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Was bleibt, wenn der Tod eine Leerstelle hinterlässt und sich der Umgang mit den Toten verändert? Franca Buss untersucht, wie sich aufklärerische Debatten auf die europäische Grabmalkultur des 18. Jahrhunderts auswirkten. In einem kunsthistorischen close-reading analysiert sie ausgewählte Grabmalensembles aus Mitteleuropa und England und stellt sie in einen größeren geistesgeschichtlichen Kontext. Dabei werden vier Strategien identifiziert, die die Absenz der Verstorbenen im Kontext von Erinnerungsstiftung und Jenseitshoffnung betreffen: Allegorisierung, Sentimentalisierung, Poetisierung und Naturalisierung. Die moderne Selbsterzählung von der Verdrängung des Todes wird in Frage gestellt und gezeigt, dass die Kunst ihre eigenen Entwicklungslogiken verfolgt, die sich teleologischen Verallgemeinerungen entziehen.
About the author
Franca Buss, Studium der Germanistik, Philosophie und Kunstgeschichte an der Universität Hamburg, Promotion zu den Auswirkungen aufklärerischer Debatten auf die Grabmalkultur des 18. Jahrhunderts. Die Arbeit wurde mit dem Deubner-Promotionspreis ausgezeichnet. 2016-2017 Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Iris Wenderholm, später bei Frank Fehrenbach. Seit 2022 DFG Kolleg-Forschungsgruppe "Imaginarien der Kraft". 2020 veröffentlichte sie mit Philipp Müller
Hin- und Wegsehen. Formen und Kräfte von Gewaltbildern. Forschungsschwerpunkte sind Grabmonumente der Frühen Neuzeit, Ideen- und Geistesgeschichte des 18. Jahrhunderts, Formen und Kräfte von Gewaltbildern. In ihrem neuen Forschungsprojekt beschäftigt sie sich mit dynamischen Qualitäten der Landschaft in der Malerei der Frühen Neuzeit.