Description
Product details
Authors | Doireann Ní Ghríofa |
Assisted by | Jens Friebe (Translation), Cornelius Reiber (Translation) |
Publisher | BTB |
Original title | A GHOST IN THE THROAT |
Languages | German |
Product format | Hardback |
Released | 23.03.2023 |
EAN | 9783442762316 |
ISBN | 978-3-442-76231-6 |
No. of pages | 384 |
Dimensions | 135 mm x 206 mm x 36 mm |
Weight | 477 g |
Subjects |
Fiction
> Narrative literature
> Contemporary literature (from 1945)
Feminismus, Lyrik, Blut, Irland, erste Hälfte 21. Jahrhundert (2000 bis 2050 n. Chr.), eintauchen, Parallelen, weibliche Solidarität |
Customer reviews
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Ein weiblicher Text
"Ein Geist in der Kehle" ist ein Roman, in dem in der äußeren Handlung gar nicht viel passiert: Eine Mutter schafft sich kleine Freiräume, um zwischen der täglich wiederkehrenden Hausarbeit und Kinderversorgung das alte irische Klagelied Caoineadh Airt Uí Laoghaire zu übersetzen und mehr über dessen Verfasserin Eibhlín Dubh Ní Chonaill und ihr Leben herauszufinden.
Auf der tieferen Ebene entsteht daraus ein faszinierend vielschichtiges Bild, das viele verschiedene Themen berührt.
Die Erzählerin gibt ein ungeschöntes, sehr ehrliches Bild der Mutterschaft, die Erfüllung und Glück verspricht, aber, gerade mit kleinen Kindern, auch Selbstaufgabe und Aufopferung bedeutet und aus einer Reihe von immer gleichen Tagen mit immer gleichen Aufgaben besteht, in der man sich leicht verlieren kann.
Die Suche der Protagonistin nach dem Leben von Eibhlín Dubh in männlichen Texten, vor allem der männlichen Geschichtsschreibung, in der Frauen über Jahrhunderte höchstens am Rande erwähnt wurden, als Mutter oder Schwester eine Nebenrolle spielten, zeigt wie wenig die Worte und die Sicht von Frauen, die eher wörtlich weitergegeben werden, in der Geschichte Beachtung finden. Genau das macht das Caoineadh so faszinierend, weil dieses Gedicht selbst erst wieder aus den einzelnen Strophen, an die sich irgendwo noch irgendwer erinnern konnte, und die sich zwischendurch selbst verändert hatten, zusammengetragen und rekonstruiert werden musste - und doch hat es durch die Zeit hindurch Bestand. Auch das was über die Dichterin im 18. Jahrhundert herausgefunden werden kann, ist kulturgeschichtlich sehr interessant und bildet ein spannendes, wenn auch tragisches Leben ab.
Nicht nur dem Gedicht selbst und den großen bewegenden Themen von Liebe, Tod, Verlust und Schmerz verleiht Autorin Doireann Ní Ghríofa eine unglaubliche Poesie, sondern auch all den kleinen Alltäglichkeiten, den alltäglichen Kleinigkeiten.
Den Hunger der Erzählerin, den Spuren von Gedicht und Verfasserin zu folgen, konnte ich sehr gut nachvollziehen, mir ihr selbst konnte ich mich allerdings leider nicht gleichermaßen identifizieren. Sie und ihre eigene Familie bleiben gegenüber der historischen Familie, der sie sich annähert, seltsam farblos und abwesend, was jedoch auch davon zeugt, wie sehr sie sich aufgibt, um das Leben von Eibhlín Dubh weiterzugeben.
Eine faszinierende Lektüre mit wunderschöner Sprache und vielen Denkanstößen. -
2 starke Frauen
Es ist ein durch und durch ungewöhnlicher Text, den Doireann Ní Ghríofa in ihrem Debütroman vorlegt.
