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Reinbot von Durne bezeichnet seine Georgslegende als eine 'Blume der Wahrheit'. Entsprechend 'geblümt' und sprachlich verziert fällt denn auch seine Erzählung über das Leben und Martyrium des Heiligen aus. Aber ist es überhaupt angemessen, eine geistliche Wahrheit in solchem Maße auszuschmücken? Gemeinhin gilt doch, dass Legenden gemäß dem biblischen Ideal des
sermo humilis auf allzu ausladende Verzierungen des Geschriebenen verzichten sollten. Dennoch gibt es Legenden, in denen eine geschmückte und ausführliche Redeweise für den heiligen Erzählgegenstand geltend gemacht wird. Im Sinne der lateinischen Dichtungslehren des 12. und 13. Jahrhunderts wenden sie Verfahren der
amplificatio an. Die
amplificatio ist - so die These - das dezidierte Mittel der Wahl, um der erzählten Heiligkeit epische Plausibilität zu verleihen. Drei amplifizierte Beispiele nimmt die folgende Arbeit in den Blick: Neben dem
Heiligen Georg werden Heinrichs von Veldeke
Sente Servas und Rudolfs von Ems
Barlaam und Josaphat vor dem Hintergrund ihrer lateinischen Texttradition behandelt. Ein besonderer Fokus der Analyse liegt auf amplifizierenden Wiederholungstechniken.
About the author
Julius Herr, Goethe-University Frankfurt/M, Germany.
Summary
Reinbot von Durne bezeichnet seine Georgslegende als eine ‚Blume der Wahrheit‘. Entsprechend ‚geblümt‘ und sprachlich verziert fällt denn auch seine Erzählung über das Leben und Martyrium des Heiligen aus. Aber ist es überhaupt angemessen, eine geistliche Wahrheit in solchem Maße auszuschmücken? Gemeinhin gilt doch, dass Legenden gemäß dem biblischen Ideal des
sermo humilis
auf allzu ausladende Verzierungen des Geschriebenen verzichten sollten. Dennoch gibt es Legenden, in denen eine geschmückte und ausführliche Redeweise für den heiligen Erzählgegenstand geltend gemacht wird. Im Sinne der lateinischen Dichtungslehren des 12. und 13. Jahrhunderts wenden sie Verfahren der
amplificatio
an. Die
amplificatio
ist – so die These – das dezidierte Mittel der Wahl, um der erzählten Heiligkeit epische Plausibilität zu verleihen. Drei amplifizierte Beispiele nimmt die folgende Arbeit in den Blick: Neben dem
Heiligen Georg
werden Heinrichs von Veldeke
Sente Servas
und Rudolfs von Ems
Barlaam und Josaphat
vor dem Hintergrund ihrer lateinischen Texttradition behandelt. Ein besonderer Fokus der Analyse liegt auf amplifizierenden Wiederholungstechniken.