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Vor dem Hintergrund der Kulturtransfergeschichte und der Rezeptionspoetik untersucht Bernard Franco die Bemühungen, das deutsche Drama und romantische Kritik in Frankreich zu adaptieren.Nach dem Scheitern des shakespeareschen Vorbildes im 18. Jahrhundert suchte das französische tragische Drama neue Wege, um sich zu erneuern. Eingesetzt hatte diese Entwicklung mit der Rezeption der Lessingschen Kritik, mit dem »Nouveau Théâtre allemand« und mit dem Vorbild des Schillerschen Dramas in den französischen Melodramen. Durch die Emigration während der Revolution vertiefte sich darübernhinaus die Kenntnis der deutschen Kultur. Vor allem nach 1797 ermöglichten die Zeitschriften der Emigranten die Ausbreitung der deutschen Literatur in Frankreich. In diesem Zusammenhang ist die Rolle von Mme de Staël und der »Groupe de Coppet« besonders wichtig. Die ästhetische Debatte hatte auch politische Folgen. Die Kritik des »Empire« verteidigte das Modell der klassischen Tragödie und wies alle ausländischen Vorbilder zurück. Gegen den »Prüfstein des Geschmacks«, der von den Klassizisten verteidigt wurde, führte die Coppet-Gruppe, beeinflußt von August Wilhelm Schlegel, die Begriffe der deutschen romantischen Kritik ein: der Nachahmung der klassischen und unzeitgemäßen Modelle wurde das schöpferische Genie entgegengesetzt; die Kritik durfte sich nicht nur auf die äußere Analyse der Formen beschränken, sondern sollte den »lebendigen Keim« des Werkes untersuchen und dadurch selbst Schöpfung sein. Die Nachahmungen der deutschen Dramen enttäuschten allerdings. Die Autoren behaupteten zwar, die neuen Theorien umgesetzt zu haben, jedoch folgten ihre Dramen weiterhin dem klassischen bzw. dem melodramatischen Schema.in französischer Sprache