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Das Erzählwerk der Schweizer Autorin Lilli Haller (1874-1935) strotzt vor weiblichen Figuren, die ihren eigenen Weg gehen. Das Augenmerk auf diese Frauenfiguren gerichtet, macht die Edition das vergessene novellistische Werk der Autorin wieder zugänglich.Lilli Haller verfasste in der Zeitspanne von 1912 bis 1920 eine Reihe von Kurzerzählungen. Heute sind davon fünfzehn überliefert. Die Edition stellt fünf ausgewählte Novellen vor: «Wie Lehmann ein Mensch sein wollte», «Die Frau Major», «Der Mord auf dem Dorfe», «Die Frau Vorsteherin» und «Tante Röschens Vermächtnis». Die fünf Erzählungen springen zwischen Schauplätzen in der Schweiz und in Russland hin und her. Detailreich und mit mundartlichem Charme erzählen die Texte Frauenleben im frühen 20. Jahrhundert - von der ehrgeizigen Vorsteherin eines Mädchengymnasiums in Jalta über eine Gruppe betagter Damen im Berner Burgerspital bis hin zum Mordfall im russischen Gutsdorf Torschok. Dabei werden Gegensätze zum gemeinsamen Nenner der Texte, denn in allen stellt die Autorin einer männlichen Perspektive auf einen bestimmten Sachverhalt eine weibliche Perspektive gegenüber - mit unterschiedlichem Ausgang. Die Texte überzeugen mit einem sympathischen, teils skurrilen Figureninventar und fliessenden Wechseln von narrativen und reflektierenden Elementen. Nicht zuletzt zeichnet sich in den Erzählungen der Blick einer Schweizerin auf das Russland der Jahrhundertwende ab.
Summary
Das bemerkenswerte literarische Frühwerk der Schweizer Autorin und promovierten Germanistin Lilli Haller (1874–1935) ist heute nahezu vergessen. Diese Edition macht nun ausgewählte Erzählungen der Berner Schriftstellerin wieder zugänglich. Besondere Aufmerksamkeit erhält dabei ein Charakteristikum ihrer Texte:
die Frauenfiguren.
In den fünf präsentierten Erzählungen stehen sich weibliche und männliche Perspektiven auf bestimmte Sachverhalte gegenüber. Handeln oder sich zurücknehmen? Übernimmt man Verantwortung oder nicht? Wie begegnet man seinen Mitmenschen? An diesen und weiteren Fragen reiben sich die Männer- und Frauenfiguren in Lilli Hallers Novellen auf. Dabei springen die Texte zwischen Schauplätzen in der Schweiz und in Russland hin und her. Detailreich und mit mundartlichem Charme erzählen die Novellen Frauenleben im frühen 20. Jahrhundert – gefärbt vom Blick einer ausgewanderten Schweizerin auf das zeitgenössische Russland.