Read more
Die sus-et-iudaei-Plastiken (sogenannte "Judensäue") des ausgehenden Mittelalters beschreiben das Judentum als sündige Absonderlichkeit, die gefährlich ist und Böses will. Sie alle zeigen ein Schwein (sus) sowie als jüdisch gekennzeichnete Figuren (iudaei), die an dessen Zitzen saugen oder anderweitige, zumeist obszöne Handlungen an ihm vollziehen. Die Bildsprache der Plastiken wurde über Jahrhunderte hinweg vielfach rezipiert, wobei sich ein Bedeutungswandel vollzog - vom vorwiegend theologisch begründeten Antijudaismus hin zu einer Schmähdarstellung unverhohlenen Judenhasses.Das Brandenburger Kapitell, das zwischen 1235 und 1250 entstanden ist, ist eines der frühesten bekannten dieses Themas. Durch den Standort im Kreuzgang des Doms bedingt, war die Plastik nur für die Geistlichkeit sichtbar. Mit einer hybriden Sau - halb Tier, halb Mensch - und der Inschrift bildet sie Spezifika aus, die außergewöhnlich sind. Die Analyse dieser Besonderheiten hilft, das Bildkonzept als Ganzes besser zu verstehen.Der Band eröffnet die neue Reihe "Text und Kunst. Schriften des Domstifts Brandenburg" im Mitteldeutschen Verlag, die vom Domstift Brandenburg herausgegeben wird. In der Reihe werden künftig in loser Folge Monografien und Sammelbände mit Bezug zum Brandenburger Dom und seinem Umfeld veröffentlicht werden.
About the author
Theresa Jeroch M.A., geb. 1987, studierte Kunstgeschichte und Betriebswirtschaftslehre in Magdeburg, Leipzig und Berlin und ist Redakteurin bei der Zeitschrift "Die Architekt" vom Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA). Sie promoviert an der FU Berlin zur Nordquerhausfassade des Halberstädter Doms. Seit 2021 ist sie ferne Teil der Arbeitsgruppe zur sus-et-iudaei-Plastik ("Judensau") am Domstift Brandenburg (Havel) und begleitet diese wissenschaftlich.