Description
Product details
| Authors | Isabel Bogdan |
| Publisher | Kiepenheuer & Witsch |
| Languages | German |
| Product format | Hardback |
| Released | 01.10.2024 |
| EAN | 9783462004199 |
| ISBN | 978-3-462-00419-9 |
| No. of pages | 272 |
| Dimensions | 125 mm x 28 mm x 195 mm |
| Weight | 340 g |
| Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Alter, Zusammenleben, Wohngemeinschaft, Altern, Familienleben, entspannen, Geschenk für Frauen, Altersgruppen: ältere Menschen, WG, Lebensträume, Der Pfau, Interkuturell, Erzählerisches Thema: Identität / Zugehörigkeit, Wahlfamilie, Senioren-Wohngemeinschaft, leichtlesen, chosen family, Freunde als Familie |
Customer reviews
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Herzerwärmend
Ich liebe Bücher wie dieses! Einerseits befasst es sich mit einem durchaus ernsten Thema, dennoch behält es jederzeit eine angenehme Leichtigkeit bei, die durchzogen ist von Emotionen. Wow!
Dass ich mich dabei rasch in der Handlung verlor, sollte nicht verwunderlich sein. Auch wenn der, an Demenz erkrankte Jörg mit fortschreitender Handlung mehr und mehr Raum einnimmt, kommen auch die anderen Bewohner der WG, Murat, Constanze und Anke, darin nicht zu kurz. Sie alle wurden wunderbar, mit ganz individuellen Charakteren, Eigenschaften und Eigenarten dargestellt, welche auf mich sehr glaubhaft und auch äußerst liebenswert wirkten. Besonders aber stach der quirlige, koch- und fussballbegeisterte Murat hervor, der mit seiner offenen Art viele Szenen dominierte und ihnen Witz verlieh. Und dennoch war es auch sehr emotional und herzergreifend schön zu sehen, wie rasch diese charakterlich so verschiedenen Menschen zusammenwuchsen und in ihrem Miteinander halt fanden- selbst nachdem Jörg mehr und mehr wegzudriften drohte. -
Eine etwas andere Lebensform
Dieser Roman passt gut in die heutige Zeit, in der es außer der Kernfamilie so viele verschiedene Formen des Zusammenlebens gibt. Eine davon stellt uns diese Geschichte vor. Vier erwachsene Menschen finden sich in einer Wohngemeinschaft wieder, begründet von dem bald 70jährigen Jörg nach dem Ableben seiner Ehefrau, zunächst mit der aufgrund ihres Alters in ihren 50ern nicht mehr gefragten Schauspielerin Anke und dem gerne kochenden und gärtnernden Murat. Hinzu stößt – eigentlich nur vorübergehend gedacht - die Zahnärztin Constanze nach der Trennung von ihrem Partner. Alle haben ihre privaten Probleme, stehen aber gut füreinander ein, besonders als einer von ihnen dauerhaft auf Hilfe angewiesen ist.
Die Geschichte ist mit viel menschlicher Wärme geschrieben und wirft auf das WG-Leben, wie es oft noch von Studenten praktiziert wird und unter Älteren vielleicht etwas verrufen ist, ein ganz anderes, positives Licht. Hier wird eine WG zur Ersatzfamilie. In formaler Hinsicht ist der Roman sehr abwechslungsreich gestaltet. Die Kapitel sind mit Kalenderdaten versehen, gestreut über einen Zeitraum von zwei Jahren. In jedem kommt mindestens einer der vier Bewohner zu Wort bzw. werden seine Gedanken wiedergegeben. Manchmal kommt es zu Dialogen, die einem Theaterstück nachempfunden sind. Auf diese Weise erhält man einen umfassenden Einblick in das WG-Leben. Wie die Autorin immer wieder ausführliche Gedanken einzelner Bewohner schildert, habe ich so schon in ihrem Roman „Laufen“ wahrgenommen und scheint typisch für ihre Schreibweise zu sein.
Ein sehr empfehlenswerter, sich flüssig lesender Roman. -
Zusammenleben
Aufgrund des Klappentextes wusste ich nicht was mich bei diesem Buch erwartet.
Was humorvolles, WG-Chaos, Beziehungskisten?
Interessiert hat es mich weil ich schon einmal von einem Isabel Bogdan Buch sehr überrascht wurde: Laufen. Und auch jetzt bin ich wieder auf eine Geschichte gestoßen, die wirklich gut erzählt war.
