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Angesichts der Tatsache, dass sein Name heutzutage nur selten in Konzertprogrammen erscheint, sollte man sich bewusst machen, wie verehrt und einflussreich Carl Reinecke (1824-1910) während seines langen Lebens war. Als Pianist, Geiger, Dirigent, Komponist, Arrangeur und Lehrer war er sehr produktiv: Sein anspruchsvolles Oeuvre umfasst 288 Opuszahlen in allen Gattungen mit Ausnahme des Balletts. Schubert und Beethoven waren noch tätig, als er geboren wurde, Mendelssohn und Schumann förderten ihn zu Beginn seiner Laufbahn, und als er starb, waren Olivier Messiaen und Elliott Carter Kleinkinder. Emil von Sauer (1862-1942) erhielt zunächst Unterricht von seiner Mutter. Danach studierte er am Moskauer Konservatorium bei Nicolai Rubinstein und ab 1884 zwei Sommer lang bei Liszt in Weimar. Mit einem triumphalen Debüt in Berlin 1885 machte er sich in Europa einen Namen. Über fünf Jahrzehnte lang zählte er zu den bedeutendsten Pianisten der Welt, und doch fand sein Name nie Eingang in den Pantheon der Pianisten des sogenannten "Goldenen Zeitalters", dem unter anderem Rachmaninow oder Godowsky angehören. Folge 87 der HYPERION-Serie Das Romantische Klavierkonzert ist so etwas wie die Ergänzung der Folgen 11 und 85, die bereits bemerkenswerte Klavierkonzerte dieser beiden Komponisten vorstellten. Simon Callaghan und das Sinfonieorchester St. Gallen unter Modestas Pitrenas schärfen hier erneut das Bewusstsein für Werke aus den diskografisch kaum erschlossenen Nebenwegen des schier unerschöpflichen romantischen Konzert-Repertoires, die allzu häufig Opfer eines ungerechten Urteils der Nachwelt waren, das bislang nicht revidiert wurde. Simon Callaghan beweist wieder sein untrügliches musikalisches Gespür und eine souveräne Technik für diese Art Werke und macht sich so zu ihrem idealen Fürsprecher.
