Description
Product details
Authors | Dmitrij Kapitelman |
Publisher | Hanser |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 18.02.2025 |
EAN | 9783446282476 |
ISBN | 978-3-446-28247-6 |
No. of pages | 192 |
Dimensions | 134 mm x 19 mm x 208 mm |
Weight | 288 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Familie, Sprache, Gewalt, Krieg, Humor, Leipzig, Osteuropa, Deutschland, Russland, Ukraine, Familienleben, Mutter, Kiew, entspannen, auseinandersetzen, Invasion, Eroberung und Besetzung, Erzählerisches Thema: Vertreibung, Exil, Migration, Gewalt, Intoleranz und Verfolgung in der Geschichte, ca. 2020 bis ca. 2029 |
Customer reviews
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Russisch-ukrainische Lebensgeschichte
Das Cover ist zunächst sehr irreführend und trägt nicht gerade zum Interesse für diesen Roman bei. Licht ins Dunkel bringt dann allerdings der Roman selbst, in dem die Geschichte einer Kontingentflüchtlings-Familie erzählt wird, die sich in Leipzig ansiedelt und dort ein Geschäft für russische Spezialitäten eröffnet.
Die Familie integriert sich gut, umgibt sich jedoch vorwiegend mit russisch- und ukrainisch-stämmigen Menschen. Im ersten Teil des Romans von Dimitrij Kapitelman wird manche Begebenheit rund um das Magazin launig erzählt.
Da der Sohn der Familie bald die deutsche Staatsbürgerschaft erhält, wagt er im zweiten Teil des Romans eine Reise in die vom russischen Angriffskrieg geschüttelte Ukraine zu Freunden und Verwandten. Trotz aller Kriegsplagen trifft er auf freundliche Menschen, die ihn gut aufnehmen. Über Politik zu sprechen, ist jedoch schwierig bis unmöglich.
Trotz der teils unguten Ereignisse schreibt der Autor sehr humorvoll und mit russischer Seele, was das Lesen zu einem Vergnügen macht. Leser, die gegenüber anderen Kulturen und Menschen aufgeschlossen sind, werden diesen Roman lieben. -
Im besten Sinne ein wirres Buch
Wie aktuell kann ein Buch sein? Kapitelmans Roman handelt von seiner Kindheit in Ostdeutschland, das geprägt war von einem osteuropäischen Zusammengehörigkeitsgefühl - ganz unabhängig der nationalen Herkunft.
Gleichzeitig ist es ein Buch über die Zerrissenheit. Darüber, was es bedeutet, wenn ein Krieg die eigene Familie teilt. Nicht geografisch, sondern politisch. Es zeigt, was Propaganda mit Menschen machen kann und wie schwer es ist, das zu thematisieren, wenn es Menschen betrifft, die man liebt.
Den Schreibstil muss man mögen. Das ist definitiv kein Roman für jede Person. Das Buch ist wirr, im allerbesten Sinn. Ich jedenfalls habe es geliebt. Dmitrij Kapitelman schreibt so wortgewaltig, so ausschmückend und gleichzeitig so klar.
Durch seine geringe Seitenzahl lässt sich der Roman ganz wunderbar in einem Tag lesen. Ein Buch für Zwischendurch ist es aber auf gar keinen Fall; dafür hallt es viel zu lange nach. Menschen, die gerne Saša Stanišić oder Tijan Sila lesen, dürfte Russische Spezialitäten ganz gut gefallen. -
Ein bittersüßes Meisterwerk über Familie, Krieg und Sprache.
Dmitrij Kapitelman erzählt in seinem Roman „Russische Spezialitäten“ die bewegende Geschichte eines jungen Mannes, der zwischen seiner Liebe zu seiner Mutter und ihrer politischen Verblendung zerrissen ist. Kapitelman, geboren in Kiew und in Deutschland aufgewachsen, hat sich mit seinen literarischen Werken und seiner journalistischen Arbeit einen Namen gemacht. Bereits sein Debütroman „Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters“ wurde vielfach ausgezeichnet. Mit seinem neuen Werk beweist Kapitelman erneut seine Fähigkeit, ernste Themen mit Witz, Tiefe und großer Emotionalität zu verbinden.
Worum geht's genau?
