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Der deutsche Orden musste in seiner mehr als 800-jährigen Geschichte seit 1190 immer wieder auf existenzgefährdende Ereignisse reagieren: In neun Jahren wandelte er sich von einer regulären Hospitalbruderschaft (1190-1198/99) in einen von Papst Innozenz III. approbierten Ritterorden der Römischen Kirche und blieb es bis 1929. In diese Phase fallen seine Einbindung in das Imperium Sacrum als Deutschmeister unmittelbar nach den Erzbischöfen des Reiches, vor allen übrigen Fürstbischöfen bis Ende 1805. Besitzverluste im Mittelmeerraum und dem Baltikum (1525 bzw. 1561/62) und die bleibende Glaubensspaltung im Heiligen Römischen Reich seit dem 16. Jahrhundert veranlassten Schritte zur Sicherung des verbliebenen mitteleuropäischen Besitzes nach den Reichsgesetzen von 1555 und 1648. Durch Verträge vom 25.1.1583 kamen lutherische, aufgrund des Kasseler Rezesses 1680/81 auch Calvinisten als Ritterbrüder in den trikonfessionalen reichischen Ritterorden - ein einzigartiges Phänomen bis Napoleon! Erst 1834 bis 1840 erhielt der Orden in Österreich abermals eine einzigartige Stellung mit Blick auf seinen zum Erzhaus gehörigen Hoch- und Deutschmeister. Nach dem Zerfall der Donaumonarchie konnte mit päpstlicher Hilfe vom Jahre 1929 der Orden als rein klerikales, dem Papst unmittelbar unterstelltes Institut reorganisiert werden und überstand fortan die Diktatur der Nazis und der Kommunisten.
About the author
Bernhard Demel, geb. 1934, studierte in Frankfurt St. Georgen und Innsbruck Philosophie und katholische Theologie (Promotion 1965) und besuchte an der Universität Wien 1968-1971 das Institut für Österreichische Geschichtsforschung. Er ist Leiter des Wiener Ordensarchivs.