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Das Interesse an Schellings Naturphilosophie ist gegenwärtig groß. So groß es ist, so mühsam ist es jedoch auch, sich die in zahlreichen, oft umfangreichen Werken detailreich ausgearbeitete und dabei zumal im Wandel begriffene Theorie zu erschließen. Diese Studienausgabe stellt einschlägige einleitende Texte zusammen, die eine qualifizierte Orientierung über Grundidee und Programmatik der Naturphilosophie Schellings ermöglichen. Sie ist als Einführung und Einladung angelegt, in das Studium der Primärtexte einzusteigen.Dass Schelling eine eigenständige Naturphilosophie ausarbeitete, gilt weithin als ein maßgeblicher Beitrag zur nachkantischen Philosophie. Bis heute wird dieser Ansatz ebenso lebendig wie kontrovers diskutiert. Einerseits reaktiviert Schelling mit der Naturphilosophie eine vorkantische Form von ontologischem Realismus und gerät dadurch immer mehr mit der Transzendentalphilosophie seiner Zeit in Konflikt, was zum berühmten Bruch mit Fichte führte. Andererseits verleiht er der Philosophie dabei aber auch eine neue, für die Gegenwart in vielerlei Hinsicht anschlussfähige Ausrichtung. So werden seine naturphilosophischen Analysen aktuell u.a. in ihren systematischen Bezügen zu materialistischen und naturalistischen Positionen, zur Genese der Lebenswissenschaften, zur Debatte um die Formung und Zerstörung der Natur durch den Menschen, aber etwa auch zur Psychoanalyse rezipiert.
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Friedrich Wilhelm Joseph Schelling wird 1775 in Leonberg geboren und darf bereits als 15-Jähriger zusammen mit Hegel und Hölderlin am Tübinger Stift studieren. Frühe beachtenswerte Publikationen machen ihn bekannt, so daß er durch Fürsprache Goethes 1798 einen Lehrauftrag an der Universität Jena bekommt. Es entsteht ein enger Kontakt mit Fichte, den Brüdern Schlegel, Novalis und Tieck, der sich um die Ideen der Frühromantik zentriert.
Im Jahre 1800 erscheint das System des transzendentalen Idealismus, in dem Schelling das Programm seiner Philosophie, d.h. die Notwendigkeit der Zusammenführung von Natur- und Transzendentalphilosophie begründet. Zunächst Anhänger Fichtes, trennt ihn bald in der Frage nach dem Absoluten und Endlichen ein anderer Ansatz in der Naturphilosophie von diesem. Mit der ab 1801 entwickelten Identitätsphilosophie wird die Abkehr von Fichte und die Auseinandersetzung mit Hegel offenbar. Die Philosophischen Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit machen diesen Wandel deutlich. Schelling folgt 1827 einem Ruf nach München, wo er die "Wendung" seines Denkens von der rein logischen "negativen" zur "positiven" Philosophie, in der die Offenbarung und der mythologische Prozeß eine wesentliche Rolle spielen, in Vorlesungen darlegt. Nach Hegels Tod nimmt Schelling 1842 für vier Jahre eine Lehrtätigkeit in Berlin auf, zieht sich dann aber aus der Öffentlichkeit zurück und stirbt 1854 in der Schweiz.