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Die Erfassung, Beschreibung und Publikation manueller Praktiken ist dezidierter Bestandteil von Aufklärung . Hinzu kommen analoge Kompendien zu Körpertechniken und popularisierende Darstellungen gelehrter oder adeliger Sonderkenntnisse. Das Verständnis des im gelehrten Diskurs repräsentations- und reflexionswürdigen Menschen wird im 18. Jahrhundert entschieden erweitert, orientiert sich dabei jedoch zugleich an den Bildungs-, Erziehungs- und Kompetenzbedürfnissen des sich wirtschaftlich, sozial und politisch formierenden Bürgertums. Die große Fülle menschlicher Tätigkeiten wird erfasst und repräsentiert, diese werden im Medium des Drucks tradierbar und damit einer breiten Öffentlichkeit verfügbar gemacht; die Techniken werden diskutierbar, kritisch überprüfbar und damit optimierbar. Vor diesem Hintergrund untersucht der Band erstens an verschiedenen Metiers, wie sich solche Kodifikationen von praktischem Wissen vollziehen; zweitens gibt er Gelegenheit, Aspekte zu diskutieren, die nicht primär auf spezifische Praxisfelder zielen, sondern auf systematische Fragen; drittens öffnet der Band Perspektiven auf die Aufklärung selbst als kulturelle Praxis, die sich durch Erfassungs-, Diskursivierungs- und Optimierungspraktiken ebenso konstituiert wie über philosophische und juristische Debatten.
List of contents
1. Handwerk und Wissen im 18. Jahrhundert. Einleitung.- 2. Druckerhandwerk und aufklärerische Öffentlichkeit kommunikative Selbstentwürfe in typographischer Literatur des 18. Jahrhunderts.- 3. Von Aufdingung, Gesellenmachen und Umfrage. Zur Kodifizierung von Handwerksbräuchen in Friedrich Frieses Der vornehmsten Künstler und Handwercker Ceremonial-Politica (1705 1716).- 4. Beschreibungslust. Gottfried Taubert: Rechtschaffener Tantzmeister (1717).- 5. Theoria cum praxi. Die Kriegskunst des 18. Jahrhunderts zwischen Diskursen und Praktiken.- 6. »Man macht daraus ein Geheimnis, das in unseren aufgeklärten Zeiten auffallend ist.« Zur Kodifizierung der frühneuzeitlichen Salzwerkskunde.- 7. Handwerk, Kunst oder Wissenschaft? Deutschsprachige Fachliteratur für Apotheker im 18. Jahrhundert.- 8. »A living language is a practical science«: Fremdsprachenlernen als praktisches Wissen im 18. Jahrhundert.- 9. Handwerk, Handarbeit, Arbeit. Ökonomie und Geschlecht im Praxiswissen der Weberei im 18. Jahrhundert.- 10. Genres des Sporerhandwerks in der Frühen Neuzeit. Von der aemulativen Bildrhetorik der Bissbücher über die Reitlehre zum enzyklopädischen Wissen.- 11. Orgelbeschreibungen und Orgelmacherey . Orgelbaubücher des 17. und 18. Jahrhunderts zwischen Theorie und Praxis.
About the author
Mark-Georg Dehrmann ist Professor für Neuere deutsche Literatur mit komparatistischem Schwerpunkt an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Barry Murnane ist seit 2013 Fellow in German am St John’s College und Assoc. Prof für Neuere deutsche Literatur an der Faculty of Medieval and Modern Languages, Universität Oxford.
Stefanie Stockhorst ist Inhaberin des Lehrstuhls für Neuere deutsche Literatur (16.–18. Jahrhundert) an der Universität Potsdam.