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Von der Stille, den Sternen, vom Schmerz her - ein Wiegenlied für das Weitermachen Anja Bachl schreibt ein Leben voller Gleichzeitigkeiten. Es ist ein diffuser Zustand, in dem sich das lyrische Ich wiederfindet: Mitternachtszustand kreist um das Dazwischen, in dem Formen zerfallen und Gewissheiten brüchig werden - nicht Tag, nicht Nacht, aber ein Schweben ohne feste Beheimatung. Mitternachtslyrik hält diese Brüche nicht zurück, vielmehr lässt sie sie zittern, aufflackern, sich verformen. habe mich nie als Gegebenheit / wahrgenommen sondern / als dehnbares Material - so wird Uneindeutigkeit nicht Mangel, sondern Echo. So trifft das Bedürfnis nach Trost auf die Notwendigkeit des Weitermachens. Aus diesem Driften, das mehr sein kann als Haltlosigkeit, wächst eine Suchbewegung, die nach Worten tastet, wo Wirklichkeiten zerspringen und sich gegen Zuschreibungen stemmt, die verfehlen.Ein Lyrikband der zeigt, dass Worte nicht alles wandeln, aber tragen. Gedichte, die zeichnen: ein Leben, das sich im Mitternachtszustand verfängt, das ausbricht. Diese Momente sind: existenziell, fluide, queer.In Anja Bachls Lyrik werden Reibungen gesammelt; die Strophen legen Risse frei, durch die wir hindurchsehen - auf uns selbst, auf andere, auf das Unausgesprochene. Wir finden uns in einer Sprache wieder, die bricht, sucht und sich neu zusammensetzt, in der wir uns verlieren dürfen und doch gespiegelt werden: tastend, schwebend, widerspenstig gegen das Abhandenkommen. Ob im Atemholen nach dem Aussetzen des Herzens, dem Zulassen des Glitchs oder dem Umlegen aus unsanften Zähnen - Mitternachtszustand sucht das Trotzdem.ich liege unsanft in meinen Zähnen / hole dey aus dem Schlund der Sterne lausche der Polarnacht / rücklings fädle ich eine Brücke / die Schnäbel über uns / Zinnien / es trieft / untereinander treu
About the author
Anja Bachl, geboren 1986 in Salzburg, schrieb u. a. für die Kammeroper Salzburg, diverse Ensembles und das Salzburger Kulturzentrum ARGEkultur, ihre Gedichte wurden 2024 im Zuge der Bregenzer Festspiele vertont. 2021 erhielt sie den Irma-von-Troll-Borostyáni-Preis für journalistische Beiträge, 2024 stand sie auf der Longlist des Lyrikpreises München. 2021 erschien im Haymon Verlag ihr erster Gedichtband "weich werden", ihre Lyrik wurde mit dem Georg-Trakl-Förderungspreis ausgezeichnet. Für "Mitternachtszustand" bekam Anja Bachl 2025 das Startstipendium für Literatur des österreichischen Bundesministeriums zugesprochen. Der zweite Lyrikband der Autorin erscheint im April 2026.
Summary
Von der Stille, den Sternen, vom Schmerz her – ein Wiegenlied für das Weitermachen
Anja Bachl schreibt ein Leben voller Gleichzeitigkeiten. Es ist ein diffuser Zustand, in dem sich das lyrische Ich wiederfindet: Mitternachtszustand kreist um das Dazwischen, in dem Formen zerfallen und Gewissheiten brüchig werden – nicht Tag, nicht Nacht, aber ein Schweben ohne feste Beheimatung. Mitternachtslyrik hält diese Brüche nicht zurück, vielmehr lässt sie sie zittern, aufflackern, sich verformen. habe mich nie als Gegebenheit / wahrgenommen sondern / als dehnbares Material – so wird Uneindeutigkeit nicht Mangel, sondern Echo. So trifft das Bedürfnis nach Trost auf die Notwendigkeit des Weitermachens. Aus diesem Driften, das mehr sein kann als Haltlosigkeit, wächst eine Suchbewegung, die nach Worten tastet, wo Wirklichkeiten zerspringen und sich gegen Zuschreibungen stemmt, die verfehlen.
Ein Lyrikband der zeigt, dass Worte nicht alles wandeln, aber tragen.
Gedichte, die zeichnen: ein Leben, das sich im Mitternachtszustand verfängt, das ausbricht. Diese Momente sind: existenziell, fluide, queer.
In Anja Bachls Lyrik werden Reibungen gesammelt; die Strophen legen Risse frei, durch die wir hindurchsehen – auf uns selbst, auf andere, auf das Unausgesprochene. Wir finden uns in einer Sprache wieder, die bricht, sucht und sich neu zusammensetzt, in der wir uns verlieren dürfen und doch gespiegelt werden: tastend, schwebend, widerspenstig gegen das Abhandenkommen. Ob im Atemholen nach dem Aussetzen des Herzens, dem Zulassen des Glitchs oder dem Umlegen aus unsanften Zähnen – Mitternachtszustand sucht das Trotzdem.
ich liege unsanft in meinen Zähnen / hole dey aus dem Schlund der Sterne lausche der Polarnacht / rücklings fädle ich eine Brücke / die Schnäbel über uns / Zinnien / es trieft / untereinander treu