Eine Familie aus Kyjiw, die in Leipzig einen Laden für „russische Spezialitäten“ betreibt, wird vom Krieg und den politischen Spannungen zwischen Russland und der Ukraine auseinandergerissen. Der Sohn, der keine Sprache so liebt wie das Russische und keine Stadt mehr als Kyjiw, sieht sich mit der schwierigen Aufgabe konfrontiert, seine Mutter aus dem Einfluss russischer Propaganda zu befreien. Seine Reise zurück in die Ukraine ist geprägt von einem tiefen Schmerz über die Zerstörung seiner Heimat und einer wachsenden Verzweiflung darüber, wie schwer Verständigung in Zeiten des Krieges ist. Themen wie Identität, Zugehörigkeit, Sprache, Verlust und Propaganda verweben sich zu einer facettenreichen und berührenden Geschichte.
Meine Meinung
Ich durfte das Buch vorab als Rezensionsexemplar lesen und war zugegebenermaßen vollkommen unvorbereitet auf die emotionale Wucht, die „Russische Spezialitäten“ entfaltet. Kapitelman schafft es, eine Vielzahl von Themen – von Zugehörigkeit, Identität und Sprache über Krieg, Familie und Rassismus bis hin zu Propaganda und Rechtsextremismus – zu einem stimmigen Ganzen zu verweben. Besonders beeindruckend ist die Tiefe, mit der die Zerissenheit des Protagonisten dargestellt wird. Der Schreibstil des Autors hat mich restlos begeistert. Er ist zugänglich, stellenweise humorvoll, und gleichzeitig gelingt es Kapitelman, auch die emotional aufwühlenden Momente mit bildhafter, blumiger Sprache zu schildern. Dabei bleibt der Ton stets klar und auf den Punkt. Diese Mischung aus Leichtigkeit und Tiefgang hat mich besonders gepackt. Obwohl das Buch vollständig aus der Perspektive des Protagonisten erzählt wird, habe ich mich gefragt, wie es gewesen wäre, auch andere Figuren zu Wort kommen zu lassen – etwa die Mutter oder andere Mitglieder der Familie. Trotzdem ist die Erzählweise, so wie sie ist, schlüssig und stimmig. Das Buch hat mich nachhaltig zum Nachdenken gebracht, insbesondere, weil ich mich vorher nicht intensiv mit den Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine auseinandergesetzt hatte. Kapitelman vermittelt eindrücklich die alltäglichen Schrecken in den Kriegsgebieten, aber auch die emotionalen und psychologischen Herausforderungen, die dieser Konflikt für Menschen im Exil bedeutet. Gleichzeitig eröffnet er einen neuen Zugang zum Thema Sprache und ihrer Rolle für Identität und Zugehörigkeit.
Fazit
Dmitrij Kapitelmans „Russische Spezialitäten“ ist ein vielschichtiger, emotional tiefgehender und zugleich zugänglicher Roman, der Leser:innen mit seiner sprachlichen Kraft und der Relevanz seiner Themen beeindruckt. Das Buch hat mich berührt, zum Nachdenken angeregt und meine Perspektive auf den Krieg und seine Folgen erweitert. Eine klare Leseempfehlung – 5 von 5 Sternen. -
sehr persönlich und bewegend
In „Russische Spezialitäten“ schildert Dmitrij Kapitelman eindrucksvoll seine innere Zerrissenheit angesichts des Ukraine-Krieges. Der Autor selbst ist in Kyjiw geboren und dort russischsprachig aufgewachsen, bevor er im Alter von acht Jahren mit seiner Familie nach Deutschland kam. Dort führte die Familie in Leipzig über 25 Jahre ein Geschäft für russische Spezialitäten.
Seit Beginn des Krieges geht eine Spaltung durch die Familie, engste Freundschaften werden auf die Probe gestellt. Während sich der Autor westlich positioniert, verfolgt seine Mutter russisches Staatsfernsehen und glaubt der russischen Propaganda. Kapitelman spürt, wie sich auch sein Leben durch den Krieg verändert und er nach seiner eigenen Identität sucht, da er seit Kriegsbeginn „weder vollständig lachen noch weinen kann“ (Kapitel „Tate ist noch auf dem Spielplatz“). So fasst er schließlich den Entschluss, trotz der Gefahr nach Kyjiw zu reisen.
Kapitelman erzählt sehr persönlich, pointiert, mit großem Sprachgefühl und einem messerscharfen schwarzen Humor. Trotz des schweren Themas enthält sein Buch auch viele komische Momente.
Mich hat das Buch sehr bewegt und mir noch einmal deutlich vor Augen geführt, wie komplex nicht nur die politischen, sondern auch die zwischenmenschlichen und innerfamiliären Auswirkungen des Ukraine-Krieges sind. Sehr lesenswert!
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