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Heinrich Schenkers (1868-1935) Musiktheorie entstand in jenem intellektuellen Milieu, aus dem auch Sigmund Freuds Psychoanalyse und die Musik Arnold Schönbergs stammen. Seine Schriften und Analysen entwerfen ein bis dahin ungeahnt komplexes Bild tonaler Musik als einem mehrschichtigen Beziehungsgeflecht mit einer abgestuften Hierarchie der Akkorde und über weite Strecken tragenden melodisch-linearen Beziehungen. Schenker war Jude wie viele seiner Schüler auch; er lehrte in Wien. Durch die Emigration der meisten seiner Anhänger verlagerte sich der Schwerpunkt der Schule in den 1930er Jahren in die Vereinigten Staaten. Der Sammelband bietet erstmals einen umfassenden Überblick über die internationale Verbreitung von Schenkers Ideen durch dessen Schüler. Er beleuchtet die Schenker-Rezeption in Europa und den USA anhand wichtiger Proponenten sowie anhand amerikanischer Übersetzungen und Editionen von Schenkers Texten und analytischen Grafiken. Neben den Traditionen, die von Schenker ausgingen, kommt auch jenes kulturelle und soziale Umfeld zur Sprache, von dem Schenker und Schönberg, Antagonisten im Kontext der Wiener Moderne, gleichermaßen geprägt wurden. Die Beiträge stammen von namhaften Wissenschaftlern aus dem englisch- und deutschsprachigen Raum. Eine beigefügte CD-Rom bietet detaillierte Informationen über Schenkers Lebensumstände, die Biografien seiner Schüler und die Schenkertradition in Wien.
About the author
Martin Eybl, Professor für Musikgeschichte an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.
Evelyn Fink-Mennel, Lehrtätigkeit am Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien.