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Spektakuläre Nachrichten drangen im Laufe des 17. Jahrhunderts aus den Missionsstationen der Jesuiten, vor allem aus der Provinz Paraguay, nach Europa: Unter Anleitung der Missionare spielten indigene Menschen dort in Orchestern europäische Musik, sie stellten Instrumente, sogar Orgeln, selbst her und sangen, angeblich besser als in der Alten Welt. Dies ist das Narrativ von Mission durch Musik: Missionare wandten ihre europäischen Denkmuster - Musikpraxis als Hinführung zu einer vermeintlich höheren zivilisatorischen Stufe - im kolonialen Kontext Hispanoamerikas an, ohne indigene Traditionen, Sitten oder Musiken zu beachten. Sie etablierten die Musikpraxis vor Ort, mit allen Folgen, und berichteten diese "Erfolgsgeschichte" zurück nach Europa, um die Wirkung ihrer Arbeit zu beweisen: Denn je mehr und je bessere europaische Musik gespielt wurde, desto christlicher mussten die Menschen vor Ort wohl sein. Die in den Berichten der Missionare völlig ungebrochene Erzählung von Mission durch Musik wird hier erstmals durch bisher unbekanntes Quellenmaterial kontextualisiert und bis ins Heute nachgezeichnet.
Report
Das Bestechende dieser Veröffentlichung ist [...] neben der angemessenen Darstellung auch der Kontexte (wie etwa vergleichend der Rolle der Musik in der franziskanischen Mission, der Rolle der Musik bei den Jesuiten in Europa etc.) im Besonderen die akribische Auswertung und tiefgreifende Analyse der Quellen und Belege. Davon sprechen schon die überaus große Zahl der 640 Fußnoten und eine zwanzigseitige Literaturliste. Astrid Reimers, in: ad marginem. Mitteilungen des Instituts für Europäische Musikethnologie an der Universtiät zu Köln, 96/2024, S. 25-27.