Description
Product details
Authors | Mithu Sanyal |
Publisher | Hanser |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 17.09.2024 |
EAN | 9783446280762 |
ISBN | 978-3-446-28076-2 |
No. of pages | 544 |
Dimensions | 141 mm x 42 mm x 208 mm |
Weight | 640 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Wissen, Indien, Zeitreise, London, lustig, Theorie, London, Greater London, Empire, britisch, Netflix, Kolonialismus, Nationale Befreiung und Unabhängigkeit, Postkolonialismus, Postkolonial, auseinandersetzen, Erzählerisches Thema: Identität / Zugehörigkeit, identitti, Dekolonial |
Customer reviews
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Ein vielschichtiger Roman, auf den man sich einlassen muss
‚Antichristie‘ ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss und das sicher nicht jedermanns Sache ist. Das liegt zum einen an der ungewöhnlichen Erzählweise, zum anderen an der intensiven Auseinandersetzung mit den behandelten Themen.
Die 50-jährige Protagonistin Durga fährt nach London, um im Rahmen eines Writer’s Room an dem Drehbuch für eine Neuverfilmung von Agatha Christie zu arbeiten. Diese soll dem heutigen „politisch korrekten“ Zeitgeist angepasst werden. Unfreiwillig reist Durga plötzlich durch die Zeit ins Jahr 1906 und wird im Körper eines jungen Mannes Teil des indischen Widerstands gegen die britische Kolonialherrschaft.
Die Handlung des Romans springt fortwährend zwischen diesen beiden Zeitebenen hin und her. Dabei betrachtet die Autorin die britische Kolonialgeschichte und die Geschichte des indischen Widerstandes (der gar nicht so friedlich war, wie gemeinhin angenommen) aus heutiger Sicht, gespickt mit einer gehörigen Portion Feminismus.
Parallel dazu werden im Erzählstrang um den Writer’s Room die Themen Kolonialismus und Rassismus vertieft und die Frage aufgeworfen, ob alte Werke verändert werden sollten (Stichwort: cancle culture).
Die Erzählweise ist anspruchsvoll. Nicht nur, weil die Zeitebenen teilweise sehr eng miteinander verknüpft sind, sondern auch, weil es durch die Vielzahl der Personen nicht immer einfach war, der Handlung zu folgen. Bemerkenswert ist, dass fast alle Figuren, die in der Vergangenheitszeitlinie auftauchen, auf realen historischen Personen beruhen. Eine begleitende Wikipedia-Recherche hilft hier ungemein ;-)
Nichtsdestotrotz erzählt die Autorin ihre Geschichte auch mit einem feinen Humor, der immer wieder die Absurdität der Situation ihrer Protagonist*in zum Ausdruck bringt. In diesem Zusammenhang haben mir auch die vielen Anspielungen und Zitate auf Doctor Who sehr gut gefallen.
Ich gebe zu, dass ich selten das Nachwort eines Buches lese. Dieses hier fand ich jedoch sehr interessant, da die Autorin die Entstehung des Buches beschreibt, was die Geschichte für mich abgerundet hat. Außerdem gibt es am Ende noch ein Personenverzeichnis mit allen im Buch vorkommenden Personen (realen und fiktiven).
Fazit. ‚Antichristie‘ hat mir trotz der herausfordernden Erzählweise gefallen. Ich habe viel über die britische Kolonialgeschichte gelernt und mir hat die moderne Perspektive darauf und das Aufzeigen von Parallelen zur heutigen Zeit gefallen. Die Idee der Zeitreise, bei der die Protagonistin zwar ihr Alter und ihr Geschlecht, nicht aber ihre Hautfarbe ändert, war originell und die vielen Anspielungen auf Doctor Who haben Spaß gemacht. Ein anspruchsvoller Roman, den ich jedem empfehlen kann, der bereit ist, sich darauf einzulassen. -
Kolonialer Schatten 🌍🕵️
«Antichristie» ist ein spezieller Roman von Mithu Sanyal, der sich mit einer Vielzahl historischer Themen auseinandersetzt, darunter Kolonialismus in Indien, Rassismus und viele weitere gesellschaftlich relevante Fragestellungen. Dieser Roman fordert uns heraus, sich intensiv mit den komplexen Themen auseinanderzusetzt und erfordert bei Bedarf noch zusätzliche Recherchen, um die Themen komplett zu verstehen.
