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Als paradiesisches Abbild der Pfalz verstanden die Zeitgenossen den Schwetzinger Schlossgarten, in dem sie die unterschiedlichen Naturzustände «sauvage», «champêtre» und «cultivé» in vorbildlicher Weise zusammengeführt sahen. Welche Konzepte die jeweiligen Begriffe implizierten, mit welchen Vorstellungen von Regentschaft und Gesellschaft sie verknüpft waren, untersucht Helena Langewitz am Beispiel der Opern, die im 1753 eröffneten Schwetzinger Theater gespielt wurden. Während der Mannheimer Regierungszeit des kurfürstlichen Paares Carl Theodor von der Pfalz und Elisabeth Augusta (1742-1777) verbrachte der kurpfälzische Hofstaat seine Sommer regelmässig in Schwetzingen. Der Aufenthalt im dortigen «Château de Plaisance» war an die Erwartung geknüpft, durch die Nähe zur Natur und ein reduziertes Zeremoniell eine der Residenz Mannheim entgegengesetzte Lebensweise zu fördern. Die Anlage des Gartens in den 1750er-Jahren und die Favorisierung eines Repertoires, in dem Naturschauplätzen eine besondere Rolle zukam, trugen wesentlich zum Gelingen dieses Vorhabens bei.Basierend auf Libretti, Musik und Bühnenbildentwürfen, Gartenplänen und zeitgenössischen Gartenbeschreibungen widmet sich die Autorin einer wechselseitigen Betrachtung der Natur- und Gesellschaftskonzepte, welche in der Oper und im Garten repräsentiert werden, und zeichnet den Wandel nach, dem diese in einem Zeitraum von gut zwanzig Jahren bis 1776 unterworfen waren. Dabei gelingt es ihr auch, das Ringen der Kurfürstengatten um eine angemessene Repräsentation in diesen beiden Bereichen aufzudecken.
Summary
Schwetzingen diente dem kurpfälzischen Hofstaat während der Mannheimer Regierungszeit des Kurfürstenpaares Carl Theodor von der Pfalz und Elisabeth Augusta (1742–1777) regelmässig als Sommerresidenz. Zeitgleich mit dem Einsetzen der Arbeiten an einer weitläufigen Gartenanlage beim Lustschloss begann man im Sommer 1753 im neu erbauten, der Pflege pastoraler Stücke gewidmeten Theater Opern aufzuführen, die in besonderer Weise Naturschauplätze favorisierten.
Zeitgenossen sahen im Schwetzinger Schlossgarten die Naturzustände «sauvage», «champêtre» und «cultivé» vorbildlich zusammengeführt. Die Autorin untersucht anhand dieser drei Kategorien die musiktheatral vermittelten Konzepte und Wahrnehmungen von Natur. Basierend auf Libretti, Musik und teilweise erstmals veröffentlichten Bühnenbildentwürfen der kurpfälzischen Theaterarchitekten nimmt sie Gartenkunst und Opernbühne wechselweise in den Blick und erschliesst damit einen neuen Zugang zum Verständnis historischer Gartenanlagen.