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About the author
Markus Bernauer, geboren in Basel, ist Leiter der Jean Paul Edition an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und lehrt Deutsche Philologie und Vergleichende Literaturwissenschaft an der TU Berlin. Er besorgte u. a. Editionen der Werke von Paul Heyse, der Aufzeichnungen von Wilhelm Heinse und der Briefe an Jean Paul. Er war Mitherausgeber der Sammlung deutscher libertiner Texte Freiheit, Gleichheit, Sinnlichkeit (Galiani Berlin). Zahlreiche seiner Bücher und Aufsätze widmen sich der europäischen Literatur seit dem 18. Jahrhundert sowie der Kunsttheorie und bildenden Kunst.
Summary
Ein libertines Buch sei eines, »in dem Unzucht und Ungläubigkeit auf gefällige Weise verquickt« seien, schrieb der Marquis de Sade über den Roman Thérèse philosophe des Marquis d’Argens, eines Höflings Friedrichs II. Libertine Bücher, in denen Pornografie mit Blasphemie einhergeht, Freizügigkeit mit der Leugnung Gottes und der unsterblichen Seele, gibt es seit der Renaissance. Sie feierten im Frankreich der Aufklärung ihre Blütezeit. Aber in Deutschland? Was die Wissenschaft lange nicht wahrhaben wollte, weiß man heute besser: Es existieren viele pornografische Titel in deutscher Sprache, und klassische deutsche Autoren haben Schriften veröffentlicht, die gleichermaßen freizügig wie blasphemisch sind: Goethe, Wieland, Heinse.
Markus Bernauer erzählt erstmals umfassend die Geschichte der libertinen Literatur in Deutschland im europäischen Kontext. Er spannt den Bogen von der Antikenbegeisterung in der italienischen Renaissance, die Hurengeschichten des Barock und der Aufklärung über obszöne Erziehungsromane, antiklerikale Pornografie und pornografisches Theater bis hin zu Großstadtsatiren und Prostitutionsführern. Nicht zu vergessen die deutschen Klassiker und den preußischen Hof Friedrichs II., wo man hätte glauben können, »die sieben Weisen Griechenlands unterhielten sich im Bordell« (Voltaire).