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In guten Zeiten stand die Nationalökonomik im Ruf einer »politischen Klugheitslehre«, die als wissenschaftliche Disziplin das bestmögliche Funktionieren staatlich eingebundener Volkswirtschaften erforscht. Mitunter wurde sie dabei jedoch als eine Art »Sozialphysik« überschätzt, die vermeintlich einheitliche, immer und überall anwendbare und universal gültige Regeln zu liefern vermöge.Zum Abschluss des Alfred-Eugen-Ott-Forums zeigt Adolf Wagner auf, dass es sich bei der Nationalökonomik jedoch vielmehr um eine ambivalente Sozialwissenschaft des »Ungefähren« handelt, bei der sich aus speziellen Anwendungen unterschiedliche Befunde ergeben und die von ihren Anwendern sowohl Fingerspitzengefühl als auch »Tacit Knowledge« erfordert.
Vor diesem Hintergrund werden volkswirtschaftliche Aspekte von Verteilung, Beschäftigung und Wachstum eingehend erörtert. Nicht zuletzt gelingt Wagner damit eine kritische Einordnung der gegenwärtig intensiv diskutierten »Zeitenwende« in der marktwirtschaftlichen Demokratie Deutschlands.
List of contents
1. Nationalökonomik - das mehrdeutige HerrschaftswissenAufgabenbezogenes Wissen - Der »gesunde Menschenverstand« ist überfordert - Komiker, Journalisten und Ordinarien kritisieren - Verleger, Antiquare und Wähler sind irritiert - Der Irrglaube an eine exakte Einheitswissenschaft - Perspektivische Wahrheiten und Quasi-Theorien bleiben - Die Mehrdeutigkeit der Nationalökonomik - Methodologisches Stroh zu Gold spinnen?2. Elementare Nationalökonomik für die staatlich eingebundene VolkswirtschaftUm die Rückbindung an Höheres wissen - Vielfalt bemerken und Elementares erkennen! - Rechtsräume und Machtgebilde sehen! - Das Geflecht der Produktionen und Transaktionen beobachten! - Transaktions- und Kreislaufmotorik erforschen! - Fortschritt und Strukturwandel registrieren! - Gute Lebenslagen und gesellschaftliche Zustände herbeiführen! - Begrenzte Wahrheitsfähigkeit akzeptieren! - Hauptgebiete überschauen! - Voraussagen nach der Stützel-Raabe-Vorgehensweise wagen! - Die Wirtschaftspolitik unterstützen! - Ein Fazit des Elementaren3. Zeitenwenden als Einschnitte mit LangzeitwirkungStimmungen und eine erklärliche Politikverdrossenheit - Zum Systemwechsel nach dem Zeiten Weltkrieg - Zur Demografischen Zeitenwende des anhaltenden Geburtendefizits - Zur deutschen und europäischen Vereinigung - Zur effizienzgetriebenen Wende in die Störanfälligkeit - Zu Kriegsgefahr und Schuldenschub - Zu Handelskriegen unter entwickelten Nationalökonomien
About the author
Adolf Wagner war Gründungsdirektor des Instituts für Empirische Wirtschaftsforschung (IEW) der Universität Leipzig, und vormals auch Direktor des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) der Universität Tübingen sowie Lehrstuhlinhaber an den Universitäten Marburg, Tübingen und Leipzig. Er war 29 Jahre Mitherausgeber der 'Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik' (davon 11 Jahre geschäftsführend), mehrmals Dekan und an der Universität Leipzig auch Prorektor. Im vorakademischen Berufsleben war er erfolgreich im bayerischen Sparkassenwesen engagiert.