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Horror trifft Gesellschaftskritik
Ein feministischer Horrortrip durch Identität, Wut und Moral
Monika Kim, koreanisch-amerikanische Autorin der zweiten Generation, hat mit ihrem Debütroman "Das Beste sind die Augen" einen ebenso radikalen wie poetischen Beitrag zum feministischen Horror geleistet. Die Geschichte wurde von Jasmin Humburg ins Deutsche übersetzt und erschien 2024 als Schmuckausgabe im kiwi Verlag. Kim lebt in Los Angeles' Koreatown und verarbeitet in ihrem Werk sehr persönliche wie gesellschaftlich relevante Erfahrungen zwischen Kulturen und Generationen.
Worum geht’s genau?
Nach der Trennung ihrer Eltern lebt Jiwon mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester zusammen. Die neue Beziehung ihrer Mutter zu einem selbstgefälligen, rassistischen Weißen bringt nicht nur Unbehagen, sondern entfacht in Jiwon eine zunehmende Wut. Zwischen Alltagsrassismus, kultureller Aneignung und dem Schmerz über familiäre Entfremdung entwickelt sich bei Jiwon ein innerer Abgrund. Bald verschwimmen Grenzen zwischen Realität und Wahn, Moral und Gewalt. Wie weit ist sie bereit zu gehen, um sich selbst und ihre Familie zu retten?
Meine Meinung
Ich war sehr gespannt auf dieses Buch, weil es in meiner Buchbubble stark gehypt wurde. Gehört habe ich es als Hörbuch – eingesprochen von Christiane Marx, deren Stimme gut zur Geschichte passt, aber anfangs etwas Eingewöhnung erfordert. Inhaltlich hat mich das Buch sofort gepackt: Die kurzen Kapitel, die klare, atmosphärische Sprache und die dichte Erzählweise sorgen für einen echten Sog.
Was mich besonders beeindruckt hat, ist die Mischung aus Gesellschaftskritik und Horror. Die Themen sind heftig: Rassismus, Exotisierung, Yellow Fever, White Feminism, Anpassungsdruck, familiäre Entfremdung. Kim verwebt sie mit einem aufwühlenden Erzählstil, der psychologisch tief geht. Es geht um Female Rage, um verdrängte Traumata, aber auch um Fragen nach moralischen Grenzen und der Frage: Wann kippt Wut in Gewalt?
Einige Stellen sind wirklich schwer zu ertragen, gerade für Menschen mit einem "Augenthema" wird es körperlich unangenehm. Aber gerade diese krassen Momente machen den Roman so eindringlich. Was mich gestört hat, war die etwas zu überhöhte Vaterfigur und die naiv dargestellte Mutter. Auch das Ende war mir zu fantastischer Natur und nicht ganz schlüssig.
Trotzdem fand ich die Geschichte faszinierend: Jiwon ist keine Sympathieträgerin, aber eine spannende Figur. Ihre Entwicklung ist weniger ein Heldinnenbogen als ein Abstieg in eine dunkle, schmerzhafte Wahrheit. Und das macht die Geschichte auf eine verstörende Art ehrlich.
Fazit
"Das Beste sind die Augen" ist kein Wohlfühlbuch. Es ist düster, herausfordernd und manchmal schwer auszuhalten. Aber es ist auch literarisch stark, mutig und relevant. Ein Buch, das Grenzen testet und wichtige Fragen aufwirft. 3,5 von 5 Sternen.
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