Die Autorin schreibt über sich selber, über ihr Leben als Mutter von zunächst drei, später 4 Kindern. Ihr Alltag ist stressig, geprägt von der Mutterrolle: stillen, wickeln, kochen, putzen, trösten, spielen. Sie erfüllt diese Aufgaben gerne, geht auf in ihrer Rolle als Mutter, stillt tagein tagaus die Bedürfnisse ihrer Familie und stellt dabei ihre eigenen komplett hinten an. Als sie eines Tages auf ein Gedicht von Eibhlín Dubh Ní Chonaill stößt, das ihr schon früher begegnet ist, beginnt sie sich intensiv mit dem Leben und Schaffen dieser Dichterin aus dem 18. Jahrhundert zu befassen. Vor allem deren Totenklage über ihren getöteten Geliebten hat es Ghríofa angetan, sie liest zahlreiche Übersetzungen und verfasst schließlich selber eine. Doch die Verbundenheit zu Eibhlín entwickelt sich zunehmend zur Besessenheit. Jede freie Minuten, zwischen Milchpumpe und schlaflosen Nächten, kreisen ihre Gedanken um die Totenklage, die mit 36 Strophen eine große Herausforderung darstellt.
Man merkt am poetischen Schreibstil, dass Ghríofa Dichterin ist. Jedes Kapitel startet zudem mit dem Auszug aus einem Gedicht von Eibhlín im irischen Original sowie einer englischen und deutschen Übersetzung. Gut gefällt mir, dass am Ende die gesamte Totenklage von Eibhlín abgedruckt wurde, hat man doch darüber im Verlauf des Buches viel gelesen.
Es ist tatsächlich ein weiblicher Text, auch wenn ich mir zunächst nichts darunter vorstellen konnte. Ghríofa schreibt über ihr Leben, über Geburt und Tod, über Milch und Blut, über Selbstbestimmung. Immer wieder stehen sich die Geschichten der beiden starken Frauen im 18. und im 21. Jahrhundert gegenüber. Keine leichte Lektüre, wer Lyrik liebt wird begeistert sein von diesem Buch. Es ist anspruchsvoll und ungewöhnlich, keine entspannende Lektüre. Ich hätte gerne etwas mehr über die Randpersonen erfahren, wie reagiert zum Beispiel Ghríofas Ehemann auf die Obsession seiner Frau? Aber das hätte sicherlich dem zutiefst weiblichen Text widersprochen.
Sehr interessant finde ich die beschriebene Lebenssituation der Autorin, nicht nachvollziehen kann ich ihre Besessenheit von Eibhlín und auch deren Geschichte war mir nach anfänglichem Interesse zu dominant. -
Wenig fesselnd, wenig daraus mit genommen
Das Buch ist sehr schwer einzuordnen und schwer in Worte zu fassen. Sowohl Handlung, als auch Sprache sind recht außergewöhnlich. Die Sprache ist sehr lyrisch, lässt sich aber dennoch flüssig lesen. Weiblicher Text ist ernst zu nehmen, es geht rein um die Frauenwelt, den Alltag als Frau, vor allem als Mutter und die Emanzipation in Sprache und Vergangenheit.
Ich bin selbst Mutter und konnte mich schon irgendwie hinein versetzen – allerdings fehlte mir nach den ersten 80 Seiten der Antrieb das Buch wirklich gerne in die Hand zu nehmen und habe eher bemüht gelesen.
Das Nachforschen unserer Hauptdarstellerin hinsichtlich des Gedichts gleitet relativ schnell in Obsession ab. Zuerst sucht sie nach Ablenkung in ihrem Alltag, identifiziert sich mit einer längst verstorbenen Person und deren Leben. Möchte mehr über sie heraus finden und auch etwas schaffen, das bleibt, indem sie das Gedicht übersetzt. Das konnte ich sehr gut nachvollziehen. Aber irgendwann schläft sie nicht mehr und isst nicht mehr, um mehr Zeit für ihr „Hobby“ zu haben. Sie entflieht ihrem Leben.
Also ich würde das Buch nicht noch mal lesen. Es ist mir zu verträumt, ich konnte nichts daraus mitnehmen und ich fand es insgesamt eher langweilig.
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