Description
Product details
Authors | Florentine Anders |
Publisher | Kiepenheuer & Witsch |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 13.02.2025 |
EAN | 9783869713205 |
ISBN | 978-3-86971-320-5 |
No. of pages | 352 |
Dimensions | 131 mm x 28 mm x 209 mm |
Weight | 392 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Architektur, Berlin, Einzelne Architekten und Architekturbüros, Familienleben, Ostdeutschland, DDR, Wiedervereinigung, DDR-Vergangenheit, Nachkriegs-Deutschland, eintauchen, Hermann Henselmann, Architektur-Geschichte |
Customer reviews
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DDR-Architektur
Das Buch erzählt die Geschichte des berühmten Architekten Hermann Henselmann und seiner Familie. Speziell geht es um Hermann, seine Frau Isi und seine Tochter Isa. Alle anderen Kinder und Enkel kommen zwar vor, werden aber relativ kurz erwähnt. Es geht auch um die Geschichte berühmter Bauten in der DDR.
Prinzipiell hat mir das Buch gut gefallen. Ich bin zu einer Zeit geboren, als die meisten Bauten von Hermann Henselmann schon standen. Und ich gebe zu, mich hat bisher nie interessiert, wer der Architekt hinter diesen berühmten Straßen, Plätzen oder auch dem Fernsehturm war. So habe ich durch das Buch sehr viel Neues gelernt. Die Beschränkung auf die drei Mitglieder der großen Familie kann ich nachvollziehen, weil sonst das Buch wahrscheinlich zu sehr ausgeufert wäre. Das Leben in der DDR kann ich gut nachvollziehen, auch wenn die Familie weit über dem normalen Durchschnitt lebte und in anderen Kreisen verkehrte, als der übliche DDR-Bürger. Das Einzige, was mir nicht ganz so gut gefiel, war der Schreibstil. Er ähnelte eher einem Sachbuch als einer Familiengeschichte und mir fehlte persönlich ein wenig der emotionale Zugang zu den Personen. Trotzdem gibt es von mir eine Leseempfehlung -
Hinter die Fassade geblickt
Durch das Cover fiel mir das Buch auf. Es gefällt mir und ist passend. Zeigt es doch bekannte Bauten. Vor allem, im damaligen Ostberlin. Dort ist die Handlung hauptsächlich angesiedelt. Eine Familiengeschichte, gepaart mit Zeitgeschichte und Architekturgeschichte.
Die Thematik ist interessant. Der Schreibstil, eine Art Auflistung der Jahre, wechselnd zwischen den Protagonisten, Isa und Isi, konnte mich nicht fesseln.
Die Autorin ist die Enkelin des Architekten Hermann Henselmann, ein narzisstischer Mensch, den es nur um sich selbst geht. All seine Handlungen sind zu seinem Vorteil. Ihre Mutter Isa, ist das fünfte Kind aus der Ehe Hermanns mit Isi, deren Mutter als Malerin bekannt wurde.
Der Roman spiegelt Leben und Werdegang des DDR-Architekten wider. Er, ein Mensch, der gelebt hat. Im wahrsten Sinne des Wortes. Seine Familie wird von ihm vereinnahmt, kontrolliert und gedemütigt. Irene von Bamberg, genannt Isi, ist die Tochter einer vornehmen und künstlerisch begabten Adelsfamilie. Sie träumt davon Architektur zu studieren. Als sie mit sechzehn Jahren in die Gesellschaft eingeführt wird, trifft sie auf Hermann. Einen unangepassten Burschen. Das zehn Jahre jüngere Mädchen weckt sein Interesse. Es fällt ihm nicht schwer sich bei ihrer Familie einzuschmeicheln. Leider.
Ich hätte Isi und ihren Kindern ein anderes Leben gewünscht. Aber gegen diesen despotischen und empathielosen Mann war sie chancenlos. Noch nicht volljährig, schafft er es, sie zu schwängern. Es folgt eine schmerzliche Abtreibung.
In späterer Zeit heiraten sie. Isi hat keine Zeit für sich und ihre Ausbildung. Nach der Machtergreifung Hitlers ändert sich das Leben. Hermann ist Halbjude. Er bringt sich in Sicherheit. Sporadisch kommt er nach Hause. Seine Frau wird zur Gebärmaschine, Kinderfrau, Haushälterin, Finanzberaterin und betrogener Ehefrau.
Nach Kriegsende erlebt Hermann einen steilen Aufstieg, beginnend in Weimar. Doch es bilden sich Gegner. Er lässt sich nach Berlin loben. Stets ist die Familie sein Ventil um Dampf abzulassen.
Für mich ist es eine Abfolge psychischer und häuslicher Gewalt. Ich kann nicht begreifen, wie man noch heute diesen Mann so hofieren kann. Er hatte tolle Ideen, jedoch allein konnte er sie nicht verwirklichen. Florentine Anders zeigt mit diesem Buch, das wahre Gesicht ihres Opas.
Mit sehr gemischten Gefühlen beendete ich, dieses nicht einfach zu lesende und schwer zu ertragende Buch. Es wurden viele bekannte Personen eingebunden aber leider gab es kein Register dazu. -
Privilegiert und kurzgehalten in der DDR
Schon das Cover zeigt, worum es in diesem Buch geht: Es zeigt den Werdegang des bekannten DDR-Architekten Hermann Henselmann und dessen Familiengeschichte, aufgeschrieben von seiner Enkelin Florentine Anders.
