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«Mystik» und «Legende» liegen als terminologische Kategorien in mediologischer Perspektive auf unterschiedlichen Ebenen. Während «Mystik» auf ein textuell vielfältiges diskursives Netz abhebt, zielt «Legende» auf eine literarische Form. Die Berücksichtigung von Aspekten mystischer und zugleich legendarischer Art bei nur einem Gegenstand verspricht neue Einsichten in das Feld «geistliche Literatur». In den Blick rückt eine textuelle Ereignishaftigkeit, die in keinem Defizienzverhältnis zu einer unterstellten Ereignishaftigkeit ausserhalb der entworfenen Textwelten steht. Mit der Aufwertung des Textes geht ein intensiviertes Interesse an Verfahren der textuellen Konstituierung, literarischen Komplexisierung und literaturtheoretischen Reflexivität einher, die sich in beiden Textzusammenhängen beobachten lassen. Die einzelnen Werke verorten sich dabei häufig in einem bereits literarischen Kontext, der ihnen als Bezugshorizont, Reflexionsrahmen und Stimulus zu weiterer Textproduktion dient. Das insbesondere forschungsgeschichtlich separierte Feld von «Mystik» und «Legende» weist in dieser Hinsicht durchaus ähnliche Phänomene und Textlogiken auf, die im Zentrum des vorliegenden Bandes stehen, so etwa eine sinnliche Adressierung, die Exposition einer Beobachterposition oder eine generative Textdynamik.
Summary
Mystik und Legende liegen in mediologischer Perspektive auf unterschiedlichen Ebenen: Während Mystik auf ein diskursives Netz abhebt, zielt Legende auf literarische Form. Die Berücksichtigung von Aspekten mystischer und legendarischer Art bei einem textuellen Gegenstand verspricht neue Einsichten ins Feld der geistlichen Literatur. Ausgehend von einer textuellen Ereignishaftigkeit rücken komplexe Formen einer sinnlichen Adressierung, einer gestärkten Beobachterposition und einer generativen Textdynamik in den Blick.