Description
Product details
Authors | Felicitas Prokopetz |
Publisher | Eichborn |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 26.01.2024 |
EAN | 9783847901617 |
ISBN | 978-3-8479-0161-7 |
No. of pages | 208 |
Dimensions | 142 mm x 18 mm x 218 mm |
Weight | 339 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Wien, Gegenwartsliteratur, Grosseltern, Österreich, Schweiz, Swissness, Tochter, Krebs, Alleinerziehend, Mutter, Qualifier für Altersstufen und Besondere Interessensgruppen, Mareike Fallwickl, Großmütter, Debüt, Mütter und Töchter, Monika Helfer, Claudia Schumacher, Familengeschichte, dysfunktionale Beziehung, toxisch, vererbte Traumata, leichtlesen, Daniela Dröscher, ca. 2010 bis ca. 2019, Zweite Hälfte 20. Jahrhundert (ca. 1950 bis ca. 1999), Erste Hälfte 20. Jahrhundert (ca. 1900 bis ca. 1950), Vigdis Hjordt |
Customer reviews
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Schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen
Der Eichborn Verlag hat "Wir sitzen im Dickicht und weinen", den Debütroman der österreichischen Autorin Felicitas Prokopetz, veröffentlicht. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Ich-Erzählerin Valerie Steinberg. Sie ist geschieden und alleinerziehende Mutter ihres mittlerweile 16-jährigen Sohns Tobi. Das Verhältnis zu ihrer Mutter Christina ist schwierig, die beiden Frauen sehen sich daher nur selten. Dass ihre Mutter an Krebs erkrankt ist, stellt eine große Herausforderung für Valerie dar, denn von nun an muss sie sich um ihre Mutter kümmern und für sie da sein. Die Entscheidung ihres Sohnes, für ein Jahr eine Schule in England zu besuchen, bereitet Valerie zusätzliche Probleme. Sie möchte nicht, dass er weggeht, er ist doch noch viel zu jung. Sie macht sich Sorgen und hat große Angst, dass ihm etwas passiert. Das Buch widmet sich nicht nur Valeries Geschichte, sondern auch dem Leben ihrer Großmütter Martha und Charlotte sowie dem ihrer Mutter Christina. Wir erfahren, wie die Kindheit der Frauen verlief und wie sich ihre Stellung als Frau innerhalb der Familie und Gesellschaft im Laufe der Jahre veränderte. Später stehen die Mutter-Tochter-Beziehungen im Fokus. Sie sind kompliziert, jede Mutter möchte es besser machen als ihre eigene Mutter, und doch sind alle gefangen in ihren familiären Strukturen. Der Roman blättert nach und nach die Familiengeschichten auf, und wir erfahren, weshalb Christina und Valerie zu den Frauen geworden sind, die sie sind. Der Roman ist in eher nüchternem Sprachstil geschrieben, er liest sich sehr flüssig und ist fesselnd. Die Autorin skizziert ihre interessanten Charaktere authentisch und bildhaft. Die Frauen sind geprägt durch schmerzliche Erfahrungen, sie sind eigenwillig und haben ihre Ecken und Kanten. Ihre Handlungsweisen konnte ich nicht immer nachvollziehen. Für Valeries liebloses Verhalten gegenüber ihrer kranken Mutter hatte ich wenig Verständnis, auch wenn die Rückblicke in die Vergangenheit ihre Beweggründe erklären. Es fiel mir anfangs schwer, die zahlreichen Personen zuzuordnen, da Kapitelüberschriften und Zeitangaben fehlen. Ein Stammbaum wäre hilfreich gewesen, um die Familienstruktur jederzeit nachvollziehen zu können. Ich habe das Buch, in dem es neben Familie und Mutterschaft auch um Generationskonflikte und Vernachlässigung geht, gern gelesen. Die Schilderungen über Christina als Kind sowie die beiden Großmütter in unterschiedlichen Lebensphasen nehmen recht viel Raum ein, sehr gern hätte ich mehr über Valeries Beziehung zur Mutter erfahren. Leseempfehlung von mir und 4 Sterne!
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Generationendrama
Generationendrama Oh was für eine Ausgangslage. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist nicht das Beste. Die Mutter erkrankt an Krebs - inwieweit muss sich die Tochter dazu verpflichtet sehen, ihr zu helfen? Sie ist das einzige Kind. Eine sehr schwierige Situation, vor allem, wenn die Beziehung eigentlich nicht die Beste ist. Tochter Valeria ist noch dazu alleinerziehende Mutter von einem 16-jährigen Sohn. Man kann sich wirklich sehr gut in die Tochter hineinversetzen. Bei der Mutter fand ich persönlich es schon etwas schwieriger. Die Erzählung in der Gegenwart wird immer wieder passend mit Rückblenden aus der Vergangenheit ergänzt - das gefällt mir gut. In dem Buch gibt es jedoch viel zu viele Namen und viel zu viele Verwandte - wer jetzt mit wem wie verwandt ist, das ist viel zu komplex und ist sehr verworren. Das hat mir leider weniger gefallen. Ansonsten kann ich das Buch aber empfehlen.
