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Herr über Leben und Tod
SS-Oberscharführer Josef Schwammberger definierte sich gegenüber den Häftlingen als Gott. Ihm ausgelieferte Juden hat er mit grausamer Willkür gequält und ermordet. Als dieser Exzess-Täter 1991 endlich vor Gericht gestellt wird, schildern etwa 40 Überlebende, was ihnen und ihren umgekommenen Leidensgefährten widerfuhr. Almut Greiser hat die Aussagen protokolliert. Die Kargheit der Sätze und Wörter, die Reduktion auf das Faktische, das Zurückhalten jeglicher Emotion und Wertung rücken die entsetzlichen Verbrechen sowie die Lebensumstände, die Ohnmacht und Traumatisierung der Opfer stärker ins Bewusstsein, als ausführliche Schilderungen oder historische Analysen dies vermögen. In ihrer Studie geht Almut Greiser diesem Phänomen auf den Grund und skizziert den historischen Kontext.
Wolfram Wette erklärt, weshalb Schwammberger fast ein halbes Jahrhundert lang einer strafrechtlichen Verfolgung zu entgehen vermochte und erst 1991 vor Gericht gestellt wurde.
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Report
"Das Buch von Almut Greiser - und das ist sein großes Verdienst - erreicht zweierlei. Es zeichnet einerseits das Bild eines exzessiven Massenmörders in seiner gesamten Brutalität. Es macht Schwammberger andererseits aber nicht zu einem abstrusen Einzeltäter, sondern skizziert die Strukturen, die es einem Menschen ermöglichten, sich quasi von einem Tag auf den anderen von einem zivilisierten Bürokraten zu einem sadistischen Lager-Kommandanten zu wandeln. Zusammen mit dem klugen Vorwort des Historikers Wolfram Wette von der Universität Freiburg, in dem dieser den Umgang der bundesrepublikanischen Justiz mit den NS-Verbrechen thematisiert, und vor dem Hintergrund der stetig kleiner werden Zahl von Menschen, die die NS-Zeit am eigenen Leibe erlebt haben, ist der Band von Almut Greiser von immensem Wert für die Gegenwart." Marc-Christoph Wagner Deutschlandfunk 20110404