Description
Product details
Authors | Saou Ichikawa |
Assisted by | Katja Busson (Translation) |
Publisher | Ecco |
Original title | Hunchback |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 15.04.2025 |
EAN | 9783753001050 |
ISBN | 978-3-7530-0105-0 |
No. of pages | 96 |
Dimensions | 125 mm x 14 mm x 195 mm |
Weight | 163 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Behinderung, Japan, Japanisch, Japanische Literatur, Asien, Selbstbestimmung, Leben mit Behinderung, entspannen, Rollstuhl, Autorin, literarisch, selbstbestimmtes Leben, Ostasien, Ferner Osten, Inklusion, Abtreibung, Ost- und Südostasiatische Sprachen, MUSKELERKRANKUNGEN, auseinandersetzen, Myopathie, Erzählerisches Thema: Identität / Zugehörigkeit, Autorin mit Behinderung, schwanger werden können, Sexleben mit Behinderung |
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Ein kraftvolles Plädoyer für Selbstbestimmung
"Ich kann keine Mona Lisa werden. Weil ich ein Buckelmonster bin, ein hunchback." (Buchzitat, E-Book, S. 42)
In „Hunchback“ erzählt Saou Ichikawa die Geschichte von Shaka Izawa, einer Frau mit einer seltenen Muskelerkrankung, die in einem Pflegeheim lebt und sich kompromisslos mit Themen wie Sexualität, Autonomie und gesellschaftlicher Ausgrenzung auseinandersetzt. Die Autorin, geboren 1979, studierte Humanwissenschaften an der Waseda-Universität und lebt selbst mit einer angeborenen Myopathie. Mit ihrem Debütroman gewann sie als erste Autorin mit einer körperlichen Behinderung den renommierten Akutagawa-Preis und wurde für den International Booker Prize 2025 nominiert.
Worum geht's genau?
Shaka Izawa lebt nach dem Tod ihrer Eltern in einem Pflegeheim außerhalb Tokios. Aufgrund ihrer schweren Wirbelsäulenkrümmung ist sie auf einen elektrischen Rollstuhl und ein Beatmungsgerät angewiesen. Trotz ihrer körperlichen Einschränkungen ist sie geistig aktiv: Sie studiert online, schreibt erotische Kurzgeschichten und teilt provokante Gedanken auf Social Media. Als ein Pfleger sie auf ihre Beiträge anspricht, nutzt Shaka die Gelegenheit, ihm ein unmoralisches Angebot zu machen, um eine Samenspende zu erhalten. Diese Entscheidung führt zu einer Reihe von Ereignissen, die ihre Sicht auf sich selbst und ihre Umwelt nachhaltig verändern.
Meine Meinung
Ich habe „Hunchback“ als kostenloses Rezensionsexemplar über NetGalley erhalten – vielen Dank an NetGalley und den Ecco Verlag dafür. Mit nur 96 Seiten ist es eher ein Büchlein, doch der Inhalt ist intensiv und vielschichtig.
Von Beginn an wird man direkt in Shakas Gedankenwelt hineingezogen. Ihre scharfsinnigen Beobachtungen und ihr schwarzer Humor machen sie zu einer faszinierenden Erzählerin. Besonders in Erinnerung bleiben wird für mich das Thema Barrierefreiheit in der Literatur: Shakas Schwierigkeiten beim Lesen physischer Bücher werfen ein Licht auf die oft übersehenen Herausforderungen, denen sich Menschen mit Behinderungen gegenübersehen. Auch für mich war wirklich neu, wie vielfältig die Herausforderungen beim Lesen sein können abseits der "bekannten" Behinderungen, die beim Lesen einschränkend sein können. Auch die Darstellung von Shakas Sexualität ist mutig und ehrlich. Ihre Wünsche und Fantasien werden nicht beschönigt, sondern in ihrer ganzen Komplexität gezeigt. Dies bietet eine seltene Perspektive auf das Leben einer Frau mit Behinderung, die sich nach körperlicher Nähe und Selbstbestimmung sehnt. So beispielsweise Shakas provokante Aussagen wie diese hier:
Ich rufe auf dem iPhone meinen privaten Twitter-Account auf und tweete: ›Im Swinger-Club Kondome von der Decke regnen lassen – der Job würde mir auch gefallen.‹ Es ist ein unbedeutender Account, der von niemandem groß gelikt wird. Kein Wunder! Wie soll man auch auf einen Account reagieren, auf dem eine praktisch bettlägerige, schwerbehinderte Frau immerzu grummelt: ›Im nächsten Leben werde ich Edelnutte.‹ (Buchzitat, E-Book, S. 11)
Solche Textstellen wirkt zunächst schockierend, sind jedoch Ausdruck ihres Wunsches nach Normalität und Selbstbestimmung.
Der Schreibstil erinnert stellenweise an einen Essay, was gut zum Text an sich passt. Es ist eine gelungene Mischung aus Autofiktion, Wutrede und poetischer Reflexion. Vielleicht gerade deshalb hat es mich sehr gefesselt, auch wenn ich das Buch sowohl inhaltlich als auch sprachlich stellenweise herausfordernd fand. Die Beziehung zu ihrem Pfleger Tanaka ist komplex und wirft Fragen zu Machtverhältnissen und Autonomie auf. Als begeisterte Musikerin habe ich auch die musikalischen Anspielungen geschätzt, wie die Beschreibung ihrer Kommunikation als atonal, ähnlich wie bei Schönberg.
Fazit
„Hunchback“ ist ein kraftvolles, unbequemes und zugleich humorvolles Werk, das einen neuen Blick auf das Thema Behinderung bietet. Es fordert heraus, regt zum Nachdenken an und bleibt lange im Gedächtnis. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.
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