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Wie steht es um die Originalität, Virtuosität und das Ethos der modernen Literatur, wenn sie ihre Form im regelversessenen Exerzitium sucht?Die moderne Literatur wird von autonomen Autor*innen durch originelle Formexperimente geprägt. Der vorliegende Band löst sich von dieser literaturgeschichtlich erprobten Profilbestimmung, und untersucht, wie sich moderne Texte auf vormoderne, religiös verankerte Schreibpraktiken beziehen und so als Exerzitien verstanden werden können. Dabei steht nicht nur die konkrete geistliche Übung im Fokus, sondern auch Verarbeitungen spiritueller Formen wie Gebet, Litanei, Beichte oder Meditation. Die Beiträge zeigen, wie sich die moderne Literatur am vormodernen Formspektrum übt und gleichzeitig kreativ über dessen normierende Rahmungen hinausgeht.Daraus folgen mehrere Fragen: Was geschieht mit vormodernen Schreibweisen und Praktiken, wenn sie in die moderne Literatur einwandern? Wie ist Innovation, ja Virtuosität für eine Literatur möglich, die am regelversessenen Exerzitium Maß nimmt? Wie steht es mit dem ethischen Anspruch ebendieser Literatur? Welche Vorstellungen vom schreibenden und lesenden Selbst werden entworfen? Der Band erarbeitet, wie eine exerzitiale Literatur der Moderne sowohl moralische Zwänge als auch Freiheitsräume auslotet, und diskutiert, wie aus dieser Spannung heraus das Verhältnis von Literatur und Lebenswelt neu zu bestimmen ist.
About the author
Jakob Christoph Heller, geb. 1985, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Germanistischen Institut der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.
Veröffentlichungen u. a.: Ludwig Tieck: Novellenkranz. Ein Almanach auf das Jahr 1832. Kritische Ausgabe (2024, Mhg.); Figuren der Endlichkeit in der Europäischen Romantik (2024, Mhg.); Handbuch Idylle. Verfahren – Traditionen – Theorien (2022, Mhg.).Carolin Rocks, geb. 1983, Vertretungsprofessorin am Institut für Germanistik der Universität Hamburg.
Veröffentlichungen u. a.: Gottsched-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung (2023, Mhg.); Heldentaten – Heldenträume. Zur Analytik des Politischen im Drama um 1800 (2020).
Summary
Wie steht es um die Originalität, Virtuosität und das Ethos der modernen Literatur, wenn sie ihre Form im regelversessenen Exerzitium sucht?
Die moderne Literatur wird von autonomen Autor*innen durch originelle Formexperimente geprägt. Der vorliegende Band löst sich von dieser literaturgeschichtlich erprobten Profilbestimmung, und untersucht, wie sich moderne Texte auf vormoderne, religiös verankerte Schreibpraktiken beziehen und so als Exerzitien verstanden werden können. Dabei steht nicht nur die konkrete geistliche Übung im Fokus, sondern auch Verarbeitungen spiritueller Formen wie Gebet, Litanei, Beichte oder Meditation. Die Beiträge zeigen, wie sich die moderne Literatur am vormodernen Formspektrum übt und gleichzeitig kreativ über dessen normierende Rahmungen hinausgeht.
Daraus folgen mehrere Fragen: Was geschieht mit vormodernen Schreibweisen und Praktiken, wenn sie in die moderne Literatur einwandern? Wie ist Innovation, ja Virtuosität für eine Literatur möglich, die am regelversessenen Exerzitium Maß nimmt? Wie steht es mit dem ethischen Anspruch ebendieser Literatur? Welche Vorstellungen vom schreibenden und lesenden Selbst werden entworfen? Der Band erarbeitet, wie eine exerzitiale Literatur der Moderne sowohl moralische Zwänge als auch Freiheitsräume auslotet, und diskutiert, wie aus dieser Spannung heraus das Verhältnis von Literatur und Lebenswelt neu zu bestimmen ist.