Description
Product details
Authors | Christina Fonthes |
Assisted by | Michaela Grabinger (Translation) |
Publisher | Diogenes |
Original title | Where You Go, I Will Go |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 23.07.2025 |
EAN | 9783257073553 |
ISBN | 978-3-257-07355-3 |
No. of pages | 416 |
Dimensions | 127 mm x 25 mm x 190 mm |
Weight | 374 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Migration, Afrika, Vergewaltigung, London, Kongo, verbotene Liebe, Zuhause, Familienleben, London, Greater London, Generationenkonflikt, Frauenschicksal, lesbische Liebe, Frauensolidarität, Demokratische Republik Kongo, Paris (City), Erzählerisches Thema: Identität / Zugehörigkeit, queere Liebe, Bezug zu LGBTQ+ Menschen, LGBTQ+-Themen: Coming-out, Erste Hälfte 21. Jahrhundert (ca. 2000 bis ca. 2050), Zweite Hälfte 20. Jahrhundert (ca. 1950 bis ca. 1999), Republik Kongo |
Customer reviews
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...gehe ich auch
Zuerst einmal hat mir das Buch haptisch sehr gut gefallen, es ist trotz der 400 Seiten leicht und das Design des Umschlags und des Einbands gefällt mir sehr gut.
Ich weiß nicht, ob es an der Übersetzung lag, aber sprachlich war es leider sehr sperrig. Manchmal waren zudem die wechselnden Zeitformen und Perspektiven verwirrend und die Entscheidung, warum welche Zeit- und Erzählformen gewählt wurden, hat sich mir nicht erschlossen.
Nichtsdestotrotz war die Geschichte des Buchs unheimlich mitreißend und die beiden Hauptcharaktere schillernd und vielschichtig. Mira habe ich über den Verlauf der Geschichte immer mehr nachfühlen gelernt und auch Bijoux' Geschichte hat mich stark berührt. Gerade unter dem Gesichtspunkt transgenerationalen Traumas, dem Hintergrund der Geschichte Kongos und seiner Diaspora und der einfühlsamen Erzählweise von Christina Fonthes war dieses Buch eine bedeutsame Lektüre.
!Achtung!: Das Buch behandelt viele schwierige Themen - es geht um Queerfeindlichkeit, sexuelle Gewalt und Femizide. -
ein starkes Debüt!
Bijoux ist zwölf Jahre alt, als sie 1993 zu Beginn des Studentenaufstandes aus Kinshasa zu ihrer Tante Mira nach London geschickt wird. Mira ist schweigsam, unnahbar, und auch zwölf Jahre später haben die beiden noch keinen Draht zueinander gefunden. Als sich Bijoux in eine Frau verliebt, muss sie ihre Liebe geheim halten, denn Homosexualität gilt in der evangelikalen Kirchengemeinde, die den Mittelpunkt des Lebens der strengreligiösen Tante bildet, als „unafrikanisch“ und widernatürlich.
Christina Fonthes erzählt abwechselnd und auf verschiedenen Zeitebenen aus der Perspektive von Mira und Bijoux. Bijoux‘ Kapitel zeigen eindrücklich ihre Zerrissenheit zwischen Familie und Tradition einerseits und ihrem Wunsch, als lesbische Frau frei und selbstbestimmt leben zu können. Miras Geschichte, die im Jahr 1974 beginnt, offenbart Schritt für Schritt, wie aus dem einst fröhlichen und ausgelassenen Mädchen eine vermeintlich unerbittliche, strenge und gefühlskalte Frau wurde.
Ich liebe Romane mit Zeitsprüngen und Perspektivwechseln, und erzählerisch hat mir „Wohin Du gehst“ sehr gut gefallen. Bijoux und Mira sind glaubwürdige und vielschichtige Charaktere, in die ich mich gut hineinversetzen konnte und deren Handeln aus dem Kontext heraus für mich nachvollziehbar war, obwohl ich einen völlig anderen kulturellen Hintergrund habe.
