Description
Product details
Authors | Valery Tscheplanowa |
Publisher | Rowohlt Berlin |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 15.08.2023 |
EAN | 9783737101844 |
ISBN | 978-3-7371-0184-4 |
No. of pages | 192 |
Dimensions | 131 mm x 18 mm x 210 mm |
Weight | 275 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Migration, Grossmutter, Russland, Perestroika, UdSSR, Sowjetunion, Frauen, Lenin, Familiengeschichte, starke Frauen, Neunziger Jahre, Kasan, Erzählerisches Thema: Vertreibung, Exil, Migration, Erzählerisches Thema: Identität / Zugehörigkeit, russische Familiengeschichte |
Customer reviews
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gute Familiengeschichte
"Das Pferd im Brunnen" ist der Debütroman von Valery Tscheplanowa. Sie erzählt die Geschichte von vier Frauen verschiedener Generationen einer Familie zwischen Sowjetrussland und der norddeutschen Provinz. Man begegnet Tanja, der Urgroßmutter, Nina, die Großmutter, Lena und Walja. Die verschiedenen Generationen sind auf Deutschland und Russland verteilt.
In der Geschichte wird über Traumata geschrieben und wie sich Vernachlässigung in der Familie über Generationen auswirkt.
Das Buch überzeugt mit Tiefgang - sehr kurzweilig geschrieben. Der Stil der Autorin ist ungewöhnlich - tiefgründig, aber dennoch federleicht.
Das Thema des Buches hat mir sehr zugesagt. Es zeigt deutlich die Unterschiede der Generationen und wie unterschiedlich mit den Themen umgegangen wird - und dass die Personen alle unterschiedlich zueinander stehen.
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Brunnen der Erinnerung
Mit „Das Pferd im Brunnen“ veröffentlicht die bekannte Schauspielerin Valery Tscheplanowa ein bemerkenswertes literarisches Debüt, das mit Sinnlichkeit, Lakonie und sprachlicher Raffinesse kaleidoskopartig den familiären Wurzeln und facettenreichen Erinnerungen in der ehemaligen Sowjetunion nachspürt.
Anhand von vier Frauengenerationen (Urgroßmutter, Großmutter, Mutter und der klug-reflektiert erzählenden Tochter) webt Tscheplanowa voller poetischer und berührender Sprachbilder ein dichtes Geflecht von starken Frauen, die das Familienleben abseits der Männer am Laufen halten, und flechtet gekonnt historische Zeitgeschichte ab Mitte des 20. Jahrhunderts mitein. Einst wie Protagonistin Walja in einem Kurort bei Kasan geboren und nach Deutschland ausgewandert, erzählt die Autorin hier zwar autofiktional, aber stark autobiografisch geprägt von der Annäherung an die russische Heimat. Ihre Themen sind neben dem schwierigen Weiterleben nach dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion das Sterben, die Liebe und die Suche nach Verbundenheit sowie verlorener Zeit. Dabei beobachtet sie die liebenswerten, verschrobenen Eigenarten ihrer Protagonist*innen ungemein subtil, detailliert sowie schwarzhumorig und setzt sie präzise mit umwerfenden Metaphern in ihre Umgebung und landespezifischen Prägungen.
Das titelgebende Pferd liegt einer weitergetragenen Erzählung von Onkel Mischa nach als Gerippe auf dem Grund eines stillgelegten Brunnens – Ich-Erzählerin Walja blickt bei ihrer Rückkehr ins Haus ihrer Kindheit nach Kasan auch eindringlich-faszinierend in den Brunnen ihrer lebendigen Erinnerung der familiären Herkunft. Dabei geht Tscheplanowa erzählerisch in den Zeiten sprunghaft und episodisch vor – kleine, voneinander autonom wirkende Kapitel schildern mit sprachlicher Wucht und Nuanciertheit das Alltagsleben der Frauen in Kasan, aber auch das der Protagonistin in Deutschland an einer Bundesstraße. Und doch ergeben die gewürfelten Erinnerungsfragmente am Ende ein stimmiges Gesamtbild über den stetigen Rhythmus des harten Lebens in der alten Heimat und Walja resümiert ergreifend, was sie alles von den disziplinierten Frauen in sich trägt trotz dem unaufhaltsamen, schnellen Lauf der jahrzehntelangen Zeit.
„Wenn ich in den Spiegel sehe, erkenne unter meiner Haut ihre Haut. Sie hat sich in mich verwandelt, ich erzähle sie weiter, bin ihr Echo. Unsere Haut ist eine Geschichte, die wir fortschreiben. Wir beschreiben sie mit den Kümmernissen und Freuden, die sich in sie eingraben.“ (S. 187)
Ein bewegendes, kraftvolles und zugleich feinfühliges Debüt voller schillernder Sätze, empathischer Beobachtungen und poetischen Reflektionen über die menschliche Existenz. -
Mosaik aus vier Frauenleben
Valery Tscheplanowas Roman folgt einer ganz eigenen Erzählweise, als Lesende*r erlebt man sehr bildlich beschriebene, unmittelbar spürbare Vignetten, die einzelne Szenen komplett ausleuchten, während andere Momente dazwischen im Dunkeln bleiben.
