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Der Schriftsteller Meinrad Inglin (1893- 1971) durchlief einen schwierigen Bildungsweg. Er besuchte verschiedene Abteilungen
des Kollegiums Maria Hilf, der Mittelschule in seinem Heimatort Schwyz, ohne die Ausbildung abzuschliessen, und auch Versuche in praktischen Berufen (Uhrmacher, Kellner) brach er ab. Ohne Matur gelang ihm, was er selber als Meisterstreich
betrachtete: die Immatrikulation an der Universität Neuenburg. Von 1913 bis 1920 studierte er dort und an den Universitäten Genf und Bern Literaturgeschichte und Psychologie und beschäftigte sich rege mit weltanschaulichen, religiösen und ästhetischen Fragen. Inglins Überlegungen finden ihren Niederschlag in seinem Tagebuch und in weiteren schriftlichen Zeugnissen.
Mit kritischem Spürsinn stürzt er sich ins intellektuelle Abenteuer und nimmt zu den geistigen Strömungen seiner Zeit Stellung, zu
Nietzsche oder zu Freud etwa, aber auch zu Positionen der Tradition, insbesondere zum einseitig moralistischen Denken im katholischen Milieu. Es ist erstaunlich, wie er, der einst schlechte Mittelschüler, sich in intellektuelle Abenteuer einarbeiten konnte. Das Tagebuch zeigt, dass er sich in dieser Zeit mit verschiedenen Denkformen herumzuschlagen wusste. Eine starke Bezugsfigur
ist Dominikus Abury, Philosophielehrer am Kollegium Schwyz, ein Förderer und Mentor aus frühen Tagen.
About the author
Nach abgebrochenem Studium arbeitete er als Journalist. Er gilt als bedeutender Erzähler der Zwischenkriegszeit. 1948 erhielt er den Grossen Schillerpreis und die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich.