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Schlüsseltechnologien wirken auf andere Technologien, die sich entwickeln oder schon existieren und verändern diese. Die Voraussetzung hierfür ist, dass es überhaupt parallel existierende Technologien gibt, sonst gäbe es nichts zu verbessern oder zu ermöglichen. Überlappende Innovationszyklen bringen parallel existierende Technologien mit vergleichbaren Funktionalitäten hervor, weshalb die Diskussion ihrer Beziehungen untereinander von Interesse für Technikgestaltung wie für Technikfolgenabschätzung ist. Das kann z.B. anhand der Energiewende und der Digitalisierung gezeigt werden. Eine zu schnelle Rücknahme von zwei parallelen Technologen bei der Energieversorgung hätte den rechtzeitigen Ausbau einer weiteren parallel existierenden Technologie, eben die der erneuerbaren Energien, erfordert. Deren zu später Einsatz und deren mangelnde Digitalisierung dürften Mitursachen der gegenwärtigen Energiekrise sein. Parallele Technologien müssen daher schon existieren, wenn man Technologien gleich von vorneherein als reversibel gestalten möchte. Reversible Technologien sind solche, die man zurücknehmen kann, d.h. sie können abgeschaltet, abgebaut und ggf. durch bestehende neue Technologien ersetzt werden. Angeblich irreversible Technologien stellen eine Belastung dar. Der Autor entwickelt und diskutiert eine Typologie der Rücknehmbarkeit resp. Reversibilität anhand von alternden und irreversiblen Technologien. Er schlägt vor, Reversibilität als ein Wertekriterium der Technikbewertung zu etablieren und stellt einige Überlegungen zur Gestaltung von reversiblen Technologien vor. Für die Analyse von Technologien findet sich ein erster Ansatz in einer Logik der technologischen Durchführbarkeit, da damit Widerspruchstypen sichtbar gemacht werden können - Widersprüche, wie sie in Technologien selbst als auch bei der Wechselwirkung zwischen parallel existierenden Technologien auftreten können.
List of contents
.- 1 Einleitung.
.- 2 Schlüsseltechnologien conditio sine qua non oder bloße Innovationsrhetorik?.
.- 3 Parallele Technologien.
.- 4 Reversibilität von Technologien.
.- 5 Vom Widerspruch in der Maschine: Die Parapraxie.
About the author
Klaus Kornwachs hatte den Lehrstuhl für Technikphilosophie an der Brandenburgisch Technischen Universität Cottbus inne, ist Honorarprofessor der Universität Ulm und Honorary Professor am Intelligent Urbanization Co-Creation Center an der Tongji University, Shanghai. Er gründete 2011 das „Büro für Kultur und Technik“ und ist Herausgeber und Autor zahlreicher Veröffentlichungen.
Summary
Schlüsseltechnologien wirken auf andere Technologien, die sich entwickeln oder schon existieren und verändern diese. Die Voraussetzung hierfür ist, dass es überhaupt parallel existierende Technologien gibt, sonst gäbe es nichts zu verbessern oder zu ermöglichen. Überlappende Innovationszyklen bringen parallel existierende Technologien mit vergleichbaren Funktionalitäten hervor, weshalb die Diskussion ihrer Beziehungen untereinander von Interesse für Technikgestaltung wie für Technikfolgenabschätzung ist. Das kann z.B. anhand der Energiewende und der Digitalisierung gezeigt werden. Eine zu schnelle Rücknahme von zwei parallelen Technologen bei der Energieversorgung hätte den rechtzeitigen Ausbau einer weiteren parallel existierenden Technologie, eben die der erneuerbaren Energien, erfordert. Deren zu später Einsatz und deren mangelnde Digitalisierung dürften Mitursachen der gegenwärtigen Energiekrise sein. Parallele Technologien müssen daher schon existieren, wenn man Technologien gleich von vorneherein als reversibel gestalten möchte. Reversible Technologien sind solche, die man zurücknehmen kann, d.h. sie können abgeschaltet, abgebaut und ggf. durch bestehende neue Technologien ersetzt werden. Angeblich irreversible Technologien stellen eine Belastung dar. Der Autor entwickelt und diskutiert eine Typologie der Rücknehmbarkeit resp. Reversibilität anhand von alternden und irreversiblen Technologien. Er schlägt vor, Reversibilität als ein Wertekriterium der Technikbewertung zu etablieren und stellt einige Überlegungen zur Gestaltung von reversiblen Technologien vor. Für die Analyse von Technologien findet sich ein erster Ansatz in einer Logik der technologischen Durchführbarkeit, da damit Widerspruchstypen sichtbar gemacht werden können – Widersprüche, wie sie in Technologien selbst als auch bei der Wechselwirkung zwischen parallel existierenden Technologien auftreten können.