Description
Product details
Authors | Gaea Schoeters |
Assisted by | Lisa Mensing (Translation) |
Publisher | Paul Zsolnay Verlag |
Original title | Het Geschenk |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 01.08.2025 |
EAN | 9783552075740 |
ISBN | 978-3-552-07574-0 |
No. of pages | 144 |
Dimensions | 132 mm x 16 mm x 208 mm |
Weight | 248 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Natur, Jagd, Humor, Lachen, Bundeskanzler, Witz, Postkolonialismus, Berlin, Deutschland, Elfenbein, Ironie, Afrika, Nashorn, Parabel, Belgien, Niederlande, Botswana, Tiere, Politik, Flandern, Elefanten, Trophäe, Klimakrise, Flüchtlinge, Politik und Staat, Gesetz, Tiere und Gesellschaft, Geflüchtete, Globaler Süden, Erhaltung von Wildtieren und Lebensräumen, leichtlesen, Erste Hälfte 21. Jahrhundert (ca. 2000 bis ca. 2050) |
Customer reviews
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Spannendes Gedankenexperiment
Gaea Schoeters wagt mit Das Geschenk ein ebenso originelles wie pointiertes Gedankenexperiment: Was geschieht, wenn Deutschland plötzlich 20.000 Elefanten aufnehmen muss – nicht freiwillig, sondern als politisches „Geschenk“ des botswanischen Präsidenten? Die Tiere, die bald über Straßen trampeln, Parks verwüsten und Ernten vernichten, werden zum Sinnbild für eine ungelöste politische Krise und für die Machtspiele zwischen Nord und Süd.
Die Handlung ist zugespitzt und zugleich erschreckend realistisch. Innerhalb weniger Seiten gelingt es der Autorin, die Hilflosigkeit einer Regierung zu schildern, die angesichts einer völlig neuen Situation vor allem auf kurzfristige Machterhaltung bedacht ist. Während die Elefanten das öffentliche Leben lahmlegen, schieben sich Ministerien die Verantwortung zu – und populistische Parteien nutzen das Szenario, um Stimmung zu machen. Schoeters hält uns dabei einen Spiegel vor: Koloniale Denkmuster, moralische Überheblichkeit und politische Kurzsichtigkeit sind keine fernen Relikte, sondern Teil unserer Gegenwart.
Besonders stark ist der bildhafte, präzise Stil. Szenen wie eine Massenkarambolage auf der Autobahn oder Elefantenherden vor der Siegessäule wirken so plastisch beschrieben, dass man sie fast selbst miterlebt. Humorvolle Spitzen durchziehen den Roman und machen die Lektüre trotz der ernsten Themen zu einem Vergnügen.
Auch die Charaktere sind fein gezeichnet. Im Zentrum steht der Bundeskanzler, der stellvertretend für eine überforderte Politik agiert. Er ist weniger als Held, sondern als Spiegel unserer Institutionen angelegt: schwankend, abwägend, und letztlich getrieben von der Angst um seine Position. Die Elefanten selbst sind mehr als Tiere – sie werden zu Akteuren, zu Symbolen für globale Ungleichheit und für die Folgen westlicher Entscheidungen, die ohne Rücksicht auf andere getroffen werden.
Mit nur 144 Seiten entfaltet der Roman eine enorme Dichte. Kein Wort wirkt überflüssig, jede Szene bringt die Handlung voran oder verstärkt die Kritik an Politik und Gesellschaft. Gleichzeitig gelingt es Schoeters, auch Hoffnung und Nachdenklichkeit zu wecken: Wie wollen wir in einer globalisierten Welt miteinander umgehen? Welche Verantwortung tragen wir gegenüber anderen Kulturen – und der Natur?
Das Geschenk ist ein kluges, witziges und zugleich tiefgründiges Buch. Wer gesellschaftskritische Romane schätzt, wird hier ebenso fündig wie Leserinnen und Leser, die einfach eine außergewöhnliche Geschichte erleben wollen. Ein Werk, das unterhält, aber auch lange nachhallt – und das mit Recht seinen Platz neben Klassikern wie Orwells Animal Farm beanspruchen darf. -
Raffinierte Kritik an die Politik in Form eines Gedankenexperiments
Die niederländische Autorin Schoeters begibt sich in dem Roman auf ein skurriles Gedankenexperiment. Der botswanische Präsident „schenkt“ Deutschland 20’000 Elefanten als Reaktion zum Einfuhrverbot von Jagdtrophäen. Die Elefanten vereinnahmen in Deutschland Strassen, Städte und sogar Ernten. Sie stellen für die Bevölkerung eine ernst zu nehmende Bedrohung dar.
(Während einer kurzer Recherche war ich überrascht zu erfahren, dass Botswana dies unter Herrschaft von Mokgweetsi Masisi 2024 tatsächlich angedroht hatte, nachdem Deutschland das Gesetz rund um Jagdtrophäen anpassen wollte.)
Im Mittelpunkt der Handlung steht die folgende Frage: Was macht die deutsche Politik, wenn der Elefant buchstäblich im Raum ist? Und wie geht die Regierung mit den Elefanten um? Da das Buch 144 Seiten hat, geht die Handlung zügig voran, ohne dass die Spannung zu kurz kommt. Es gelingt der Autorin, in eher wenigen Seiten viel Kritik an unsere Gesellschaft auszuüben, sodass nichts ungesagt bleibt.
