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Darryl Wilson kam in den 1980er-Jahren als Botschafter seines Volkes, der Achomawi (Leute des Flusses) mehrmals nach Europa. Dies geschah im Zusammen- hang mit der »Red Power Bewegung«, einem Wieder- erwachen der Identität der »First Nations« Nordamerikas.
Es ging ihm ¿ wie der ganzen Bewegung ¿ nicht nur um ihre kulturelle, sprachliche und ethnische Selbstbehauptung, sondern zugleich um ein Zur-Besinnung- Kommen der fest in der Trance der »Zivilisation« gefangenen Menschen. Sie sollten sich wieder gewahr werden, dass sie untrennbar mit der ganzen Lebenswelt verbunden sind und von ihr abhängen ¿ wie es sein Volk seit Urzeiten beherzigt und gelebt hat.
Die hier neu herausgebrachten Gedanken und Gedichte dieses Angehörigen der Ureinwohner am Pit River im Norden des heutigen Kaliforniens haben weder von ihrer Aktualität noch von ihrer Kraft und Tiefe etwas eingebüßt. Es sind Worte, die unsere Herzen suchen ¿ damit wir uns erinnern...
List of contents
Vorwort zur Neuausgabe 8
Vorwort zur ersten Ausgabe 10
Gedanken über den Großen Geist 13
Teil I
Diese Worte 27
Wundervolle Dunkelheit 29
Mondseele 35
Erstes Licht 39
Same des Lebens ... Bruder Sonne 45
Erde 51
Herbst 57
Zwischenbemerkung 60
Hört! ...die schlagenden Trommeln 63
Der einzige nie gebrochene Vertrag 67
Friedensbäume 73
Frieden und Freundschaft 81
Mit dem Pulsschlag unserer Herzen 83
Meiner Schwester Hüter 85
Wenn man sieht 87
Erinnerung an Larzac 89
Friedenskorb 95
Teil II
Entschädigung 107
Mein Volk ¿ die Erde 111
Reflexionen 113
Die amerikanische Zweihundertjahrfeier 115
Pit River Land 117
»Le Sauvage« (Der Wilde) 127
Kalifornien 1848 ¿ Wirklichkeit geteilt durch zwei 135
Darryl Wilson: Eine kurze Lebensgeschichte 139
Foreword
VORWORT zur Neuausgabe von 2023
Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1986 im damals noch jungen Neue Erde Verlag, inspiriert von meiner persönlichen Begegnung mit Darryl Wilson, der mir seine Aufzeichnungen übergab und es mir überließ, damit etwas zu tun.
Was Sie hier in den Händen halten ist die erweiterte Neuausgabe jenes Buches: »Wellen auf dem Meer der Zeit«, und seit 1986 ist viel Wasser den Da-we-wewe (Pit River) hinabgeflossen – wenn auch nicht so frei wie in alten Zeiten, als er noch nicht durch Dämme zur Stromerzeugung und zur Bewässerung des Kalifornischen Längstales mit seiner intensiven Landwirtschaft eingezwängt und »zivilisiert« war.
Die Achomawi (Leute des Flusses) leben seit mindestens 12.500 Jahren im Gebiet des Pit River, und sie lebten dort bis zur Ankunft der Weißen im Einklang mit der sie umgebenden Lebenswelt. In den 1840er- bis 1870er-Jahren wurden sie – wie andere Stämme in der Nachbarschaft – verfolgt und von ihrem Land vertrieben. Nur etwa 10 Prozent der ursprünglichen indigenen Bevölkerung überlebte. Viele der Nachkommen der Überlebenden versuchen heute, ihre Autonomie zu bewahren und ihre Souveränität wiederzugewinnen. Aktuelle Informationen finden sich unter pitrivertribe.org
In diesem Buch finden sich Essays und Gedichte, manches ist zeitgebunden und von daher ein Zeitdokument jener Epoche, als das »American Indian Movement« die Rechte der amerikanischen Ureinwohner einforderte. Doch im wesentlichen sind die hier versammelten Texte zeitlose Zeugnisse eines Menschen, der trotz der mehrfachen Brüche in seinem Leben dem Atem und dem Geist des ursprünglichen, mit der Lebenswelt verbundenen Menschseins Ausdruck verleiht. Wie Darryl Wilson schreibt: »Der Mensch kann vergessen, der Mensch kann sich erinnern« [was sein Platz im Ganzen des Lebensnetzes ist].
So geben wir diese Neuausgabe hinaus in die Welt, auf dass wir uns erinnern mögen!
Im Januar 2023, Andreas Lentz