Description
Product details
Authors | Rasha Khayat |
Publisher | DuMont Buchverlag |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 13.08.2024 |
EAN | 9783832168124 |
ISBN | 978-3-8321-6812-4 |
No. of pages | 176 |
Dimensions | 144 mm x 20 mm x 213 mm |
Weight | 329 g |
Illustrations | Gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen, |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Liebe, Freundschaft, Gegenwartsliteratur, Heimat, Einsamkeit, Ruhrgebiet, Familienleben, Gesellschaft, Klasse, Coming-of-Age, Herkunft, Identität, Gastarbeiter, Geflüchtete, Selbstermächtigung, Mölln, Wahlfamilie, postmigrantisch, post-migrantisch, Arbeiterbiografie |
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Auf der Suche nach verlorener Verbundenheit
„Menschen sind erst da, sind Teil von dir, und dann sind sie es nicht mehr. Viel mehr passiert in einem Leben nicht. Was ist ein Leben wert, wenn niemand sich mit dir erinnert? Wenn niemand sich mit dir an deinen Schulweg erinnert, an deine erste Liebe, an die Menschen, die dich gemacht haben, erinnert. Was ist ein Leben wert, wenn du die Einzige bist, die sich über Fotos beugt und denkt - damals.“ (Seite 32)
Diese tiefgründigen Überlegungen zur Vergänglichkeit und Erinnerung ziehen sich wie ein roter Faden durch Rasha Khayats Roman Ich komme nicht zurück. Die Autorin, geboren 1978 in Dortmund und aufgewachsen in Jeddah, Saudi-Arabien, bringt ihre vielfältigen Erfahrungen in diesem Werk zum Ausdruck. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaften und Germanistik und hat sich seit 2005 als freie Autorin einen Namen gemacht. Mit ihrem Debütroman und zahlreichen Auszeichnungen zeigt sie sich als starke Stimme in der deutschsprachigen Literatur.
Worum geht's?
Im Zentrum des Romans stehen die Freundschaften zwischen Hanna, Zeyna und Cem, die in den späten 1980er Jahren in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet aufwachsen. Ihre Verbindung, geprägt von unbeschwertem Kinderspiel und gegenseitiger Unterstützung, wird jedoch durch die gesellschaftlichen Spannungen und Vorurteile nach dem 11. September 2001 auf die Probe gestellt. Während sich die Unterschiede zwischen den Charakteren zunehmend verdeutlichen, bricht die langjährige Freundschaft zwischen Hanna und Zeyna auseinander. Jahre später kehrt Hanna in ihre alte Heimat zurück und begibt sich auf eine emotionale Reise, um Zeyna zu finden und die Gründe für das Zerbrechen ihrer Freundschaft zu ergründen.
Meine Meinug
Die ersten Eindrücke, die das Buch vermittelt, sind durch das Cover geprägt, das mir zunächst nichts über die Handlung verrät. Im Nachhinein interpretiere ich die Auswahl der Farben als eine subtile Hommage an die drei Protagonisten: Hanna, Zeyna und Cem. Ich war neugierig, da ich bisher kein Buch von Rasha Khayat gelesen hatte, doch die bildhafte und poetische Sprache fesselte mich sofort. Das Buch ist nicht laut oder übertrieben dramatisch, sondern entfaltet seine Kraft auf eine subtile Weise.
Die abwechselnde Erzählweise zwischen Gegenwart und Rückblenden hat mir gut gefallen, da sie die Komplexität der Freundschaften und die sich verändernden Beziehungen der Charaktere anschaulich darstellt. Die behandelten Themen sind vielfältig und relevant: Klassismus, Einsamkeit, Verlust, Rassismus und Identität sind nur einige der Fragen, die in diesem Roman behandelt werden. Besonders angetrieben von der Frage, was zwischen Hanna und Zeyna geschehen ist, war ich gespannt auf die Auflösung. Leider fand ich die Erklärung zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen am Ende etwas schwach. Obwohl die letzte Enthüllung einige Überraschungen bereithielt, kam mir die Entwicklung zu abrupt und hätte meiner Meinung nach mehr Raum für eine tiefere Auseinandersetzung verdient.