Die Handlung beginnt im London 2022, zu einem Zeitpunkt, an dem der Tod der Queen die Nation in Trauer versetzt. Zeitgleich hat die 50-jährige Durga auch ihre Mutter verloren und ist dabei, die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Als sie noch trauert, ploppt plötzlich eine Whatsapp-Benachrichtigung auf mit einem neuen Jobangebot für Durga, das sie nicht ignorieren kann. Es geht um eine Neuverfilmung der Werke Agatha Christies, die sich kritisch mit der britischen Kolonialgeschichte in Indien auseinandersetzen soll.
Plötzlich springt Durga in die Zeit 1906, wo sie auf eine Gruppe indische Revolutionäre im India House trifft. Diese Revolutionäre haben radikale Ansichten und lehnen die Ideale Gandhi’s ab, die Durga ihr ganzes Leben als richtig erachtet hat. Diese Begegnung zwingt sie, ihre Überzeugungen zu hinterfragen und sich mit der Komplexität der Kolonialgeschichte auseinanderzusetzen.
Die Erzählweise von Autorin ist etwas gewöhnungsbedürftig und herausfordernd. Denn die Geschichte beinhaltet viele Zeitsprünge, die den Lesefluss herausfordern und eine hohe Konzentration erfordern. Trotz der Komplexität der Handlung und der Vielzahl an Themen, die behandelt werden, gelingt es der Autorin Mithu Sanyal, eine gut recherchierte Geschichte zu präsentieren, die wichtige historische Ereignisse aufgreift und zur Reflexion anregt. Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie der Roman den Kolonialismus in Indien thematisiert ⏳🌏
Insgesamt ist «Antichristie» ein anspruchsvoller Roman, der zum Nachdenken anregt und dessen Inhalte nicht in Vergessenheit geraten dürfen. Ich gebe diesem Buch 3 von 5 Sternen, da es sowohl faszinierende als auch herausfordernde Elemente vereint ⭐⭐⭐ -
Sehr hohes Anspruchsniveau, das Lesende (mich) überfordert
In "Antichristie" schickt Mithu Sanyal ihre Protagonistin Durga, eine indisch-deutsche Drehbuchautorin, auf eine verwirrende Reise durch Kolonialgeschichte und Gewaltfragen, die in eine unerwartete Zeitreise mündet. Die Autorin, die auch als Kulturwissenschaftlerin und Journalistin tätig ist, hat sich mit Themen wie Sexualität und Verbrechen auseinandergesetzt und wurde für ihr Werk "Identitti" vielfach ausgezeichnet. Ihr neuester Roman ergründet Kolonialismus und die persönliche Verantwortung in einer ungerechten Welt.
Worum geht's genau?
In London im Jahr 2022 herrscht Trauer: Die Queen ist tot. Doch während das Land stillsteht, stürzt sich Durga, die Protagonistin, in ein filmisches Projekt, das die Werke Agatha Christies neu verfilmen soll. Kaum hat Durga ihre Gedanken in dieses Vorhaben investiert, wird sie ins Jahr 1906 zurück katapultiert, mitten in die hitzigen Debatten und Handlungen indischer Revolutionäre, die mit Gewalt für Freiheit kämpfen. In dieser ungewohnten Umgebung konfrontiert sie die Frage nach moralischem Widerstand und dem Gewicht historischer Verstrickungen.
