Description
Product details
Authors | Nelio Biedermann |
Publisher | Rowohlt Berlin |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 29.09.2025 |
EAN | 9783737102261 |
ISBN | 978-3-7371-0226-1 |
No. of pages | 336 |
Dimensions | 134 mm x 27 mm x 210 mm |
Weight | 383 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Kommunismus, Literatur, Nationalsozialismus, Zweiter Weltkrieg, Rote Armee, Erster Weltkrieg, Heimat, Epos, Schweiz, Budapest, Swissness, Ungarn, Europäische Geschichte, Flucht, Familienleben, Stalin, Familiengeschichte, Familiensaga, Familienepos, Identifikation, Junge deutsche Literatur, Nino Haratischwili, Deutschsprachige Gegenwartsliteratur, eintauchen, Pécs, Epochengeschichte, ungarische Adelsfamilie, Adelsfamilie im Habsburgerreich, Ungarischer Volksaufstand 1956 |
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Aufstieg und Zerfall
Der junge Schweizer Autor Nelio Biedermann ist mit seinem zweiten Roman „Lázár“ zum Shootingstar der Feuilletons avanciert und besticht durch großartige, fantasiereiche Erzählkunst. Im Fokus seines rund 300 Seiten langen Werks steht die ungarische Adelsfamilie von Lázár, die Biedermann über drei Generationen hinweg knapp 60 Jahre bewegend und originell durch zahlreiche politische Umbrüche wie den Untergang der Donaumonarchie sowie dem Nationalsozialismus navigiert. Dabei konnte Biedermann literarisch von seiner eigenen Familiengeschichte, die Vorfahren aus dem ungarischen Adel hat, schöpfen.
Mit skurril-ausgefallenen Charakteren porträtiert Nelio Biedermann von Baron Sándor bis zu den Enkeln Pista und Eva die Adelsfamilie und lässt kein unterhaltsam-aufregendes Bild aus: In einprägsamen Szenen und eindringlichen Momenten fängt er die Familienmitglieder in ihrer kränklichen Zerbrechlichkeit, Begehren, Dekadenz und mit ihren Sehnsüchten ein und gliedert sie gleichzeitig geschickt in die zeithistorische Leiste mit abrupt lebensverändernden Geschehnissen ein. Dabei lässt Biedermann souverän Zitate der Weltliteratur miteinfließen, um die teils morbid-geheimnisvolle Atmosphäre zu untermauern. Mit einer bildhaft-poetischen Sprache verschwimmen hier Wahrheit und Fiktion der ungarischen Geschichte – sprunghaft wechselt der Autor zwischen seinen Charaktern und zaubert nebenbei eine mystische Stimmung, die einem Märchen gleicht, wenn auch mit vielen harten Themen wie Gewalt, Alkohol, psychischen Krankheiten und Selbstmord. Am Ende nach Weltkriege und Revolutionen bleibt den Lázárs vom großen Besitz nichts mehr übrig und sie müssen sich auf die Flucht in die Schweiz begeben – ein Niedergang, den Biedermann rhythmisch und intensiv schildert.
Auch wenn die Sprache manchmal pathetisch wirkt und manche bildhaften Szenen überladen sind, passt die leidenschaftliche, sinnlich komponierte und lesenswerte Familiensaga in die Ästhetik des 20. Jahrhunderts und man darf sehr gespannt sein, was von Nelio Biedermann noch erscheint. -
Adelsfamilie von Lazar
Lázár die die Erzählung der ungarischen Adelsfamilie Lázár. Ein altes Schloss in Ungarn, die Adelsfamilie, die Zeit im Umbruch (2 Kriege) - eine eigene kleine magische Welt, in der man recht schnell nach den ersten Seiten gefangen ist. Und von Anfang an herrscht die Frage vor: Wie lebt man weiter, wenn um einen herum alles bricht?
Das Buch startet mit der Geburt von Lajos - der seinem Vater nicht ähnlich sieht und aus einer Affäre der Mutter entstammt.
Nelio Biedermann schreibt direkt aus dem Herzen, man merkt seine Affinität auf Grund seiner eigenen Geschichte und das Buch strahlt eine gewisse Glaubwürdigkeit aus. Ich hatte oft das Gefühl, als würde jemand mir persönlich seine Geschichte erzählen. Der Schreibstil ist sehr klar.
Sämtliche Familienmitglieder und deren Lebensläufe werden ausführlich beschrieben.
Eine tolle Erzählung, die nur teilweise etwas langatmige Stellen hat, aber im Großen und Ganzen gibt es eine Weiterempfehlung von mir.
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Stilistisch eindringlich und existenziell
Nelio Biedermanns Lázár ist ein Roman,der sich durch seinen ungewöhnlich dichten, oft fragmentarischen Stil auszeichnet. Der Text wirkt wie eine Collage aus Gedanken, Erinnerungen und poetischen Bildern, die sich nur langsam zu einem Ganzen fügen. Biedermann nutzt die Sprache nicht als bloßes Erzählwerkzeug, sondern als Ausdruck innerer Zustände – oft spröde, elliptisch, dann wieder überraschend rhythmisch und klangvoll. Der Stil verlangt den Leser:innen Aufmerksamkeit ab, doch genau darin liegt seine Kraft: Jede Zeile trägt Bedeutung, jeder Bruch im Satz verweist auf emotionale oder psychische Brüche der Figur Lázár.
Die Erzählweise ist introspektiv und existenzialistisch geprägt. Die Innenwelt des Protagonisten steht im Mittelpunkt, seine Wahrnehmung ist subjektiv, teilweise traumartig, was das Lesen zu einem fast meditativen, aber auch verstörenden Erlebnis macht. Es gibt keine klare Handlung im klassischen Sinn – Lázár ist mehr ein literarischer Bewusstseinsstrom als eine lineare Erzählung. Der Stil unterstreicht diese Offenheit und wirkt dabei sowohl modern als auch zeitlos.
Wer sich auf die sprachliche Tiefe und formale Experimentierfreude einlässt, wird mit einem Werk belohnt, das lange nachhallt. Biedermann gelingt es, durch Sprache Tiefe zu erzeugen – ein stilles, aber intensives Buch über das Zerfallen und Wieder-Zusammensetzen der eigenen Identität.
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