Die Momentaufnahmen aus den Leben der vier Generationen von Frauen, in denen Männer kaum eine erwähnenswerte Rolle spielen, allesamt faszinierende Persönlichkeiten, setzen sich nach und nach zu einem Mosaik einer Familie zusammen, sind einander über die Zeit hinweg Spiegelbild, Echo und Erklärung, Ursache und Wirkung.
Die Beziehungen von Müttern und Töchtern, Großmüttern und Enkelinnen, geprägt vom Leben in Sowjetrussland und vom Leben als Frauen in einer Männerwelt, welches sie als Kampf erleben, wodurch sie folgerichtig Kämpferinnen sein müssen, sind bestimmt durch Eigenständigkeit und Eigensinn.
Gerade die Großmutter Nina, die starke, hartschalige Matriarchin, folgt der Einstellung, dass das getan wird, was getan werden muss, was die oder der Einzelne möchte, spielt dabei keine Rolle. So zeigt sie auch wenig Mütterlichkeit, sie versorgt Bedürfnisse, doch für Wärme oder Zuneigung bleibt kaum Raum oder auch emotionale Kapazität. Wie sich das auf die weitergegebenen, vererbten Werte und Emotionen der Familie auswirkt, ist faszinierend aus den Verbindungen zwischen den Generationen herauszulesen.
"Das Pferd im Brunnen" ist ein sehr empfehlenswerter autobiographischer Debütroman, der neben der feinsinnigen Beobachtung seiner Figuren auch durch eine sehr bildhafte, poetische Sprache beeindruckt. -
Nicht weiter nachhallende Familiengeschichte über vier Generationen russischer Frauen
Ich hatte mehr erwartet, nachdem das Buch mit im Innendeckel beschrieben wird als große Geschichte über vier starke Frauen im Russland des 20. Und 21. Jahrhunderts. Die Lebensgeschichten von Urgroßmutter Tanja, Großmutter Nina, Mutter Lena und Enkelin Walja sind nur sehr bruchstückhaft dargestellt. Das Meiste lässt sich nur aus Andeutungen erahnen. Natürlich sind die vier Frauen stark, weil sie erst im kommunistischen Sowjetrussland lebten, wo sie zum Überleben arbeiten und Schlange stehen mussten und es trotzdem an allem mangelte, und dann in der zerfallenen Sowjetunion, wo sie das selbständige Leben überforderte. Das macht sie aber nicht besonders. Der Kontrast zwischen dem Konsumleben in Deutschland und der beständigen Mangellage in Russland hätte durchaus auch vertieft werden können. Als anstrengend zu lesen empfinde ich den bildhaften Erzählstil und die Zeitsprünge, die mir die zeitliche Einordnung einzelner Geschehnisse erschwerten. Das so schöne, farbenfrohe Cover passt so gar nicht zu dem düsteren Leben, das die Frauen prägte, und auch nicht zu ihrer Unfähigkeit, Gefühle und Wärme ihren eigenen Nachkommen gegenüber zu zeigen.
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Frauenleben im sozialistischen Russland
Da mich das Cover überhaupt nicht angesprochen hat, war es eher Zufall, dass ich durch die Leseprobe neugierig auf das Buch wurde.
In ihrem autobiographisch geprägten Roman erzählt
Valery Tscheplanowa von dem Leben dreier Frauen aus drei Generationen im sozialistischen Russland. Da ist die Urgroßmutter Tanja, die Großmutter Nina und die Mutter Lena. Die Väter und Männer sind abwesend, das Leben ist hart, zwischenmenschliche Wärme und Nähe sind selten. Die Kinder müssen früh anpacken, und Zeit für Zuneigung ist frühestens im Alter. Der Erzählstil ist distanziert wie das Verhältnis der Menschen untereinander, und es viel mir schwer, in die Geschichte einzutauchen. Die Figuren blieben mir fremd und wenig sympathisch, und es gelang mir nicht, mit den Protagonistinnen mitzufühlen. Die ständigen Zeitsprünge erschweren den Lesefluss, und das Buch wirkt eher wie eine Aneinanderreihung von Momentaufnahmen als wie ein Gesamtbild. Der Unterton ist nüchtern-beobachtend, schonungslos, Vergänglichkeit und Tod sind stets gegenwärtig.
Leider bin ich mit dem Buch und ihren Protagonistinnen nicht richtig warm geworden. Der Blickwinkel war mir zu kühl und distanziert, und ich bleibe etwas ratlos zurück.
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