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Der Papst leitet gleichzeitig die Katholische Kirche, die größte verfasste Glaubensgemeinschaft der Welt, und den Heiligen Stuhl, die einzige religiöse Institution, mit der fast alle Staaten als Völkerrechtssubjekt diplomatische Beziehungen unterhalten. Seine Aufgabe als Kirchenoberhaupt liefert die soziale Machtbasis für die politische Rolle in den internationalen Beziehungen. Der Papst muss das Kirchenvolk in beeindruckender Zahl mobilisieren, um seine Stellung in der Diplomatie zu behaupten. Seine Diplomaten dienen umgekehrt den Interessen der Kirche, die - ihrem Selbstverständnis nach - Mitglieder und Mission, aber auch Frieden und Gerechtigkeit für die Menschheit im Blick zu behalten hat. Die Medienarbeit des Papstes verstärkt sowohl Mobilisierung als auch Diplomatie. Im Idealfall gelingt dem Papst der Balanceakt zwischen Kirchen- und Weltpolitik durch eine kohärente Macht- und Moralpolitik. In der Realität muss er aber oft prekäre Kompromisse finden. Im 20. Jahrhundert lag die Präferenz der Päpste - so Mariano Barbato in seiner politikwissenschaftlichen Analyse des Papsttums und des Vatikans - im Zweifel bei der Förderung der weltpolitischen Rolle des Heiligen Stuhls.
List of contents
Inhaltsverzeichnis
1. Macht- und Moralpolitik für Kirche und Welt
2. Leo XIII: Arbeitermassen und Diplomatie
3. Pius X: Mobilisierung gegen die Hochmoderne
4. Benedikt XV: Weltkrieg, Weltmission und Nationalkatholizismus
5. Pius IX: Staatlichkeit gegen Demobilisierung
6. Pius XII: Wege aus dem Weltkrieg in den Westen
7. Johannes XXIII: Konzil und Kubakrise
8. Paul VI: Erschüttertes Zentrum, Reisen an die Peripherie
9. Johannes Paul I: Kontrafaktische Spekulationen
10. Johannes Paul II: Weltmacht Weltkirche
11. Benedikt XVI: Liturgie und Öffentlichkeit
12. Franziskus: Synodalität und Globalisierung
13. Leo XIV: Optionen der Moderationen
About the author
Mariano Barbato ist außerplanmäßiger Professor für Politikwissenschaft an der Universität Passau und Associate Professor (zugleich DAAD-Langzeitdozent) an der Andrassy Universität Budapest.
Summary
Der Papst leitet gleichzeitig die Katholische Kirche, die größte verfasste Glaubensgemeinschaft der Welt, und den Heiligen Stuhl, die einzige religiöse Institution, mit der fast alle Staaten als Völkerrechtssubjekt diplomatische Beziehungen unterhalten. Seine Aufgabe als Kirchenoberhaupt liefert die soziale Machtbasis für die politische Rolle in den internationalen Beziehungen. Der Papst muss das Kirchenvolk in beeindruckender Zahl mobilisieren, um seine Stellung in der Diplomatie zu behaupten. Seine Diplomaten dienen umgekehrt den Interessen der Kirche, die – ihrem Selbstverständnis nach – Mitglieder und Mission, aber auch Frieden und Gerechtigkeit für die Menschheit im Blick zu behalten hat. Die Medienarbeit des Papstes verstärkt sowohl Mobilisierung als auch Diplomatie. Im Idealfall gelingt dem Papst der Balanceakt zwischen Kirchen- und Weltpolitik durch eine kohärente Macht- und Moralpolitik. In der Realität muss er aber oft prekäre Kompromisse finden. Im 20. Jahrhundert lag die Präferenz der Päpste – so Mariano Barbato in seiner politikwissenschaftlichen Analyse des Papsttums und des Vatikans – im Zweifel bei der Förderung der weltpolitischen Rolle des Heiligen Stuhls.