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Die Abruzzen und das angrenzende Molise sind bis heute zwei eher unbekannte Regionen in Italien, oder wie es die beiden Autoren umschreiben, sie haben "spät ihre ersten Verehrer gefunden und auch danach, als trauten sie dem unverhofften Glück nicht, von sich aus wenig Neigung gezeigt, ihre Scheu abzulegen und den schüchternen Bewunderern entgegenzukommen. " Roger Willemsen und Ekkehart Rotter sorgen mit ihrem Buch dafür, dass man sich den "spröden Geliebten" zuwenden möchte. Ihre Einführung in "Land und Leute" ist ein leicht geschriebener, gut lesbarer Essay, der sowohl über die aktuelle Situation der Regionen, wie z. B. die Situation der Landwirtschaft oder die Problematik der Abwanderung, wie auch über historische Wurzeln heutiger Phänomene Auskunft gibt. Im anschließenden Kapitel "Geschichte und Kultur" erzählen sie von Erdbeben und Kriegen, von Normannen und Staufern, von französischer und spanischer Fremdherrschaft, aber auch davon, wie sich Siedlungsformen entwickelten und bestimmte Bauaufgaben wie z. B. das Kastell herausbildeten. Acht Kapitel umfasst die Beschreibung der Reiserouten, die sich anhand der jedem Kapitel zugeordneten Überblickskarte schnell nachvollziehen lassen. Neben L'Aquila und Pescara, den beiden größten Städten im Reisegebiet, werden zahllose weniger bekannte Städtchen vorgestellt, die mit Kunstschätzen aus Mittelalter, Renaissance und Barock aufwarten. Selbstverständlich unternehmen die Autoren auch Ausflüge in das bergige Hinterland, ins Gran-Sasso-Massiv und in den Abruzzen-Nationalpark, das älteste italienische Naturschutzgebiet. Zwölf Innenstadtpläne helfen bei der Orientierung vor Ort, zahlreiche Kirchen werden nicht nur beschrieben, sondern auch durch einen Grundriss erläutert. Klein aber fein und bisweilen mit sehr genauen Angaben zu Spezialitäten und Vorzügen ist die Liste der Hotel- und Restaurantempfehlungen im hinteren Teil des Buches, der man anmerkt, dass die Autoren sich auch kulinarisch in den beiden Regionen beheimatet fühlen. Der Kunst-Reiseführer erhielt vom Staatlichen Italienischen Fremdenverkehrsamt die Auszeichnung "Beste deutschsprachige Publikation zu Italien".
About the author
Roger Willemsen, geboren 1955, veröffentlichte sein erstes Buch 1984 und arbeitete danach als Dozent, Herausgeber, Übersetzer, Essayist und Korrespondent aus London, ab 1991 auch als Moderator, Regisseur und Produzent fürs Fernsehen. Er erhielt u.a. den Bayerischen Fernsehpreis und den Adolf-Grimme-Preis in Gold. Sein Roman 'Kleine Lichter' wurde mit Franka Potente in der Hauptrolle verfilmt, sein Film über den Jazzpianisten Michel Petrucciani in vielen Ländern gezeigt. Willemsen war 'amnesty'-Botschafter, Schirmherr des Afghanischen Frauenvereins und Honorarprofessor für Literaturwissenschaft an der Humboldt-Universität in Berlin. 2011 wurde er mit dem Julius-Campe-Preis ausgezeichnet. Roger Willemsen verstarb im Februar 2016.