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Mit den Begriffen »Weltliteratur« und »Universalpoesie« verbindet sich der Versuch, die historisch neue Konstellation am Beginn der Moderne gedanklich zu erfassen. Der Band beleuchtet einzelne Facetten dieses Epochenwandels.An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert hat es diverse Versuche gegeben, die grundlegenden ästhetischen Tendenzen der Gegenwart zu benennen und auf diese Weise die »Signatur des Zeitalters« (Friedrich Schlegel) begrifflich zu erfassen. Die Romantiker schlugen dafür das Modell einer »Universalpoesie« vor, die nicht nur alle literarischen Gattungen überspannt, sondern auch die Kunst mit dem Leben verbindet. Goethe sah angesichts der rasanten Beschleunigung von Handel und Kommunikation sowie der zunehmenden Verflechtung der Nationen eher eine Zeit der »Weltliteratur« anbrechen. Der vorliegende Sammelband setzt beide Konzepte zueinander in Bezug, lotet in Einzelstudien Aspekte dieses Epochenwandels aus und lenkt dabei den Blick besonders auf Goethe. Wie sich zeigt, ist die Konkurrenz von Deutungsbegriffen selbst ein zentrales Merkmal der »Sattelzeit«, wie Reinhart Koselleck den Übergang von der Frühen Neuzeit zur Moderne zwischen etwa 1750 und 1850 genannt hat.
About the author
Anke Bosse ist Professorin an der Universität Klagenfurt und leitet dort das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung / Kärntner
Literaturarchiv. Sie forscht und publiziert seit den 1980er Jahren zu Goethe - insbesondere zum »West-östlichem Divan« und seinem Nachlass - sowie zu literarischen Schreibprozessen und zur Interkulturalität, Intermedialität und Materialität von Literatur.Wolfgang Bunzel, geb. 1960, studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft, Komparatistik und Philosophie in Regensburg und München und arbeitet heute als wissenschaftlicher Assistent an der Technischen Universität Dresden und als Redakteur des »Internationalen Jahrbuchs der Bettine-von-Arnim-Gesellschaft«.Fotis Jannidis, geb. 1961, Studium der Germanistik und Anglistik an der Universität Trier, 1995 Promotion, 1991-2002 Dozent am Institut für Deutsche Philologie der LMU München, 2002 Habilitation. Professor am Lehrstuhl für Computerphilologie und Neuere Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Würzburg.
Summary
Mit den Begriffen »Weltliteratur« und »Universalpoesie« verbindet sich der Versuch, die historisch neue Konstellation am Beginn der Moderne gedanklich zu erfassen. Der Band beleuchtet einzelne Facetten dieses Epochenwandels.
An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert hat es diverse Versuche gegeben, die grundlegenden ästhetischen Tendenzen der Gegenwart zu benennen und auf diese Weise die »Signatur des Zeitalters« (Friedrich Schlegel) begrifflich zu erfassen. Die Romantiker schlugen dafür das Modell einer »Universalpoesie« vor, die nicht nur alle literarischen Gattungen überspannt, sondern auch die Kunst mit dem Leben verbindet. Goethe sah angesichts der rasanten Beschleunigung von Handel und Kommunikation sowie der zunehmenden Verflechtung der Nationen eher eine Zeit der »Weltliteratur« anbrechen. Der vorliegende Sammelband setzt beide Konzepte zueinander in Bezug, lotet in Einzelstudien Aspekte dieses Epochenwandels aus und lenkt dabei den Blick besonders auf Goethe. Wie sich zeigt, ist die Konkurrenz von Deutungsbegriffen selbst ein zentrales Merkmal der »Sattelzeit«, wie Reinhart Koselleck den Übergang von der Frühen Neuzeit zur Moderne zwischen etwa 1750 und 1850 genannt hat.