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Nicht meine Erwartungen
Der Titel und das bunte Cover gefallen mir sehr gut. Auch der Einstieg in den Text finde ich gelungen. Man merkt gleich dass die Beziehung von Valerie zu ihrer Mutter nicht immer die beste ist. Die ersten Dialoge der beiden sind schon von wenig Verständnis füreinander geprägt. Als Leser ahnt man, dass die Krebsdiagnose der Mutter für beide eine große Herausforderung sein wird. Dann erscheint eine zweite Zeitebene. Leider kann man weder durch Kapitelüberschriften noch mit Jahreszahl- oder Orts-Angaben die Übergänge erkennen. Plötzlich wird schweizerdeutsch gesprochen, es taucht eine Vielzahl anderer Personen auf. Wer sind all diese Menschen? Martha, Roman, Charlotte und viele weitere? Der Leser muss sich langsam zusammen basteln was diese mit den jetzigen Personen zu tun haben. Mir ist dies nicht vollständig gelungen, es bräuchte tatsächlich ein Personenregister um da durchzublicken. Ich hatte nicht erwartet irgendwelche Erlebnisse aus Kriegszeiten zu lesen; darauf wurde leider nicht im Klappentext hingewiesen. Der Inhalt weicht somit deutlich von meinen Erwartungen ab, ich hatte eine Geschichte in der heutigen Welt erwartet. In der Summe ergibt das für mich eine Bewertung von 3 Sternen, wohlwollend aufgerundet.
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Familiäre Verstrickungen
In ihrem feinfühlig-klugen Debütroman „Wir sitzen im Dickicht und weinen“ geht Felicitas Prokopetz über Generationen hinweg den familiären, emotionalen Erbe und verästelten Verstrickungen nach – welche Verhaltensmuster unserer Mütter prägen uns, welche lehnen wir ab und können wir den dichten Nebel um die mitgegebenen Emotionen lüften? Die Protagonistin Valerie ist alleinerziehende Mutter eines 16-jährigen Sohnes, der sich langsam ablösen und ein Auslandsjahr verbringen möchte – zeitgleich wird Valeries Mutter Christina schwer krebskrank und ist auf deren Hilfe angewiesen, auch wenn zwischen Beiden viel Unausgeprochenes und eine unsichtbare Mauer steht. Das geht auch solange gut, bis ein Konflikt Valeries Geduld und Innenwelt platzen lässt. Mit vielen Zeitsprüngen in die familiäre Vergangenheit zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg spannt Prokopetz achronologisch einen gekonnten, weiten Bogen in die zeitlichen Umstände und Prägungen unserer Vorfahren und welche Muster sowie seelischen Verletzungen sie wiederum ihren Kindern weitergegeben haben. Im Vordergrund stehen dabei Mutter-Tochter-Verhältnisse, abwesende Väter sowie Frauen, die sich emanzipieren möchten. In den Rückblenden spielt die Autorin atmosphärisch dicht mit Dialekt und zwischenmenschlichen Generationsunterschieden zu den jeweiligen Zeiten und verknüpft auch Valeries Vergangenheit sowie Hoffnungen als Kind bewegend mit der Gegenwart, ohne sentimental oder pathetisch zu werden. Obwohl mit vielen treffenden Sprachbildern einige ernste Themen im Leben der menschlichen Emotionen und Traumata beschrieben werden, blitzt oft subtiler Humor und Lebensfreude auf. Zwischen Loslassen und Bindungen festhalten schildert Felicitas Prokopetz viele Facetten der transgenerationalen Weitergabe innerhalb der Familie und bringt es in kurzen Kapiteln sowie einer eindringlichen Geschichte pointiert auf den Punkt – mit einem berührendem Ende.
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feinfühlig beobachtet, kraftvoll und letztendlich tröstlich
An Hauptfigur Valerie, Tochter und Mutter, zeigt Felicitas Prokopetz die Kette von mehreren Familiengenerationen von Tochtersein und Mutterschaft, wie die Erfahrungen und Beziehungen der einen Generation, die wiederum auch von den gesellschaftlichen Ansichten und Erwartungen des Frauseins geprägt sind, die der nächsten beeinflussen und weitergegeben werden, oder aber in ihrer Ablehnung ebenfalls weiter wirken. Für mich persönlich unglaublich schwer und schmerzhaft zu lesen, weil ich mich und die Beziehung zu meiner Mutter an so vielen Stellen wiedererkannt habe. Es ist ja eine der längsten Beziehungen, die man im Leben haben kann, wodurch so einiges an emotionalem und emotional belastetem Dickicht gewachsen sein kann. Und natürlich hat man auch gute und schöne und warme Erinnerungen und Zeiten erlebt, und natürlich hat man eine angenommene Verantwortung und Verpflichtung, gerade bei Krankheiten und Schwierigkeiten, die erfahrene Sorge und Pflege zurückzugeben, und natürlich kann man aus den Lebensereignissen auch nachvollziehen, wie und warum der Mensch genau so geworden ist. Aber "Es ist doch deine Mutter!" wiegt eben nicht alles auf, bedeutet nicht, dass man alles akzeptieren und hinnehmen muss - gerade diese Ansammlung von Verletzungen, dieses undurchschaubare Dickicht aus Verbundenheit (Liebe?), Verletzungen und Schuldgefühlen, das Außenstehende, die eine andere Form von Mutter-Tochter-Beziehung erfahren haben, kaum nachvollziehen können - wie Valerie mit ihrer Freundin Juljana erlebt. "Wir sitzen im Dickicht und weinen" ist kein Buch das ich gerne gelesen habe, und ich habe lange gebraucht, mich durch die 200 Seiten zu lesen, weil ich immer Zeit zum Verarbeiten der hervorgerufenen Emotionen brauchte, aber die Geschichte ist wirklich feinfühlig beobachtet, kraftvoll und letztendlich tröstlich.
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