstruktion alltagsweltlicher oder literarästhetischer Argumentationen. Gemeinsam ist den Beiträgen der Anspruch, eine differenzierte, kontextbewusste und theoretisch informierte Perspektive auf das Argumentieren im Fachunterricht zu eröffnen.