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Der Band widmet sich medialen, gattungs- und rezeptionsästhetischen Fragen zur Mehrdeutigkeit von Indizien in Kriminalgeschichten. Dabei rücken Verfahren der Identifikation, Selektion und (un-)möglichen Lesbarkeit der indexikalischen An-Zeichen in den Fokus. Was inhaltlich konstitutiv an der Ambivalenz von Indizien für jede (Kriminal-)Erzählung ist, kann zudem gattungspoetologisch reflektiert werden: Inwiefern sind zeichenbasierte Wahrheitsprozeduren auch für Tektonik und Literarizität von Kriminalliteratur wirksam? Und inwiefern darüber hinaus für deren mediale Verfasstheit wie bspw. für die Serialität in Journalen sowie auch für ihre Funktion und Form in Film bzw. Serie? Welche Effekte zeitigt eine doppelte Zeichenunsicherheit (Dargestelltes wie Darstellung) auch auf Seiten des interpretierenden, ja kategorisierenden Publikums? Über solch (nicht-)intendierte Zeichenoperationen des Miss-/Verstehens wird zudem die Positionierung im ästhetischen Kanon des dort notorisch oszillierenden Grenzgängers Krimi reflektiert. Der Band möchte mit seinem Fokus auf das Indiz also zentrale Fragen verfolgen, die Verfahren der Zeichenlese und Wahrheitsprozeduren pointieren: Wie etabliert sich über die Mehrdeutigkeit der verdächtigen Anzeichen, Spuren, Hinweise etc. ein spezifisches Konzept der Polyvalenz auf der Ebene der Darstellung und des Dargestellten eines Falls oder Rätsels? Welche Rolle spielen hier Rezeption sowie Medialität und was bedeuten diese jeweils für das Verhältnis zwischen kriminalem Erzählen und Trivialliteratur bzw. Unterhaltungskultur? Und wie greifen über das Genre 'Krimi' als spannungsreicher Rätselform auch Fragen der Kanonbildung und Möglichkeiten der didaktischen Vermittlung von Zeichenprozessen ineinander?
List of contents
Vorläufiges Inhaltsverzeichnis des Bandes "Triviale Wahrheitsprozeduren".- 1. .- Claudia Albes: Die Rätselhaftigkeit des Alltäglichen. 'Kriminalistische' Spurensuche in den Novellen Hartmut Langes.- 2. Maximilian Bergengruen: Die verlorene Supplikation. Schillers Verbrecher vor bzw. nach dem Gericht..- 3. Wolfgang Brylla: Die historische Spur oder Wie Geschichte im historischen Kriminalroman (nicht) gelesen wird.- 4. Nursan Celik: Paläontologische Wahrheitserkundungen in Wilhelm Raabes "Stopfkuchen".- 5. Antonia Eder: Virtuelle Judikative. Vom Indiz zum Recht für Jede:n in Wackner's Courtroom - oder: Wie The Good Fight Kafkas Vor dem Gesetz interpretiert.- 6. Irmtraud Hnilica: Entführung in Hoffmanns Meister Floh.- 7. Patrick Hohlweck: Irrtum, Wirrwarr, Versehen. Exzess der Ermittlung in Kleists Familie Schroffenstein.- 8. Raphael Krause: An den Grenzen der Rationalität - Zur Rolle okkulter Praktiken in aktueller Kriminalliteratur für Kinder und Jugendliche.- 9. Tobias Lebens: Jenseits des Indizienparadigmas: Evidentia, Indiz und Gattung in Wolf Haas' Der Knochenmann.- 10. Stefan Neuhaus: "Ausgetüftelt in einer tückischen Art". Zur Erzeugung von Mehrdeutigkeit in Alfred Hitchcocks Thrillern.- 11. Kirsten Reimers: Wankelmütige Indizien des Monströsen und des Genialen in unterschiedlichen Zeichensystemen: Fritz Haarmann und Sherlock Holmes.- 12. Sarah Seidel: Polyvalente Perücken. Insignie, Maskerade, Indiz.- 13. Sebastian Andreas Speth: Beweisregeln auf dem Prüfstand. Indizien im Fall des falschen Martin Guerre (Pitaval)14. BernhardStricker: Rätselhafte Realität? Wie Luc Boltanski sich von Father Brown in die Irre führen lässt.
About the author
PD Dr. Antonia Eder ist akademische Mitarbeiterin am Institut für Germanistik am Karlsruher Institut Technologie und vertritt dort seit 2023 die Professur für Neuere deutsche Literaturwissenschaft.
Summary
Der Band widmet sich medialen, gattungs- und rezeptionsästhetischen Fragen zur Mehrdeutigkeit von Indizien in Kriminalgeschichten. Dabei rücken Verfahren der Identifikation, Selektion und (un-)möglichen Lesbarkeit der indexikalischen An-Zeichen in den Fokus. Was inhaltlich konstitutiv an der Ambivalenz von Indizien für jede (Kriminal-)Erzählung ist, kann zudem gattungspoetologisch reflektiert werden: Inwiefern sind zeichenbasierte Wahrheitsprozeduren auch für Tektonik und Literarizität von Kriminalliteratur wirksam? Und inwiefern darüber hinaus für deren mediale Verfasstheit wie bspw. für die Serialität in Journalen sowie auch für ihre Funktion und Form in Film bzw. Serie? Welche Effekte zeitigt eine doppelte Zeichenunsicherheit (Dargestelltes wie Darstellung) auch auf Seiten des interpretierenden, ja kategorisierenden Publikums? Über solch (nicht-)intendierte Zeichenoperationen des Miss-/Verstehens wird zudem die Positionierung im ästhetischen Kanon des dort notorisch oszillierenden Grenzgängers Krimi reflektiert. Der Band möchte mit seinem Fokus auf das Indiz also zentrale Fragen verfolgen, die Verfahren der Zeichenlese und Wahrheitsprozeduren pointieren: Wie etabliert sich über die Mehrdeutigkeit der verdächtigen Anzeichen, Spuren, Hinweise etc. ein spezifisches Konzept der Polyvalenz auf der Ebene der Darstellung und des Dargestellten eines Falls oder Rätsels? Welche Rolle spielen hier Rezeption sowie Medialität und was bedeuten diese jeweils für das Verhältnis zwischen kriminalem Erzählen und Trivialliteratur bzw. Unterhaltungskultur? Und wie greifen über das Genre ‚Krimi’ als spannungsreicher Rätselform auch Fragen der Kanonbildung und Möglichkeiten der didaktischen Vermittlung von Zeichenprozessen ineinander?