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Dass sich die Industrialisierung in den deutschen Ländern später vollzog als in Großbritannien oder Frankreich, ist in der Geschichtswissenschaft oft untersucht worden. Die Literaturgeschichtsschreibung hat ihren Beitrag zu diesem Forschungsfeld geleistet, indem sie literarische Zeugnisse der Auseinandersetzung mit der Industrialisierung und ihren Folgen vor allem zwischen 1830 und den 1870 erforscht und ausgewertet hat. Allerdings sind auch Erscheinungen und Phänomene der Vor- und Frühindustrialisierung wie Bergbau, Metallerzeugung, Maschinenbau und Energieerzeugung in literarischen Texten thematisiert worden. Ökonomische Diskurse finden ebenfalls Eingang in die Literatur: Bereits in der Vor- und Frühindustrialisierung werden kritische Wahrnehmungen der neuen Zeit formuliert. Die technische Entwicklung veränderte sowohl die Staats- als auch die Volkswirtschaft und wälzte die soziale Ordnung um.
Der Band versammelt Beiträge, die den Umgang der Literatur mit Erscheinungen und Debatten der Vor- und Frühindustrialisierung aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren.
List of contents
Stephanie Blum: "Ich muß zu meiner Herzens-Lust/ Mich mit dem Bergmanns-Kleide schmücken." Sidonia Hedwig Zäunemanns vorindustrielles Bergwerks-Gedicht im Kontext der Frühaufklärung
Uwe Hentschel: Zu einer protoindustriellen Modernitätsinsel im deutschen Reich
Hermann Gätje: Technischer Fortschritt und Humanität in Johann Gottfried Herders geschichtsphilosophischem Konzept
Maximilian Lippert: "... denn der Bauer ist die Stütze des Staats." Die Physiokratie im Umfeld des Sturm und Drang
Philipp Sperner: Romantische Prospektionen: Alexander von Humboldt, Novalis und die Tiefendimension frühindustrieller Extraktion
Lothar Bluhm: Bewegung und Gegenbewegung. Märchen im Horizont der Vor- und Frühindustrialisierung
Sikander Singh: Johann Wolfgang von Goethe, Christian Friedrich Habel und die Geschichte des Bergbaus in den Nassauischen Ländern. Zu einer unbekannten Quelle von Dichtung und Wahrheit
Michael Jaeger: Goethes Faust und die Industrielle Revolution
Charlotte Rathjen: Zeitrechnung und Lebensgleichung. Die Vermessung der Lebenszeit am Beispiel von Therese Huber Die Frau von vierzig Jahren und Charlotte von Ahlefeld Die Frau von vierzig Jahren
Norbert-Otto Eke: Die menschenfressende Moderne. Desintegrationseffekte im Roman zwischen 1830 und 1850
Christopher Meid: Aristokratie und Industrie. Reflexionen des Epochenwandels in Karl Immermanns Zeitroman Die Epigonen und Luise Ottos sozialem Roman Schloss und Fabrik
Olaf Briese: Kloster, Burg, Feenpalast, Maschinensaal. Louise Ottos Roman Schloß und Fabrik im literarisch-topologischen Vergleich
About the author
Dr. Hermann Gätje ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass an der Universität des Saarlandes.
Prof. Dr. Sikander Singh lehrt Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität des Saarlandes und ist Leiter des Literaturarchivs Saar-Lor-Lux-Elsass.
Summary
Dass sich die Industrialisierung in den deutschen Ländern später vollzog als in Großbritannien oder Frankreich, ist in der Geschichtswissenschaft oft untersucht worden. Die Literaturgeschichtsschreibung hat ihren Beitrag zu diesem Forschungsfeld geleistet, indem sie literarische Zeugnisse der Auseinandersetzung mit der Industrialisierung und ihren Folgen vor allem zwischen 1830 und den 1870 erforscht und ausgewertet hat. Allerdings sind auch Erscheinungen und Phänomene der Vor- und Frühindustrialisierung wie Bergbau, Metallerzeugung, Maschinenbau und Energieerzeugung in literarischen Texten thematisiert worden. Ökonomische Diskurse finden ebenfalls Eingang in die Literatur: Bereits in der Vor- und Frühindustrialisierung werden kritische Wahrnehmungen der neuen Zeit formuliert. Die technische Entwicklung veränderte sowohl die Staats- als auch die Volkswirtschaft und wälzte die soziale Ordnung um.
Der Band versammelt Beiträge, die den Umgang der Literatur mit Erscheinungen und Debatten der Vor- und Frühindustrialisierung aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren.