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Band 12 der Werkausgabe führt zwei grundsätzliche Dispositionen des Schriftstellersund Intellektuellen Christoph Geiser erstmals in einer umfassenden Auswahl zusammen:die des homo politicus, der früh als rebellischer linker Autor eine littérature engagéeverficht und im Epochenjahr 1968 debütiert, sich in seiner frühen Prosa und Lyrik inder Tradition Bertolt Brechts sieht, für die kommunistische Parteizeitschrift Vorwärtsals Kulturredakteur tätig ist und infolge seiner Militärdienstverweigerung 1970 drei Monateins Gefängnis geht - und die des poeta doctus mit persönlicher »Ästhetik des Widerstands«, Schöpfer eines beeindruckenden, mehr als fünf Jahrzehnte umfassendenErzählwerks und einer Vielzahl programmatischer Reden und poetologischer Schriften.Diese zeichnen entlang diverser politischer und gesellschaftlicher Zäsuren den Weg»vom Promeneur zum Parleur« nach, beleuchten Geisers Position als Außenseiterund Grenzgänger oder reflektieren seine Faszination für das Museum und die bildendeKunst.Dem radikalen Postulat seiner Lions-Preisrede von 1983 ist der Wahl-Berner und -Berlinerdabei bis heute treu geblieben: »Sprechen aber heißt in jedem Falle Grenzen verletzen,Mauern einrennen, Angst überwinden. Immer stärker spüre ich, dass mein eigentlichesThema der Vorgang dieser Grenzverletzungen oder [...] des permanentenTabubruchs ist.«Der Band versammelt Geisers wichtigste politische Schriften und Schweiz-Texte, seineästhetischen Schriften und Reden, sowie eine Auswahl an Rezensionen, Miszellen undInterviews.
About the author
CHRISTOPH GEISER, geboren
1949 in Basel, hat für sein Werk
zahlreiche Preise erhalten, zuletzt
2018 den Großen Literaturpreis
von Stadt und Kanton
Bern. 1980 war er als German-
Writer-in-Residence am Oberlin
College, Ohio/USA; 1983/84
Gast des DAAD-Stipendiums
des Berliner Künstlerprogramms
in Berlin. Weitere Stipendien
führten ihn nach London, an
die Cité Internationale des Arts
in Paris, nach New York und ins
Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf.
2000 war er Stadtschreiber
in Dresden.
Christoph Geiser ist Mitglied des
Deutschschweizer PEN-Zentrums
sowie korrespondierendes
Mitglied der Deutschen Akademie
für Sprache und Dichtung,
Darmstadt. Er lebt und arbeitet
in Bern und Berlin.MORITZ WAGNER, geboren
1985, ist wissenschaftlicher
Mitarbeiter im Schweizerischen
Literaturarchiv (SLA) in
Bern und kuratiert u.a. den Vorlass
von Christoph Geiser. Von
2011 bis 2019 war er Assistent
und Oberassistent für Neuere
deutsche Literatur an der Universität
Genf, wo er 2016 mit
der Arbeit Babylon – Mallorca.
Figurationen des Komischen im
deutschsprachigen Exilroman
promoviert wurde. Zuletzt gab
er Ulrich Bechers New Yorker
Novellen mit einem Nachwort
neu heraus (Schöffling 2020).JULIAN REIDY, geboren 1986,
ist Lehrbeauftragter an der
Universität Genf. Er wurde 2011
in Bern mit einer Arbeit zur sogenannten
Väterliteratur promoviert,
forschte und lehrte
daraufhin an den Universitäten
Bern und Genf sowie an der
ETH Zürich. 2017 erlangte er die
Venia Legendi mit einer Habilitationsschrift
zu Raumsemantiken
und Interieurs in Thomas
Manns Erzählwerk. Zuletzt publizierte
er in Co-Autorschaft
mit Joanna Nowotny die Monographie
Memes. Formen und
Folgen eines Internetphänomens
(transcript 2022).
Summary
Band 12 der Werkausgabe führt zwei grundsätzliche Dispositionen des Schriftstellers
und Intellektuellen Christoph Geiser erstmals in einer umfassenden Auswahl zusammen:
die des homo politicus, der früh als rebellischer linker Autor eine littérature engagée
verficht und im Epochenjahr 1968 debütiert, sich in seiner frühen Prosa und Lyrik in
der Tradition Bertolt Brechts sieht, für die kommunistische Parteizeitschrift Vorwärts
als Kulturredakteur tätig ist und infolge seiner Militärdienstverweigerung 1970 drei Monate
ins Gefängnis geht – und die des poeta doctus mit persönlicher »Ästhetik des Widerstands
«, Schöpfer eines beeindruckenden, mehr als fünf Jahrzehnte umfassenden
Erzählwerks und einer Vielzahl programmatischer Reden und poetologischer Schriften.
Diese zeichnen entlang diverser politischer und gesellschaftlicher Zäsuren den Weg
»vom Promeneur zum Parleur« nach, beleuchten Geisers Position als Außenseiter
und Grenzgänger oder reflektieren seine Faszination für das Museum und die bildende
Kunst.
Dem radikalen Postulat seiner Lions-Preisrede von 1983 ist der Wahl-Berner und -Berliner
dabei bis heute treu geblieben: »Sprechen aber heißt in jedem Falle Grenzen verletzen,
Mauern einrennen, Angst überwinden. Immer stärker spüre ich, dass mein eigentliches
Thema der Vorgang dieser Grenzverletzungen oder [...] des permanenten
Tabubruchs ist.«
Der Band versammelt Geisers wichtigste politische Schriften und Schweiz-Texte, seine
ästhetischen Schriften und Reden, sowie eine Auswahl an Rezensionen, Miszellen und
Interviews.