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»Entfremdung« beherrschte als gesellschaftskritischer Begriff die von Marx inspirierten Diskussionen der Studentenbewegung, war zuletzt jedoch aus dem Repertoire kritischer Gesellschaftsanalyse verschwunden. Rahel Jaeggi eignet sich den Begriff zur Benennung
gegenwärtiger Lebensrealität neu an: Für sie bedeutet er Indifferenz und Entzweiung, Machtlosigkeit und Beziehungslosigkeit sich selbst und einer als gleichgültig und fremd erfahrenen Welt gegenüber. In anschaulichen Analysen macht sie den Begriff der Entfremdung wieder fruchtbar, um eine kollektive und individuelle Befindlichkeit zu beschreiben, nach der wir uns nicht als autonom gestaltende Subjekte unserer Existenz erfahren, sondern der Dynamik uns bestimmender Zwangsverhältnisse ausgeliefert sind.
List of contents
Vorwort (Axel Honnet )
Einleitung
I. Die Beziehung der Beziehungslosigkeit: Zur Rekonstruktion eines
sozialphilosophischen Motivs
1. A stranger in the world that he himself has made - Begriff und
Phänomen der Entfremdung
2. Exkurs: Marx und Heidegger - Zwei Varianten der
Entfremdungskritik
3. Struktur und Problematik der Entfremdungskritik
4. Über-sich-verfügen-Können - Zur Rekonstruktion des
Entfremdungsbegriffs
II. Sein eigenes als ein fremdes Leben leben: Vier Fälle
1. Seinesgleichen geschieht - Das Gefühl der Machtlosigkeit und die
Verselbstständigung eigener Handlungen
2. Ein blasser, halber, fremder, künstlicher Mensch - Rollenverhalten
und Authentizitätsverlust
3. Sie als nicht sie - Selbstentfremdung als innere Entzweiung
4. Wie durch eine Wand von Glas - Indifferenz und
Selbstentfremdung
III. Entfremdung als gestörte Welt- und Selbstaneignung
1. Wie ein Gebilde aus Zuckerwatte - Selbstsein als Selbstaneignung
1. Das Selbst als Aneignungsprozess
2. Unverfügbarkeit und Innerlichkeit
3. Selbsterfindung und Multiplizität des Selbst
2. Sein eigenes Leben leben - Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung
und Authentizität
1. Selbstbestimmung und Selbstentfremdung
2. Selbstverwirklichung und Weltaneignung
3. Selbstentfremdung und Einzigartigkeit
3. Schluss: Man selbst im anderen sein - Sozialität des Selbst,
Sozialität der Freiheit .
Literaturverzeichnis
Report
Steigt bloß nicht auf die Authentizitätswolke
"Die Befunde dieser Arbeit haben eindrucksvoll gezeigt, dass der gesellschaftliche Selbstverständigungsdiskurs eine personenethische Mitte besitzt, deren Normativität durch die Begrifflichkeit des kargen Rechts- und Moraluniversalismus nicht erfasst zu werden vermag." (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.03.2006)
Ich will mein Leben zurück
"Das Entfremdungstheorem, zuletzt arg ramponiert, wird von der Sozialphilosophin Rahel Jaeggi auf furiose Weise renoviert ... Die Autorin spielt die theoretischen Widersprüche des Entfremdungskonzepts souverän durch, und dass ihr das streckenweise in der warmherzigen Sprache der Lebensführungsliteratur gelingt, ist ein kleines Kunststück." (die tageszeitung, 13.03.2006)
Mir ist so mies
"Dieses Buch belegt, eine wie gute Idee es ist, Entfremdung und Vergesellschaft wieder zusammen zu denken." (Frankfurter Rundschau, 05.07.2006)
Verlorenes Verhältnis zu sich selbst
"Jaeggis erstes Buch wurde von der Kritik als 'furios', 'warmherzig' und 'spannend' bezeichnet: ungewöhnlich für ein philosophisches Traktat. Es heißt 'Entfremdung' und beleuchtet diesen Begriff neu, der jahrzehntelang sehr populär war und dann, zumindest im philosophischen Diskurs, als überholt galt." (Der Spiegel, 24.09.2007)