Diese WG in Hamburg lernen wir mit Constanzes Einzug kennen. Für sie aus der Not heraus bis sie was eigenes gefunden hat. Es wohnen dort bereits Murat und Anke als Mieter, der bereits berentete Jörg ist der Eigentümer der Wohnung. Mir hat es Spaß gemacht die vier kennenzulernen, die so warmherzig und freundschaflich miteinander umgehen. Den Titel "Wohnverwandtschaften" finde ich absolut stimmig.
Mir hat außerdem der besondere Schreibstil gut gefallen. Zum Teil so dargestellt wie eine Theaterszene in der die Situation und die einzelnen Sprecher benannt wird. Eine gut erzählte, liebevolle und ernste Geschichte. -
Ein WG-Leben ohne Ecken und Kanten: Interessante Idee, aber unauthentische Umsetzung
In "Wohnverwandtschaften" erzählt Isabel Bogdan von einer Wohngemeinschaft, die aus vier Menschen verschiedener Lebensphasen besteht und dabei die Grenzen zwischen Freundschaft und Familie auslotet. Die Autorin, die unter anderem Werke von bekannten Autoren wie Jonathan Safran Foer und Nick Hornby ins Deutsche übersetzte, hat sich auch als Schriftstellerin einen Namen gemacht. Ihr Debütroman "Der Pfau" war ein großer Erfolg und zeigte ihren feinsinnigen Humor und präzisen Stil. Bogdan, die in Hamburg lebt und arbeitet, verknüpft in ihrem neuen Roman nun humorvolle und nachdenkliche Töne, um eine Geschichte über moderne Wahlfamilien zu erzählen.
Worum geht’s genau?
Nach der Trennung von ihrem langjährigen Partner Flo zieht Constanze als Übergangslösung in eine Wohngemeinschaft, die von Jörg, einem älteren Witwer, gegründet wurde. Neben ihm leben noch Murat, ein charmanter und lebenslustiger Mann in den Fünfzigern, und Anke, eine Schauspielerin, die unter den beruflichen und persönlichen Herausforderungen des Älterwerdens leidet, in der WG. Alle vier bringen ihre individuellen Geschichten, Hoffnungen und Unsicherheiten in die Wohngemeinschaft ein. Dabei stellt sich bald die Frage: Ist diese Zweck-WG mehr als eine bloße Wohnlösung? Könnte sie eine Art Ersatzfamilie sein, die ihnen Halt gibt?
Meine Meinung
Leider muss ich sagen, dass mich der Roman "Wohnverwandtschaften" enttäuscht hat. Die Vorstellung, dass Freundschaften eine bessere Familie sein könnten, ist zwar eine interessante Thematik, die sich allerdings im Buch nicht wirklich befriedigend widergespiegelt hat. Die vier Hauptfiguren haben zwar ihre eigenen Baustellen im Leben, scheinen jedoch keine Probleme mit ihren leiblichen Familien zu haben, wodurch das Thema der „besseren Familie“ hier nicht nachvollziehbar herausgearbeitet wird. Die einzelnen Charaktere sind dabei durchaus vielseitig: Jörg, der nach dem Tod seiner Frau (den er noch nicht überwunden hat) seine Lebenssituation verändert & die WG gegründet hat; Murat, der mit Mitte fünfzig eine jugendliche Freiheit zu leben scheint, die jedoch oberflächlich bleibt; Anke, die um ihre Schauspielkarriere bangt und mit den sozialen Erwartungen ans Alter kämpft; und schließlich Constanze, die nach der gescheiterten Beziehung & einem von ihr abgelehnten Heiratsantrag auf der Suche nach sich selbst ist. Für mich sind leider alle Figuren trotz dieser Hintergründe erstaunlich unnahbar geblieben. Die sehr harmonisch beschrieben WG-Leben hat auf mich künstlich inszeniert und unrealistisch gewirkt.
Insbesondere die "Rivalität" zwischen Constanze und Anke in Bezug auf Murat war für mich wenig authentisch und erschien aufgezwungen, ohne einen echten Spannungsbogen zu entwickeln. Auch zur Erzählweise mit den kurzen Kapiteln und langen inneren Monologen hab ich keinen Zugang gefunden - ebenso wie zu den Charakteren. Die Perspektive von Jörg fand ich dabei noch am gelungensten, während mich die Abschnitte der anderen Charaktere durch die langatmigen Gedankengänge oft eher ermüdeten. Die Dialoge, vor allem zwischen Jörg und Anke, waren dagegen ein Lichtblick: Sie waren humorvoll und haben mich gelegentlich schmunzeln lassen. Insgesamt jedoch hat mich der Roman nicht gepackt, obwohl die Themen die angeschnitten werden, wie bspw. Zusammenleben, Altern und Demenz, an sich spannend und wichtig sind - jedoch für meinen Geschmack zu oberflächlich behandelt wurden.