Meine Meinung
Das Cover von "Antichristie" ist auffällig und hat mich sofort angesprochen, auch wenn der Klappentext zunächst nicht wirklich mein Interesse wecken konnte. Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2024 hat mich dann aber doch neugierig gemacht, gerade auch weil ich noch nichts von ihr gelesen hab und ihr erstes Buch scheinbar recht gut ankam. Doch leider blieb es für mich beim Vorsatz: Ich musste das Buch nach etwa 100 Seiten abbrechen. Das lag an mehreren Aspekten, die es mir letztlich unmöglich machten, mich in die Geschichte hineinzufinden.
So setzt die Autorin bei den Lesenden sowohl ein großes intellektuelles Verständnis als auch umfangreiche historische Kenntnisse (zu britisch-indischer Kolonialgeschichte) voraus. Beides habe ich zumindest nicht im Maße, wie es für das Buch notwendig wäre, um es zu verstehen. Ich hatte oft das Gefühl, dass mir der geschichtliche Hintergrund zu einigen Themen fehlte. Ohne permanente Recherchen und Nachlesen wäre es mir nicht möglich gewesen, die Zusammenhänge wirklich zu verstehen, was den Lesefluss enorm stört und zeitintensiv ist. Zudem empfand ich den Aufbau des Romans als ausgesprochen verwirrend und strukturell schwer nachvollziehbar.
Ein weiterer Punkt war die Vielzahl der Charaktere, die schon zu Beginn auftauchen, ohne dass ich ein klares Bild von ihnen gewinnen konnte. Scheinbar gäbe es am Ende des Buches ein Glossar bei dem nochmal alle wichtigen Personen aufgelistet werden, vlt. hätte es geholfen, hätte ich davon gewusst. Die Figuren blieben für mich jedenfalls blass und ihre Beweggründe schwer greifbar, was das Eintauchen in die Geschichte erschwert. Ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, dass mir ein wesentlicher Schlüssel zum Verständnis fehlte.
So blieb mir nach den gelesenen Seiten vor allem Verwirrung. Es ist schade, denn Themen wie (britisch-indische) Kolonialgeschichte, deren Aufarbeitung und Erinnerungskultur finde ich prinzipiell sehr spannend und auch gesellschaftlich vor allem sehr wichtig. Doch bei aller Neugier auf die Handlung konnte ich keinen Gewinn für mich herausziehen und habe das Buch letztlich abgebrochen - es gibt einfach zu viele gute Bücher, als dass ich mich durch Bücher quälen möchte. Deshalb konnte ich mit gutem Gewissen auch abbrechen und AUCH wenn das bedeuten würde, eine vlt. doch noch spannende Geschichte verpasst zu haben.
Fazit
Leider hat mich "Antichristie" enttäuscht. Trotz der interessanten Thematik und eines ambitionierten Konzepts waren die verwirrende Struktur und der Anspruch an historische Kenntnisse hinderlich. Ich vergebe 1 von 5 Sternen, da zumindest ich aus den genannten Gründen keinen Zugang zum Buch gefunden habe und es mich letztlich eher frustriert als bereichert hat. -
Komplexe Zeitreise
In Mithu Sanyals neuem vielschichtigen und Buchpreis nominierten Roman „Antichristie“ wird mit zahlreichen Dialogen und Diskursen die Kolonialisierung Indiens durch die Engländer sowie die Auswirkungen in der Gegenwart auf allen Seiten beleuchtet – dabei geht es humorvoll, diskussionsfreudig sowie zeitübergreifend zu.
Die 50jährige, deutsch-indische Drehbuchautorin Durga will im Jahr 2022 die Asche ihrer Mutter Lila, die zeitlebens ihr Leben dem indischen Befreiungskampf verschrieben hat, verstreuen, als der Wind sie wieder zurückweht und knirschend zwischen ihren Zähnen landet. Noch in diesem Augenblick spricht sie sich mit dem Drehbuchkollektiv in London ab – ein Agatha-Christie-Film soll politisch korrekt umgeschrieben werden. Durga reist nach London und erlebt den Tod der Queen Elizabeth, während die Crew eine geeignete PoC-Person des Detektivs Poirot sucht und heiß über das postkoloniale Drehbuchschreiben diskutiert.