Einige kraftvolle Sätze, die Khayat auch von anderen Autor:innen übernommen hat, laden zum Nachdenken ein. Phrasen wie „Jeder Tod, selbst einer, auf den man gefasst ist, ist der erste Tod.“ (Seite 48) und „Nacht funktioniert wie Schnee. Löscht Landschaft aus.“ (Seite 32) hinterlassen bleibende Eindrücke und lassen Raum für eigene Interpretationen. Während ich emotional gepackt war, hielt mich das Buch zugleich auf einer gewissen Distanz. Am eindrücklichsten fand ich den Kontrast zwischen der kindlichen Unschuld und dem Ernst des Lebens, der sich mit dem 11. September manifestiert. Die gesellschaftlichen Unterschiede und Vorurteile, die vorher nicht so offensichtlich waren, treten plötzlich zwischen die drei Freundschaften und führen zu einem schmerzlichen Auseinanderdriften.
Die Wahl der Du-Perspektive war für mich geschmacklich ein interessantes Experiment, das ich mochte. Die poetischen Passagen, die gekonnt im Text eingestreut wurden, trugen zur emotionalen Tiefe des Romans bei, ohne überhandzunehmen. -
emotional...
"Ich komme nicht zurück" ist der zweite Roman von Rasha Khayat. Ein Roman der Corona thematisiert, neben vielen anderen Themen. Puh, davon will glaube ich keiner mehr etwas hören. Mutig, diesen Punkt aufzunehmen, dennoch hat mir die Themenzusammensetzung und Ausarbeitung letztendlich sehr gut gefallen.
Hannah, Deutschland 2020: Midlife Crisis ist angesagt, Mitten zur Corona Zeit. Die Einsamkeit drückt auf ihre Wahrnehmung: sie bildet sich ein, eine Frau mit dunklen, kurzen Haaren zu sehen - die Frau sieht aus wie ihre Kindheitsfreundin Zeyna, zu der sie keinen Kontakt mehr hat. Was ist damals eigentlich passiert?
Das Buch wird aus der Aus der Ich-Perspektive erzählt, dadurch bekommt man wirklich einen tollen Einblick in das Leben und die Gefühlswelt der Protagonistin und die Emotionen kommen durch beim Lesen.
Mich hat das Buch überzeugt - ich kann es empfehlen.
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Traurigschön zu lesen
Früher unzertrennliche Freunde, doch dann der Bruch. Darum (und einiges mehr) geht es in diesem Buch, das von Hanna, Cem und Zeyna erzählt, die in den 80er Jahren im Ruhrgebiet aufwuchsen. Hanna und Zeyna sind Muslime. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 markieren den Wendepunkt der Feindlichkeit. Hanna und Zeyna sind schließlich im Streit auseinander gegangen. Das Warum erzählt dieses Buch. Hannas ist die Ich-Erzählerin und es lässt sich leicht nachempfinden, was sie fühlt und denkt. Es ist ein Wechsel aus Vergangenheit und Gegenwart, in der Hanna versucht, wieder Kontakt herzustellen. Als flüssig empfand ich den Schreibstil nicht, aber Rasha Khayat schreibt ergreifend und gesellschaftskritisch über das Gefühl, nicht dazuzugehören. Das regt zum Nachdenken an, weil das Buch viele Themen aufgreift, die sonst untergehen und dabei sehr realitätsnah ist. Ein sehr lesenswerter Roman über das Verändern der Welt und der Menschen.
