Description
Product details
Authors | Elisa Hoven |
Publisher | S. Fischer Verlag GmbH |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 26.02.2025 |
EAN | 9783103976694 |
ISBN | 978-3-10-397669-4 |
No. of pages | 336 |
Dimensions | 134 mm x 30 mm x 210 mm |
Weight | 422 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Strafrecht, Gerechtigkeit, Deutschland, Tatsachenberichte: True Crime, Gewalt und Missbrauch in der Gesellschaft, Gerichtsverhandlung, Strafverteidiger, anspruchsvolle Literatur, Rechtsethik und Standesrecht, Straftaten gegen die Person, Justiz-Krimi, Gerichtskrimi, Gerichtsentscheidungen, ca. 2020 bis ca. 2029 |
Customer reviews
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Wenn der moralische Kompass versagt
Eva ist seit etlichen Jahren Strafverteidigerin am Gericht und brennt für ihren Job. Doch nach und nach trifft sie folgenschwere Entscheidungen, die Auswirkungen für ihre Mandanten haben - aber auch für sie selbst.
Eva erzählt uns einige ihrer bedeutendsten Fälle und wie es dazu kam, dass ihr moralischer Kompass hin und wieder versagte.
Die Geschichte ist unglaublich spannend und das von Anfang an.
Direkt zu Beginn erfährt der Leser, dass Eva ihre Anwaltszulassung zurückgeben möchte. Sie hadert mit einigen Entscheidungen/Taten der letzten Jahre und möchte diese Bürde nicht mehr tragen.
Nun werden nach und nach Fälle ihrer Karriere erzählt, die Eva und ihre Ansichten verändert haben. Die Straftaten, die ihren Mandanten vorgeworfen werden, sind grundverschieden: Mord, Vergewaltigung, Wirtschaftskriminalität.
Jeder Fall ist auf seine eigene Art spannend und schockierend. Aber ganz besonders mitgenommen hat mich der über die kleine Kira.
Dadurch, dass die Fälle nicht chronologisch erzählt werden, bekommt man immer nur häppchenweise Hinweise darauf, was Eva zu ihrer Entscheidung führt. Die Fälle werden nicht nur faktisch erläutert, sondern werfen auch Grundsatzfragen auf, die mich nachhaltig beschäftigen. „Schuldig“ ist eben nicht immer nur schuldig. Wie Verteidiger ihre Sichtweise öffnen müssen, um ihren Mandanten objektiv zu helfen, hat mich wahnsinnig beeindruckt.
Das Buch wird definitiv noch lange in meiner Erinnerung bleiben und ist für mich ein überraschendes, aber äußerst gelungenes Highlight. -
Die Graustufen zwischen Gut und Böse
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Mandate einer Strafverteidigerin
Die Autorin lässt in diesem Roman – dem Genre Krimi ist das Buch m.E. eher nicht zuzuordnen – die fiktive Berliner Strafverteidigerin Eva neun Fälle aus ihrem anwaltlichen Berufsalltag schildern. Es handelt sich z.T. um recht bedeutende Mandate und der Leser wird auch mit grausamen Straftaten, z.B. Kannibalismus und Gruppenvergewaltigung, konfrontiert, so dass er das Lesen auch aushalten können muss. Umso unverständlicher mag es einem juristischen Laien erscheinen, wie sehr die Strafverteidigerin bemüht ist, vor Gericht das beste Ergebnis für ihre Mandanten herauszuholen, also milde Urteile, wenn nicht gar Freisprüche. Doch sie selbst erklärt es immer wieder: Ihr Handeln ist ein Gebot der Rechtsstaatlichkeit. Der Leser wird zum Nachdenken darüber angeregt, ob die Täter tatsächlich Schuld auf sich geladen haben oder sie unschuldig sind, ob das abschließende Gerichtsurteil gerecht oder ungerecht ist. Nur in einem Fall hat Evas Verhalten m.E. die zulässigen (auch in berufsrechtlicher Hinsicht) Grenzen überschritten, nämlich als sie einer befreundeten Mandantin Tipps gibt, wie sie eine von ihr begangene Tötung als das perfekte Verbrechen erscheinen lassen kann. Alle Fälle lesen sich leicht, ohne dass in juristisches Kleinklein eingestiegen wird. Endlich auch einmal ein Roman, in dem die Arbeit der Justiz und die in ihr verwendeten Fachbegriffe korrekt wiedergegeben werden, was wohl dem eigenen Werdegang der Autorin als Strafrechtsprofessorin geschuldet ist. Als auflockernd habe ich empfunden, dass die Protagonistin ihre Fälle oft mit Personen aus ihrem Umfeld bespricht und deren Sichtweise einfließt. Nicht zu vergessen sei, dass die Autorin es schafft, den Leser bis zuletzt durch entsprechende Spannung bei der Stange zu halten. Denn das gesamte Buch durchziehen Andeutungen auf ein Mandat Stefan Heinrich, um das es dann erst im letzten Kapitel geht.
Ich spreche eine Leseempfehlung aus. -
Erhellende Momente
Wer sich bei dem Titel und dem Klappentext an die verschiedenen Bücher von Ferdinand von Schirach erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch. Auch ich habe diese Assoziation, nicht zuletzt weil ich von Schirachs Bücher seinerzeit förmlich verschlungen habe. Was aber anders ist, ist dass die fiktive Strafverteidigerin Eva Herbergen an verschiedenen Dingen nicht ganz unbeteiligt ist und nicht nur aus der Beobachterrolle berichtet. Ein Strafverteidiger ist ja immer irgendwie involviert, aber hier ist der Leser näher dran an der Figur, weil sie aus ihrem Innersten zu berichten scheint.
Mir gefällt dieser Ansatz sehr gut und der Schreibstil ist spannend, flüssig und sehr gut verständlich, auch wenn man kein Jura oder ähnliches studiert hat. Mehr noch; Gerade als Laie lernt man vom Strafrecht noch etwas dazu.
Die neun Fälle, die wir als Leser begleiten dürfen, sind augenscheinlich erstmal klar, haben aber immernoch mindestens einen Twist zu bieten, den man so nicht wirklich vorhersehen konnte. Das erzeugte bei mir mit den kurzweiligen Kapiteln wirklich erhellende Momente - lediglich einen Fall hatte ich schon so vorausgeahnt, was der Spannung aber keinen Abbruch tat, denn man will ja auch wissen, ob der Täter "davon kommt".
Wirkliche Happy Ends gibt es meines Erachtens nicht und jede Geschichte hat etwas Abgründiges. 5 Sterne für ein Buch, das ich trotzdem sehr gerne gelesen habe und kaum weglegen konnte.
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