Inhaltlich waren einige Entwicklungen für mich jedoch vorhersehbar, und der Schluss war mir ein bisschen zu dick aufgetragen. Sprachlich hat mich „Wohin Du gehst“ nicht ganz überzeugt, da sich einige Satzmuster recht oft wiederholten. So wird ein bestimmtes Parfum ganze siebenmal als „Mischung aus Vetiver, Lavendel und Moschus“ beschrieben, die honigfarbenen Augen zwei Personen werden neunmal hervorgehoben, Bijoux`“Zerfallen“ beim Liebesspiel achtmal. Auch die häufige Beschreibung diverser Kleidungsstücke, Frisuren und Gerüche hätte ich nicht gebraucht. Zum Ende hat sich noch ein kleiner Fehler eingeschlichen, da ein bestimmter medizinischer Test im Jahr 1982 erwähnt wird, der erst 1984 entwickelt wurde.
Fazit: Abgesehen von kleineren Kritikpunkten ein sehr lesenswertes Debüt! -
Sprache des Schweigens
Die britisch-kongolesische Schriftstellerin Christina Fonthes verflechtet in ihrem gelungenen und lesenswerten Debüt „Wohin du auch gehst“ auf sehr eindringliche, berührende Weise den miteinander verwobenen Lebensweg zweier kongolesischer Frauen auf verschiedenen Zeitebenen und Kontinenten. Dabei thematisiert sie authentisch, intensiv und bewegend, was es heißt, queer und PoC zu sein sowie die stille Macht jahrzehntelangen Schweigens und von weitergebenen Traumata.
Die junge Mira wächst unter wohlhabenden Umständen in Gombe, Kinshasa auf – als sie sich in den 1980er-Jahren in einen Straßenmusiker verliebt, versucht die angesehene Familie diese Liebe unter allen Umständen zu verhindern. Anfang der 2000er-Jahre lebt Bijoux in London bei ihrer nun streng religiösen Tante Mireille (Mira), nachdem sie mit 12 Jahren den Kongo verlassen musste. Als sie sich in eine Frau verliebt, ist Mireille sowie die traditionelle Kirchengemeinde empört und Bijoux soll mit einem Mann verheiratet werden.
Feinfühlig und gekonnt wechselt Christina Fonthes zwischen den Zeiten und Innenwelten ihrer Protagonistinnen, die abseits ihrer Heimat ihre afrikanische Identität nur innerlich zerrissen und bruchstückhaft integrieren können. Packend bis zum Schluss schildert sie den Ausbruch aus familiären Verstrickungen, Konventionen sowie strengen Glaubensgemeinschaften und zeigt mit vielen zeithistorischen Rückblenden auf, wie aus Mira die verbittere Mireille geworden ist. Und wie kraftvoll es sein kann, einen Weg aus dem Schweigen in eine gemeinsame Sprache zu finden. Ein kraftvolles, soghaftes und empfehlenswertes Debüt! -
Große THemen
"Wohin du auch gehst" von Christina Fonthes war ein Genuss. Vor allem tut es sehr gut, eine queere Geschichte mit kongoleischer Perspektive zu lesen.
Im Zentrum des Romans stehen zwei Frauen: Bijoux, eine junge lesbische Frau, die zu ihrer Tante nach London geschickt wird. Und Mira, die ein Leben voller Verlust lebt. Was anfangs wie ein Konflikt zwischen Generationen wirkt, wird schnell komplexer. Es geht um Selbstbestimmung, Trauma und um Liebe - queere Liebe, Liebe in der Familie, Mutterliebe. Auch einen Hauch Geschichte und politischen Aktivismus bekommt man mit. Die Geschichte spielt in Kinshasa, Brüssel, Paris und London.
Den Schreibstil der Autorin fand ich sehr ansprechend. Sie schreibt elegant, aber schnörkellos. Vor allem das Foreshadowing, bei dem man einige Plot Twists schon erahnen kann, hat mich abgeholt. -
Zwei Frauen - so fern und doch so nah
Vom Buchcover sieht eine Frau den Leser direkt und intensiv an. Die Frau ist sehr schön und schwarz, sie schaut nachdenklich, fast ängstlich.
