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Die 1980er-Jahre waren eine Zeit des Umbruchs, die sich unter anderem mit den Jugendunruhen und mit Protesten gegen die autogerechte Stadt manifestierte. Vor diesem Hintergrund wurde Ursula Koch 1986 für die SP in die Zürcher Stadtregierung gewählt. Sie erkannte, dass es so wie bis anhin nicht weitergehen konnte. Als sie an einer SIA-Tagung sagte, die Stadt sei gebaut, klang das in vielen Ohren nach Verhinderung jeglicher Entwicklung, und bis heute wird die Ära Koch auf diesen einzigen Satz reduziert. Dabei ging es ihr um etwas anders.
Nach Jahrzehnten, in denen die Planung auf das wirtschaftliche Wachstum ausgerichtet war, stellte Ursula Koch die Lebensqualität für die Einwohnerinnen und Einwohner ins Zentrum. Um dieses Ziel zu erreichen, mussten alte Mechanismen aufgebrochen und neue Denk- und Handlungsmodelle erarbeitet werden.
In diesem Buch zeichnen Regula Iseli, Philippe Koch und Simon Mühlebach die zwölfjährige Ära Koch im Zürcher Stadtrat nach. Am Anfang steht die Frage nach der Macht - wie eine Stadträtin diese einsetzen kann und auf welche Widerstände sie stösst. Das Buch zeigt die Risse, die Mitte der 1980er-Jahre die Stadt durchzogen und stellt die Agenda des urbanen Wandels dar. Es zeichnet auf, wie Ursula Koch und die Fachleute im Bauamt eine städtische Baukultur etablierten und verankerten. Ein grosses Kapitel ist den Konflikten rund um die Bau- und Zonenordnung gewidmet, die 1992 an der Urne zwar angenommen, doch durch Rekurse torpediert wurde. Und schliesslich stellt das Autorenteam vom Institut Urban Landscape der ZHAW die Frage: Was bleibt von der Ära Koch?
Das Buch betrachtet die Ära Koch nicht nur von aussen: In einem aktuellen Gespräch blickt Ursula Koch selbst auf ihre Zeit im Stadtrat zurück und erweckt so die damalige Situation im Bauamt II, im Stadtrat und in der Politik zum Leben.