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starker Beginn, fällt gegen Ende leider ab
Bereits von der ersten Seite an hat mich Rasha Khayats Schreibstil gefangen genommen – schnörkellos, präzise und dennoch einfühlsam und lebensnah. Geschickt verwebt sie Hannas Gegenwart mit Rückblenden in die Kindheit und Jugend. Zur selben Zeit aufgewachsen, wenn auch unter anderen Umständen, konnte ich mich sehr gut in Hanna hineinversetzen, ihre teils widerstrebenden Gefühle nachvollziehen. Eindrucksvoll beschreibt die Ich-Erzählerin ihre Freundschaft zu Zeyna und Cem und deren Veränderung im Laufe der Zeit, zu der auch gesellschaftliche und politische Umstände beitragen. Nach den Attentaten des 11. September 2001 sahen sich Cem, Zeyna und ihre Familien pauschalen Verdächtigungen und Diskriminierungen ausgesetzt, aus denen sie unterschiedliche Konsequenzen gezogen haben. In Zusammenhang mit dem 11. September gab es jedoch eine Stelle im Buch, an der mich Zeynas Haltung sehr verstört hat. Ich kann hier nicht näher darauf eingehen, da ich nicht spoilern möchte, aber wer das Buch gelesen hat, wird vermutlich verstehen, was ich meine. Gegen Ende entglitt mir das Buch leider etwas und insbesondere Zeynas Figur war für mich schwer greifbar. Auch ein geschildertes, für Hannas und Zeynas Freundschaft folgenreiches Ereignis wirkte auf mich doch sehr konstruiert. Insgesamt ein vor allem in der ersten Hälfte packender, fein beobachteter und dicht erzählter Roman, der anschließend leider etwas an Stärke verlor.
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Großartiger Roman über eine besondere Freundschaft
In ihrem aktuellen Buch "Ich komme nicht zurück" erzählt die Autorin Rasha Khayat die Geschichte einer Freundschaft. Hanna, Zeyna und Cem kommen aus unterschiedlichen Kulturen und sind seit den späten Achtzigern unzertrennlich. Ihr Zuhause ist eine Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet. Hanna lebt seit dem Tod ihrer Mutter bei ihren Großeltern Felizia und Theo, Zeynas Mutter ist im Krieg durch eine Bombe getötet worden, ihre Tochter wächst bei ihrem Vater Nabil auf. Cem lebt bei seinen Eltern, die einen Lebensmittelladen betreiben. Die enge Freundschaft der drei bekommt durch die Terroranschläge des 11. September 2001 erste Risse. Zeyna und Cem leiden unter den Anfeindungen, denen sie nun ausgesetzt sind, und rücken näher zusammen, während Hanna sich ausgegrenzt fühlt. Zeyna verändert sich, sie wird ruhelos und beschließt, Fotografin zu werden, um die Welt zu bereisen. Schließlich kommt es zu einem Ereignis, das zum Bruch der Freundschaft zwischen Zeyna und Hanna führt.
Die Geschichte wird aus Hannas Sicht in der Ich-Form erzählt. Wir begleiten sie im Hier und Jetzt nach ihrer Rückkehr in die Wohnung der Großeltern, nachdem Felizia gestorben ist. Vor dem Hintergrund der Pandemie und den Kontaktverboten vereinsamt sie zunehmend. Sie setzt sich mit Cem in Verbindung, und sie sucht verzweifelt nach Zeyna, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hat. Doch eine Kontaktaufnahme scheint unmöglich ...
Auf einer weiteren Erzählebene lernen wir Hanna, Zeyna und Cem als 9-jährige Kinder kennen und sehen sie aufwachsen, erleben sie als Jugendliche und junge Erwachsene. Hannas Großeltern bringen Zeyna große Zuneigung entgegen, Nabil und Theo verbindet eine herzliche Freundschaft.
Das Buch ist in sehr schöner Sprache geschrieben, kraftvoll und gleichzeitig poetisch, es liest sich sehr flüssig. Die Autorin beschreibt die Charaktere ganz wunderbar: die ruhige und eifersüchtige Hanna, die kämpferische und selbstbewusste Zeyna und der ausgleichende Cem, der immer für beide da ist. Ich mochte die drei Freunde, aber meine Lieblingsfigur war die sensible Hanna, die gefangen ist in ihren Erinnerungen an die Vergangenheit.
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Ich habe das Buch, in dem es neben Freundschaft auch um Sehnsucht und Verrat, Einsamkeit, Trauer und Ausgrenzung geht, und das auch den Zeitgeist der achtziger und neunziger Jahre sehr treffend beschreibt, sehr gern gelesen. Es hat mich bis zum hoffnungsvollen und stimmigen Ende gefesselt, berührt und nachdenklich gemacht.
Absolute Leseempfehlung für diesen großartigen Roman!
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