Description
Product details
Authors | Édouard Louis |
Assisted by | Sonja Finck (Translation) |
Publisher | Aufbau-Verlag |
Original title | L'Effondrement |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 17.09.2025 |
EAN | 9783351039578 |
ISBN | 978-3-351-03957-8 |
No. of pages | 222 |
Dimensions | 135 mm x 20 mm x 222 mm |
Weight | 364 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Französische Literatur, Literaturpreis, Bruder, Autofiktion, Didier Eribon, klassenunterschiede, Annie Ernaux, Arbeiterfamilie, Das Ende von Eddy, Erzählerisches Thema: Identität / Zugehörigkeit, autofiktional, Die Freiheit einer Frau |
Customer reviews
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Schonungslos
Ich habe bereits "Das Ende von Eddy" des Autors gelesen und die Leseprobe des neuen Buche von Louis hat mich schon tief getroffen und die Lektüre des gesamten Buches ebenso. Schonungslos - das ist der Begriff, der für mich am besten passt für die traurige Geschichte des Halbbruders, von der Louis berichtet. Zehn Jahre älter als der Autor und es bestand im vergangenen Jahrzehnt kein Kontakt. Trauer stellt sich bei ihm nicht ein, aber er schreibt gewissermaßen eine Reportage über diesen Bruder, der nicht einfach war, dennoch zeigen sich immer wieder einige positive Eigenschaften, wobei Eigenschaften eigentlich zu hoch gegriffen ist.
Der Bruder bleibt ohne Namen, hatte viele Träume, die alle an seiner Herkunft scheitern, stattdessen bestimmt der Alkohol sein Leben. Gegen die Sucht kann er nicht gewinnen, er gerät zunehmend in eine Abwärtsspirale und der Autor stellt sich immer wieder die Frage, ob er ihn hätte retten können.
Sprachlich wieder einmal ein Juwel und eine Geschichte, die aufrüttelt. -
Über den Bruder
Der Autor ist mir neu. Nach der Lektüre dieses Romans scheint mir, dass ich bisher etwas versäumt habe, weil ich seine früheren Bücher über weitere Familienmitglieder noch nicht gelesen habe.
Hier nun erzählt er die tragische kurze Lebensgeschichte seines – namenlos bleibenden – älteren (Halb-)Bruders. Den Rahmen der Geschichte bilden die Nachricht der gemeinsamen Mutter vom Tod des Bruders im Krankenhaus aufgrund exzessiven Alkoholmissbrauchs und die gemeinsamen Vorbereitungen seiner Bestattung. Dazwischen bringt der Autor sechzehn „Fakten“ ein, die jeweils Geschehnisse aus dem Leben des Bruders erzählen. Dabei greift er zurück auf eigene Erinnerungen und Interviews mit den Ex-Freundinnen seines Bruders. Louis berichtet sachlich, ohne jedes Gefühl. Es wird deutlich herausgearbeitet, dass er keinerlei Trauer empfindet. Denn geliebt hat er seinen Bruder nicht. Und das verwundert auch nicht angesichts dessen Biografie. Er ist der Sohn eines gewalttätigen Vaters, in einfachen Verhältnissen aufwachsend. Nach der Trennung der Eltern hat der leibliche Vater nichts mehr von ihm wissen wollen und der Stiefvater hat ihn verhöhnt und klein gemacht. Schon jung gerät er an Alkohol, Drogen, Umgang mit den falschen Leuten. Er wird zum Fantasten, der große Karrieren im Berufsleben machen will, aber immer schon im Anfangsstadium scheitert. Der Autor erfährt zu seiner Verwunderung ganz neue Aspekte, hauptsächlich die, dass der Bruder abseits seiner gewalttätigen Exzesse unter Alkoholeinfluss ein lieber Mensch war. Er geht der interessanten, zum Nachdenken anregenden Frage nach, was oder wer für den frühen Tod des Bruders verantwortlich ist – Das soziale Milieu? Die Zurückweisung durch den Vater? Seine homophobe Einstellung? Ein interessanter Punkt ist, dass Louis immer wieder auf andere Bücher zurückgreift, in denen es um den Umgang mit Trauer geht, z.B. von Joan Didion oder Ludwig Binswanger.
Ich kann das Buch uneingeschränkt empfehlen.
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