Auf einer zweiten Zeitebene wird Durga magisch als junger Mann in das Jahr 1906 katapultiert und erlebt im India House hautnah den gewaltvollen indischen Widerstands gegen die britische Kolonialmacht: Zwischen den Revolutionären Mahatma Gandhi sowie seinen weniger bekannten Kontrahenten tobt ein bitterer Kampf, der am Ende einen Toten fordert und Sherlock-Holmes-mäßig aufgeklärt werden muss.
Mithu Sanyal packt eine lehrreich-unterhaltsame Mixtur an Diskursen und Spielorten in ihren 500-Seiten starken Roman – ein ausführliches Personenregister schafft den nötigen Überblick und das Nachwort zeugt von einer immensen Recherchearbeit der realhistorischen Personen. Und doch wirkt der Plot mit seinen facettenreichen Erzählsträngen voller Bezüge und Verweisen stellenweise überfrachtet und der Erzählstil leicht belehrend-didaktisch. Sanyals Stärke liegt darin, immer wieder schwarzen Humor und erhellenden Witz aufblitzen zu lassen, damit die unterhaltsam-sprudelnde Lehrstunde über Kolonialismus, Erinnerung und Geschichtsschreibung trotzdem lesenswert bleibt und der zeitgenössische Roman in seiner Gänze sehr außergewöhnlich und einfallsreich geworden ist. -
Lesenswert!
Der Erzählstil der Autorin bleibt auch nach der Leseprobe weiterhin rasant- man wird förmlich in die rießende Geschichte hineinkatapultiert. Der Spannungsbogen baut sich rasend schnell auf, in dem Buch gibt es kein langsames dahindümpeln!
Ich finde es auch toll, wie die Autorin es geschafft hat, die Zeitreise (von mir zu Beginn noch kritisch betrachtet) in die Geschichte einzubauen. Es wirkt nicht gezwungen. Die Autorin schafft es auch hier gekonnt, verschiedene Welten und Erfahrungen miteinander verschmelzen zu lassen.
Der Roman ist humorvoll und trotzdem behandelt er unglaublich ernste Themen und liefert auch viele Informationen dazu. Ich finde jedoch, dass der Roman manchmal leider etwas verwirrend war, eben wegen dieser Informationsdichte und nach meinem Geschmack wurden auch ein paar Themen zu viel mit eingearbeitet. Etwas weniger Dichte hätte meiner Meinung nach an manchen Stellen nicht geschadet. Trotzdem ist es ein sehr lesenswerter Roman! -
Kann die Erwartungen leider nicht erfüllen
Das Cover von Antichristie finde ich tatsächlich wahnsinnig kreativ und gut gemacht. Ganz großartig! Es sticht sofort unter den vielen Büchern im Regal heraus und ist mal etwas erfrischend anderes.
Die Idee des Romans finde ich sehr originell, die Umsetzung hat mich dann aber nur so bedingt überzeugt.
Gelungen finde ich die metatextuellen Bezüge zu Agatha Christie und zum (Post-)Kolonialismus. Die Idee der Geschlechterwandlung während des Werks findet sich auch schon im postkolonialen britischen Theater. Auch die Kapiteleinteilung und die Aufmachung als Drehbuch finde ich sehr unewöhnlich und gelungen.
Jedoch war mir der Roman am Schluss dann deutlich zu lang und durch die Zeitsprünge teilweise zu verwirrend. Mithu Sanyal bedient sich meiner Meinung nach an zu vielen literarischen Konzepten gleichzeitig, was den Lesefluss teilweise stört und unnötig verkompliziert. Hier wäre etwas weniger wahrscheinlich mehr gewesen.
Alles in allem, keine wirklich klare Leseempfehlung von mir.
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