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Bis heute umgibt den hoch dekorierten Soldaten des Ersten Weltkrieges der Mythos des unbesiegten, ritterlich kämpfenden und genialen Generals, der mit seinen »treuen« Askari einer gewaltigen Übermacht getrotzt hat und das deutsche Kolonialreich tapfer verteidigte. Dazu trug nicht zuletzt sein Erinnerungsband »Heia Safari!« bei. Die Bundeswehr benannte nach ihm Kasernen, in zahlreichen westdeutschen Städten tragen Straßen noch den Namen Lettow-Vorbeck. Doch sein brutales und skrupelloses Vorgehen gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) und seine grausame Kriegsführung in Deutsch-Ostafrika (heute Tansania) werden dabei ebenso ausgeblendet wie seine Beteiligung am reaktionären Kapp-Putsch 1920 inDeutschland und seine Unterstützung der Nationalsozialisten. Hitler diente er als begeisterter Kolonialpropagandist. Uwe Schulte-Varendorff hat über Jahre die Akten des Reichskolonialamtes, der Deutschen Kolonialgesellschaft, des Reichsjustizministeriums, des Reichsministeriums des Innern, der Reichskanzlei und des Reichslandbundes ausgewertet, um auf neuer Quellengrundlage eine umfassende kritische Biographie vorzulegen. Zugleich beschäftigt er sich mit dem Zustandekommen des Mythos vom fürsorglichen General und setzt sich mit den Verteidigern der alten Legenden auseinander. Ihm gelingt es, die »Lichtgestalt« der deutschen Militär- und Kolonialgeschichte zu entmystifizieren und ein Bild zu zeichnen, das der historischen Wahrheit entspricht.
About the author
Uwe Schulte-Varendorff, Jahrgang 1966, studierte Geschichts- und Literaturwissenschaften an der Universität Osnabrück. Seit 1994 ist er als freiberuflicher Geschichtswissenschaftler tätig. 1999 arbeitete er bei der Ausstellung über die Verbrechen der Wehrmacht in Osnabrück mit. Er hält zahlreiche Vorträge unter anderem zur deutschen Kolonialgeschichte.