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Der Band "Nullpunkte" fächert sich auf in drei Teile: Im ersten Kapitel Nullpunkte werden selbige anvisiert. Die Gedichte versuchen, sich mit all der Schlacke von Erinnerung, Schuld und Verschachtelung auseinanderzusetzen und in ihnen den bereinigten Nullpunkt zu finden, von dem aus ein Neubeginn sich abzeichnen könnte. Im Zentrum steht das zweite Kapitel Streiche. Es versucht vollkommene Gegenwärtigkeit herzustellen und knüpft dabei natürlich an bestimmte literarische Traditionen an. Es spricht der Meister "Jack Ghuru Deva", ein ironisches alter ego des Autors. Es geht gleichermaßen um flüchtige Zeichnungen, die kaum in Erinnerung bleiben ("Striche"), wie auch um metaphysischen Schabernack aller Art ("Streiche"), nicht zuletzt um eine Art Durchstreichen von zu Überbordendem und Ambitiösem, eine Reduktion auf fast nichts. Im dritten Kapitel öffnet sich diese Nullsuche für die weißen Eisflächen der Erde, die vom Menschen vermessen und beschriftet werden. Darin spiegelt sich die Tragödie unserer Zeit und unseres Planeten auf eigentümliche Weise wider, es handelt sich bei diesem Kapitel um eine Schutzverordnung zur Antarktis. "Was dem Menschen bleibt? Fast nichts, nur ein paar 'Streiche', Durchgestrichenes, Streifzüge und weißes Eis."
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Ein Solitär unter den Dichtern der jüngeren Generation. - Michael Braun, Sprache im technischen Zeitalter Wie soll ich sagen: "SEIN GELASSEN" ist wirklich ein trauriges und ein tröstliches Buch. Es ist ein hellwaches, ein schlafwandlerisches Buch, ein Buch, das die in den Halbschlaf zurücksinkenden Gedanken festhält und loslässt. Das erhellt und verdunkelt. Es ist ein Erinnerungsbuch, das sich von den Erinnerungen löst und sie auf keinen Fall preisgibt. Es ist sehr klar, und gleichzeitig verwaschen oder verklärt, geblendet, verschwommen und streng. Und ohne jede Strenge, wie etwas, das resignativ aufgeht, weil nun ja doch alles gleich ist. Aber es ist nicht gleich. Es ist verdreht. Und völlig unverdreht. Bei jedem Lesen ist es anders. Es ist wach und niemals aufgewacht. Es schläft und ist niemals eingeschlafen. Es folgt noch dem geringsten Reiz und bleibt stehen, wo der Strom das Ufer mitnimmt. Es rauscht, schaut, blinzelt und öffnet kein einziges Auge. Es wird die Lider nie wieder schließen. Es hat diese Stimme. Es hat die andere Stimme. Es ist ein Schneebild, und es steht im Finstern. Und es flackert so langsam, dass das Auge nicht mit kann. - Monika Rinck, forum.eu Meditationen, die sich in Gedankensplitter auflösen, Aphorismen, die sich verästeln im Reagieren und Eindrückesammeln vom Tod; das Sichverlieren im Offenen, im Hin- und Herspringen, in Rastlosigkeit, im Scheitern schon neuen Anlauf nehmend ... Ein Bekenntnis zum Trost, zur Trostsprache, zum Trostbuch. - Erec Schumacher, www.signaturen-magazin.de