Der Roman zeigt plakativ auf, was wir als Bürger oft im echten Leben beobachten. Dass hochrangige Politiker kurzfristige Entscheidungen treffen, die ihre Position im Parlament sichern, statt das Problem nachhaltig anzugehen. Schoeters kritisiert auch die Rechten, welche alles, was die jetzige Regierung verabschiedet, scharf kritisiert, um sich so Wählerschaft zu sichern. Ich musste auch darüber schmunzeln, dass sich zu Beginn der Handlung kein Ministerium in der Verantwortung sah, die Führung zur Lösung des Elefantenproblems zu übernehmen. Die Geschichte hält uns Europäern einen Spiegel vor, welcher verdeutlicht, dass Kolonialismus noch heute eine bedeutende Rolle spielt und dass wir über die Köpfe der Betroffenen hinweg entscheiden. Die Tiere werden im Roman als Druckmittel für Machtspiele verwendet.
Der Schreibstil hat mich absolut überzeugt. Die bildhafte Sprache, die Schoeters einsetzt, um die aussergewöhnlichen Szenen, in denen die Elefanten sich in industrialisierten Städten verbreiten, ist einfach genial. Als Leser hatte ich das Gefühl, die durch die Elefanten ausgelöste Massenkarambolage auf der Autobahn selbst beobachtet zu haben. Mit einer Prise Humor rundet Schoeters ihre politischen Anspielungen gelungen ab.
Für mich ist dieser Roman lesenswert. Alle, die sich für Bücher mit gesellschaftskritischem Inhalt interessieren, werden das Buch lieben. Ich kann mir gut vorstellen, dass Liebhaber von Animal Farm von George Orwell auch an diesem Werk Freude haben würden. -
Elefantenparabel über unsere Gegenwart
Elefanten in Berlin – klingt absurd, ist aber die Ausgangssituation von "Das Geschenk", einem brillanten Politthriller von Gaea Schoeters. Die flämische Autorin, bekannt durch "Trophäe", schreibt als Journalistin, Librettistin und Drehbuchautorin, wurde mit dem Jan-Wauters-Preis für Sprachkunst ausgezeichnet und überzeugt mit einem Blick für das Globale im Kleinen.
Worum geht’s?
Deutschland verbietet die Einfuhr von Jagdtrophäen – und prompt „schenkt“ der Präsident Botswanas dem Land 20.000 Elefanten. Ein scharfes „Was wäre wenn“-Szenario entfaltet sich: Politiker:innen, Medien und Bürger:innen müssen plötzlich mit einer Krise umgehen, die alles infrage stellt – von Tier- und Klimaschutz über Migration bis hin zu nationaler Identität.
Meine Meinung
Schon "Trophäe" hatte mir gefallen, aber dieses Buch hat mich noch mehr gepackt. Schoeters verknüpft Natur und Politik, Humor und Bitterkeit, Satire und Tragik zu einer Parabel über Macht, Postkolonialismus und die Absurditäten unserer Zeit. Der Bundeskanzler taumelt zwischen Witzen, Elefantendung und Gesetzesdebatten, während Botswanas Präsident trocken feststellt: „Ihr Europäer wollt uns vorschreiben, wie wir zu leben haben. Vielleicht solltet ihr einfach mal selbst versuchen, mit Megafauna zurechtzukommen.“ (S. 35).
Besonders beeindruckt hat mich, wie viele Ebenen Schoeters einbaut: Die Elefanten werden Symbol für Geflüchtete („Elefanten sind keine Flüchtlinge.“ S. 64), für Klimakrise, für koloniale Ungleichgewichte. Gleichzeitig bleibt es absurd komisch, wenn über „Gratis-Biomüll-Verwertung“ (S. 38) oder eine Elefanten-Liebesgeschichte im TV debattiert wird. Auch bei ernsten Themen wie „Glass-Cliff“-Mechanismen für Politikerinnen (S. 68) oder rechten Parolen („Afrikanisierung Europas!“ S. 97) zeigt sie messerscharf, wie eng Rassismus, Sexismus und Machtspiele verflochten sind.
Die Szenen sind oft grotesk, aber immer nah an unserer Realität: Bürger:innen, die „Scheiße schaufeln“ (S. 53), ein Elefantenbaby, das zur nationalen Ikone wird, nur um wenig später Opfer eines Unfalls zu werden (S. 84). Fragen wie „Welches Leben ist mehr wert?“ (S. 84) oder die Erkenntnis, dass „ein Bundeskanzler kein Recht auf Träume“ hat (S. 131), hallen nach. Klimakrise, Migration, Populismus – alles spiegelt sich in dieser „Geschenk“-Parabel. Und immer wieder blitzt Humor auf, der das Ganze erträglich, manchmal sogar leichtfüßig macht.
Fazit
"Das Geschenk" ist politisch, packend und tief satirisch – ein Roman, der uns zwingt, über Verantwortung, Gerechtigkeit und Zukunft nachzudenken. Schoeters gelingt die seltene Mischung aus bitterem Ernst und scharfem Witz. Wer sich auf diesen literarischen Spiegel einlässt, wird lachen, schlucken – und nicht mehr wegsehen können.
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