Im Roman "Wohin du auch gehst" von Christina Fonthes erfährt man, dass die Frau in Zaire, später Republik Kongo, aufgewachsen ist. Die Kindheit erlebt sie gut behütet in einer relativ wohlhabenden Familie. Da die Moral- und Gesellschaftsvorstellungen in Afrika für einen Teenager, der von einem Familienmitglied vergewaltigt und schwanger wird, alles andere als mitfühlend und verständnisvoll sind, wird sie genötigt, ihre Heimat zu verlassen und im fernen und fremden Europa ihr Leben zu fristen.
Während der Umbrüche und Unruhen im Kongo sieht sich auch die zweite Hauptperson des Romans wegen ihrer sexuellen Orientierung gezwungen, ihr geliebtes Heimatland zu verlassen, und ebenfalls in Europa ein neues Leben zu beginnen.
Erst spät erfahren die beiden Hauptpersonen und damit auch der Leser, dass sie Mutter und Tochter sind. Aber während die eine resigniert ihr Heil bei einer Kirche zu finden hofft, ist die andere resolut und steht zu ihrer lesbischen Lebensgefährtin.
Die Geschichte ist sehr lebendig und anschaulich geschrieben. Sie lässt einen kleinen Blick in eine geschlossene Gesellschaft in der Großstadt zu. Zudem erfährt der Leser viel von der Geschichte und Mentalität in einem Teil Afrikas sowie den Problemen und Gepflogenheiten in einer Parallelgesellschaft. -
Schweigen ist eine Sprache – und dieser Roman übersetzt sie
Was bedeutet es, zu sich selbst zu stehen, wenn Familie, Religion und Gesellschaft etwas anderes verlangen? Christina Fonthes' Roman "Wohin du auch gehst" stellt diese Frage mit Wucht, Tiefe und vielschichtiger Emotionalität. Ein Buch, das mich nicht losgelassen hat.
Schon der Klappentext hat mich neugierig gemacht, die Leseprobe dann restlos überzeugt. Und ich kann sagen: Die 400 Seiten sind intensiv, literarisch durchdrungen von Schmerz, Hoffnung, Liebe und Wut. Ich bin durch sie hindurchgeflogen und wurde dabei immer wieder innegehalten.
Denn Fonthes erzählt in poetischer, atmosphärisch dichter Sprache die Geschichte von Bijoux, die nach politischen Unruhen im Kongo zu ihrer Tante nach London geschickt wird. Dort verliebt sie sich in ein Mädchen, während sie in einem religiös geprägten Haushalt aufwächst, der von Regeln, Schuld und Schweigen geprägt ist.
"Schweigen ist eine Sprache. Und wie jede Sprache muss man sie erlernen." (S. 15) – Dieser Satz beschreibt nicht nur das emotionale Klima, in dem Bijoux aufwächst, sondern auch den Sound des Romans. Fonthes beherrscht es meisterhaft, das Unsagbare zwischen die Zeilen zu schreiben: koloniale Traumata, sexualisierte Gewalt, religiöse Indoktrination, lesbische Liebe und der unbändige Wunsch nach Zugehörigkeit.
Die Figuren, allen voran Bijoux und Tantine Mireille, sind vielschichtig und glaubhaft. Mira etwa wirkt lange wie eine Gegnerin, bis ihr eigener Schmerz deutlich wird. Die Art, wie Fonthes unterschiedliche Frauenschicksale verwebt, hat mich bewegt. Dabei spart sie Gewalt nicht aus. Doch auch diese Momente sind fein eingebettet: nie voyeuristisch, nie effekthascherisch.
Der Roman verhandelt große Themen: Kolonialismus, postmigrantische Identität, queeres Begehren und queere Identität, religiöse Machtstrukturen und generationsübergreifende Traumata. Das Glossar mit Lingala-Begriffen ist hilfreich, wobei ich mir die Erklärungen/Übersetzungen lieber als Fußnoten gewünscht hätte. Besonders gelungen finde ich, wie Fonthes die inneren Konflikte von Bijoux mit ihrer Umgebung verschränkt: London, Kinshasa, Paris – all diese Orte sind nicht nur Kulisse, sondern emotionale Koordinaten.