Während der Architekt Henselmann Karriere macht und am Bau so berühmter Objekte wie der Stalinallee in Berlin und dem Uni-Hochhaus in Leipzig sowie an der Gestaltung des Berliner Alexanderplatzes beteiligt ist, ist seine Gattin, obwohl in Sachen Architektur hochtalentiert, wegen der acht Kinder an den Haushalt gebunden.
Man erfährt im Roman, dass das gesellschaftliche Leben der Familie Henselmann sehr vielseitig war. So begegnet man in der Geschichte unter anderen auch dem Schauspieler und Sänger Manfred Krug sowie der Schriftstellerin Brigitte Reimann.
Obwohl die Familie Henselmann durch die Tätigkeit des Vaters zu den äußerst privilegierten Menschen der DDR zählte, sind auch sie nicht sicher vor Beobachtungen und Konfrontationen durch die Staatssicherheit sowie vor Repressalien seitens der Staatsmacht. Beispielsweise war Professor Henselmann ein Verfechter des Bauhausstils. Seine diesbezüglichen Ideen fanden in der Politik der DDR jedoch wenig Gehör.
Das Buch enthält keinerlei Zeitsprünge und ist durchaus in einem angenehmen Schreibstil gehalten. Deshalb liest sich der Roman sehr flüssig, man kann sich gut in die handelnden Personen einfühlen.
Für Menschen, die diese Zeit nicht erlebt haben, wäre es durchaus von Interesse zu erfahren, dass der "normale", nicht privilegierte Bürger der DDR, keine Haushaltshilfe, kein Kindermädchen hatte. Und eine größere oder überhaupt eine Wohnung bekam man nicht bei Bedarf und keineswegs so schnell wie im Roman dargestellt. Diese Informationen hätten sicher in einem wenig umfangreichen Teil im Roman Platz gefunden. Genau wie die Tatsache, dass jegliche Bautätigkeit vorwiegend in der Hauptstadt stattfand, und deshalb im Rest des Landes fast keine Baumaterialien oder Arbeitskräfte zur Verfügung standen. Das klang kurz im Roman an, als von Unterkünften für (auswärtige) Bauarbeiter die Rede war.
Insgesamt ein kurzweiliger und authentischer Roman für Leser, die sich für den Werdegang prominenter Menschen im Kontext der Zeitgeschichte interessieren.
Kleine Rechtschreibfehler, die beim Lesen auffallen, sollten einer Redakteurin nicht passieren. -
Ostberliner Baugeschichte
Florentine Anders, Enkelin des berühmten Bauhaus-Architekten Hermann Henselmann, gibt mit diesem Roman einen äußerst spannenden und interessanten Einblick in ihre Familie. Sie erzählt vor allem aus der Perspektive ihrer Großmutter Irene „Isi“ und ihrer Mutter Isa. Erstere war selbst eine vielversprechende Architektin, stand jedoch immer im Schatten ihres Mannes und war zudem als achtfache Mutter gefordert. Durch Isis und Isas Blick zeichnet die Autorin auch ein detailliertes Bild von Hermann Henselmann, einem hochbegabten, aber für das DDR-Regime unbequemen Architekten, der die Umstände geschickt für sich zu nutzen wusste und bei seinen Projekten gerne hoch pokerte. So modern und einnehmend Henselmanns Entwürfe auch waren – er selbst wirkt auf mich zutiefst unsympathisch: Ein Choleriker, der seine Frau offen und bei jeder Gelegenheit betrog, ein patriarchaler Herrscher, extrem von sich selbst eingenommen, mit enormem Geltungsdrang. Als Quellen dienten Florentine Anders neben ihrer Mutter Isa die Memoiren ihrer Großeltern, Literatur über Hermann Henselmann und Gespräche mit ihrem Großonkel Raimund, dem Bruder von Isi.
Das Buch ist sehr unterhaltsam und lebendig geschrieben, und gibt tiefe Einblicke in das, was für die Privilegierten in der „klassenlosen Gesellschaft“ der DDR möglich war: Wohneigentum, Auslandsreisen, exotische Speisen usw. Zudem zeigt es, dass, aller Staatspropaganda zu Trotz, auch in der DDR die alten Rollenklischees nicht überwunden waren und Kinder und Haushalt weiterhin Frauensache blieben.
Da ich als Bayerin nicht mit der Ostberliner Architektur vertraut bin, waren für mich besonders die Details zur Entstehung der Bebauung an der Karl-Marx-Allee interessant und der lange Weg von der Idee bis zum Bau des Fernsehturms. Auch das ständige Hin und Her, was nun unter „sozialistischer“ Bauweise zu verstehen sein sollte, wurde eindrücklich beschrieben. Während des Lesens hielt ich immer wieder inne und betrachtete mir im Internet Bilder der im Buch erwähnten Bauwerke. Nach diesem Roman werde ich bei einem Besuch sicher mit anderen Augen durch Berlin laufen. Ein sehr lesenswerter Roman über ein bedeutendes Kapitel Ostberliner Baugeschichte.
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