Fazit
"Wohnverwandtschaften" behandelt eigentlich interessante Themen, bleibt für mich jedoch zu inszeniert und distanziert. Trotz der gelungenen Dialoge und mancher humorvollen Momente fehlt dem Roman für mich persönlich die emotionale Tiefe, um das Kernthema Freundschaft als Wahlfamilie wirklich überzeugend darzustellen. Daher kann ich nur 2 von 5 Sternen vergeben. -
Vom Leben in einer Erwachsenen-WG
Die Zahnärztin Constanze trennt sich von ihrem Freund und zieht aufgrund des schwierigen Hamburger Wohnungsmarktes in eine WG mit Murat, Jörg und Anke. Erst mal, vorübergehend. Denn eigentlich möchte sie eine klassische Zweierbeziehung, keine Erwachsenen-WG.
Isabel Bogdans Schreibstil ist ungewöhnlich. Jedes Kapitel wird aus der Perspektive eines WG-Mitglieds erzählt, folgt in dessen Sprachduktus seinem Gedankenstrom, seinen Gefühlen und Erinnerungen. Hierdurch erfährt man als Leser sukzessive mehr über das Leben der Person, erhält kleine Einblicke in seine Vergangenheit, während gleichzeitig vieles im Ungewissen bleibt. Im Gegensatz hierzu sind immer wieder einzelne Kapitel in Dialogform geschrieben und geben Gespräche der WG-Bewohner aus ihrem Alltag wieder.
Ich muss gestehen, dass ich anhand der Kurzbeschreibung nicht erwartet hatte, dass das Buch das Thema „Demenz“ als Schwerpunkt hat, und immer wieder habe ich mich gefragt, ob die Kapitel aus Sicht des demenzkranken Protagonisten tatsächlich der Realität entsprechen könnten. Was geht im Kopf Demenzkranker vor? Merken sie in lichten Momenten, dass ihr Gedächtnis schwindet, wie es das Buch suggeriert? Die Frage ist wohl schwer zu beantworten.
Es ist schön zu lesen, wie harmonisch und fürsorglich sich alle um den Erkrankten kümmern, doch habe ich leise Zweifel, dass dies im realen Leben auch so wäre. Ich nehme an, dass die WG viel eher auseinanderbrechen und jeder seiner Wege gehen würde.
Auch wenn sich das Buch in eine für mich unerwartete Richtung entwickelte, hat es auf mich einen regelrechten Sog entwickelt. Ich habe es tatsächlich an einem halben Tag ausgelesen und war ganz erstaunt, als ich die letzte Seite erreicht hatte.
„Wohnverwandtschaften“ ist ein warmherziges, einfühlsames Buch über eine alternative Wohnform auch jenseits der Studentenjahre, die im besten Fall zu einem verantwortungs- und rücksichtsvollen Miteinander führt und vor Vereinsamung bewahren kann. -
Warmherzig und humorvoll
Auf "Wohnverwandtschaften", den neuen Roman der Hamburger Autorin Isabel Bogdan, habe ich mich sehr gefreut. Ich kenne bereits ihr Buch "Laufen" über Trauer und Neubeginn, das mich sehr berührt hat, und mag ihre großartigen Übersetzungen der Werke von Jane Gardam.
Die Zahnärztin Constanze zieht nach der Trennung von ihrem Freund Flo samt weißem Klavier in eine Wohngemeinschaft in Hamburg. Es soll nur für den Übergang sein, denn sie will sich bald eine eigene Wohnung suchen. Die Wohnung gehört Jörg, der nun sein Arbeitszimmer an Constanze vermietet hat, weitere Mitbewohner sind Anke und Murat.
Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven in der Ich-Form erzählt, dazwischen gibt es drehbuchartig dargestellte Dialoge. Nach und nach lernen wir neben Constanze, die sich sehr schnell in ihrer neuen Umgebung einlebt und bald gar nicht mehr an einen Auszug denkt, auch die anderen Protagonisten kennen. Anke ist in Finanznöten, als Schauspielerin hat sie mit ihren 53 Jahren große Probleme, eine akzeptable Rolle zu bekommen. Der Hobbyfußballer Murat, der aus Köln kommt, hat fast immer gute Laune und liebt es, neben seinem Beruf in Jörgs Garten Obst und Gemüse anzubauen. Er kocht leidenschaftlich gern und verwöhnt seine Mitbewohner mit kulinarischen Köstlichkeiten. Jörg ist mit seinen 68 Jahren der Älteste. Er vermisst seine verstorbene Ehefrau Brigitte und plant, mit seinem Bulli bald nach Georgien zu fahren.