Fazit: "Wohin du auch gehst" ist ein literarisch eindrucksvolles Debüt, das mit seiner sprachlichen Kraft und thematischen Dichte besticht. Es erzählt davon, wie schwer es ist, sich selbst zu finden, wenn die Welt einen in Rollen zwingt. Die emotionale Tiefe, die gesellschaftliche Relevanz und die eindrucksvoll gezeichneten Figuren machen das Buch für mich zu einem Lesehighlight. Es klingt lange nach und erinnert an Werke von Bernardine Evaristo, Chimamanda Ngozi Adichie, Mirrianne Mahn oder Amanda Peters.
Vielen Dank an @lovelybooks.de, @diogenesverlag und @christinafonthes für das kostenlose Rezensionsexemplar. -
Zwei afrikanische Frauenschicksale
Es ist eine ganz andere Welt, in die einen Christina Fonthes mit ihrem Debütroman entführt. Es geht um zwei Frauen, die auf ihre Art versuchen, mit einem Leben zwischen dem Kongo und London zurecht zu kommen.
Mira ist die etwas aufmüpfige Tochter einer wohlhabenden Familie im Kongo, die bei ihren Eltern in Ungnade fällt. Sie zieht nach Europa und landet schließlich in London, wo sie 20 Jahre später als verhärmte und tiefgläubige Frau lebt. Die junge Bijoux wird weg von ihrer afrikanischen Familie zu Mira nach London geschickt. Als sie entdeckt, dass sie lesbisch ist, beginnt ein quälendes Ringen um Selbstfindung im Kreis der afrikanischen Gemeinde.
Beide Geschichten werden im Wechsel jeweils aus der Sicht von Mira und von Bijoux erzählt. Durchsetzt mit vielen afrikanischen Wörtern, die teilweise hinten in einem Glossar erklärt werden, versetzt die Autorin einen hinein in das Leben in Afrika einerseits und in eine afrikanische Gemeinde in London andererseits. Dabei beschreibt sie so anschaulich und authentisch, dass man die afrikanischen Gewänder, die Frisuren und das Essen fast vor sich sieht. Auch legt Fonthes immer wieder den Fokus auf bestimmte Gerüche, die intensiv beschrieben werden. Auf ihre Art erschütternd sind beide Schicksale, auch wenn das von Mira mir noch näher geht. Ihre Entwicklung ist extrem, man wirft ganz langsam einen Blick hinter die Fassade der unsympathischen, herrischen und lieblosen Frau, die so gar nicht zu dem aufmüpfigen und lebensfrohen Mädchen aus dem Kongo passen will. Aber auch Bijouxs Kampf ist sehr berührend geschrieben und zeigt auf erschreckende Art, was afrikanische Frauen alles durchmachen müssen. Dabei sind viele Themen brandaktuell, auch wenn die Geschichten zwischen 1974 und 2007 erzählt werden. Es geht um Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern, um afrikanische Lebenseinstellung, um Bevormundung, um Akzeptanz, um Diversität und um das Recht der freien Partnerwahl. Aber auch die Gefühle von Menschen, die aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen werden und sich plötzlich zwischen zwei Welten mit einem Kulturschock wiederfinden. In den aktuellen politisch unruhigen Zeiten eine Geschichte, die einen sofort an die vielen Flüchtlinge denken lässt, die versuchen, in einem neuen Leben Fuß zu fassen. Am Ende gibt es noch einen Twist, der das Buch zusätzlich interessant und überraschend macht.
Ein Buch vor allem für Frauen, das zwei eindrückliche Geschichten über afrikanische Frauen und die afrikanische Kultur erzählt und dabei viele verschiedene Themen anspricht. Es macht viel Spaß zu lesen und versetzt einen im Laufe der Handlung nach Kinshasa, London, Brüssel und Paris.
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