Im Sommer muss sich Jörg einer Blinddarmoperation unterziehen, nach der er geistig verwirrt ist. Sein Zustand bessert sich auch nach Monaten nicht, und bald ist für die Bewohner traurige Gewissheit, dass Jörg demenzkrank ist. Diese Diagnose stellt alle vor große Herausforderungen.
Der Roman ist in schönem Erzählstil und wunderbarer Sprache geschrieben und liest sich sehr flüssig. Mit viel Herz und Humor beschreibt Isabel Bogdan den Alltag der WG-Bewohner über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren, während dessen sich zwischen den Protagonisten ein herzliches und vertrauensvolles Verhältnis entwickelt und sie immer mehr zu einer Familie zusammenwachsen, die sich um Jörg kümmert. Die sympathischen Charaktere skizziert die Autorin äußerst liebevoll und mit viel Empathie. Auch die Beschreibung von Jörgs fortschreitender Demenz ist sehr gut gelungen, ganz besonders in den Kapiteln, die aus seiner Sicht erzählt sind und in denen Leerstellen seine Gedächtnislücken aufzeigen.
Wie schon "Laufen", so hat mich auch "Wohnverwandtschaften" begeistert, ein Buch, das vollkommen kitschfrei ist, heiter und traurig. Es hat mich gefesselt und tief bewegt, ließ mich lachen und weinen. Sehr gut hat mir gefallen, dass die Kapitel aus sich abwechselnden Perspektiven in der Ich-Form erzählt werden, da mir das einen intensiven Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt der WG-Bewohner ermöglichte. Ich habe die Freunde in mein Herz geschlossen, habe über ihre kleinen Eifersüchteleien geschmunzelt, mich über ihren Zusammenhalt und ihre Fürsorge gefreut und hätte sie gern noch länger begleitet. Und nun muss ich nur noch herausfinden, ob auch mich Rotkohl mit Kirschen begeistern kann.
Absolute Leseempfehlung für diesen wunderbaren Roman über Menschlichkeit und Freundschaft! -
Frei nach Goethe ...
Nachdem ich meine „Zufallsbekanntschaft“ mit Isabel Bogdans „Pfau“ liebte und die gezielte Aufforderung zum „Laufen“ eher mau fand, klang „Wohnverwandtschaften“ (mit der Reminiszenz an Goethes „Wahlverwandtschaften“) recht vielversprechend – war es so?
Willkommen in einer Zweckwohngemeinschaft aus Constanze, Jörg, Anke und Murat. Schon bei den Namen wird klar, dass es „bunt“ werden könnte … so ganz freiwillig sind sie ja nicht unbedingt in diesem Konstrukt gelandet: Constanze wegen einer Trennung; andere eher aus wirtschaftlichen Gründen, aber alle haben sie mit ihren eigenen Ängsten, Sorgen und Nöten zu kämpfen; Anke etwa, die es gar nicht witzig findet, dass man sie nicht nur im Job „ausmustert“, sondern sie nun auch in der Wohnung kein Alleinstellungsmerkmal mehr hat; es geht um (unerfüllte) Wünsche und die Frage, ob man sich bewusst für die „Ersatzfamilie“ entscheidet.
Die Themen, die Bogdan hier anspricht, sind durchaus ernst – oftmals aber in Humor „eingewickelt“, so lässt sie ihre Protagonisten etwa überlegen, ob schnaufende Igel zum Notdienst gehören oder das normal ist (und vom Beginn und dem Klavier will ich gar nicht anfangen – dass da jemand leise Loriot anklingen lässt – oder täuscht das? Nein, da gibt es noch mehr, dosiert, aber ich bin mir sicher – finde ich großartig). Erzählt wird die Geschichte aus den Perspektiven der WG-Bewohner über ca. 1,5 Jahre, sodass der Leser Einblick in ihrer aller Welten und (veränderte) Sichten bekommt. Wunderbarerweise ändert die Autorin auch die Tonalität je nach Perspektive, sodass man auch sprachlich etwas geboten bekommt. Nach Lektüre dieses Buches versteht man ein bisschen besser, warum es gut ist, sich bzw. seine Ansichten usw. durch andere, fremde, neue Einstellungen ab und an „justieren“ zu lassen – und warum Blut eben doch nicht unbedingt dicker als Wasser ist …
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